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Bayer 04 Leverkusen

B04-Sportdirektor Rolfes: „Financial Fair Play ist der richtige Weg“

Simon Rolfes, Sportdirektor von Bayer 04 Leverkusen, spricht im Interview mit „SPORTBUZZER“ unter anderem über die Veränderungen der Arbeit im Verein, die finanziellen Auswirkungen der Corona-Krise auf die Profiklubs und die Zukunft von Mittelfeldspieler Kai Havertz.

Mehr Zeit für den Nachwuchs

Nicht nur die Trainingseinheiten haben sich für die Bundesligaklubs verändert; auch die Arbeit hinter den Kulissen läuft anders ab. Simon Rolfes gibt im Interview einen Einblick in die aktuelle Arbeitsweise: „Viele bei uns arbeiten aktuell im Home-Office, so dass Arbeitsprozesse, wie Jour Fixes oder Meetings nur digital umgesetzt werden können. Natürlich hilft uns dabei, dass Bayer 04 in Sachen digitale Infrastruktur sehr gut aufgestellt ist und wir gerade im Bereich Sport bereits viele Prozesse digital steuern.“

Die derzeitigen Umstände geben dem Verein aber auch die Chance, sich auf ausgewählte Themen intensiver zu konzentrieren. Während des normalen Saisonverlaufs bleibt oft wenig Zeit für regelmäßige intensive Gespräche und Konferenzen; das hat sich nun geändert: „Jetzt (…) bietet sich die Zeit, um gerade auch strategische Themen zu forcieren, wie etwa beim Scouting, bei unser Spielphilosophie oder im Nachwuchsbereich. Dazu gehören zum Beispiel auch große Videokonferenzen mit mehr als 30 Teilnehmern, in denen wir unsere Nachwuchsscouts und -trainer schulen.“

Rolfes: „Die Solidarität der Vereine sollte gestärkt werden“

Ein weiteres zentrales Thema ist die finanzielle Belastung für die Fußballklubs. Leverkusens Sportdirektor zieht Schlüsse aus der aktuellen Situation: „Es gibt eine ganze Reihe von Bundesliga-Klubs, die in der Vergangenheit sehr solide gewirtschaftet haben und deswegen auf einem stabilen Fundament stehen. Dazu gehört auch Bayer 04. Dennoch halte ich es grundsätzlich für unabdingbar, dass die Vereine nach der Bewältigung der Krise ihre Eigenkapitalquote erhöhen. Nur so können sie dauerhaft ihre Widerstandsfähigkeit stärken.“

Für die Zukunft könnte ein Umdenken im Profi-Fußball von Nöten sein, um Krisen wie die aktuelle besser überstehen zu können. Simon Rolfes hält in dieser Hinsicht an der Idee des Financial Fair Play fest: „Ich glaube, dass man mit der Idee des Financial Fair Play auf dem richtigen Weg ist, schließlich ist die Verschuldung der Vereine in Europa deutlich zurückgegangen. An dieser Schraube sollte weitergedreht und damit die Solidität der europäischen Vereine gestärkt werden. Für solche Rahmenbedingungen kann im europäischen Fußball nur die UEFA sorgen. Innerhalb eines solchen Rahmens würde es schon bald wieder ähnliche Verhaltensmuster geben und würden dieselben Mechanismen greifen, wie wir das in den vergangenen Jahren erlebt haben – auf einem etwas niedrigeren finanziellen Niveau. Letztlich regelt das der Markt.“

Saisonabbruch und die Zukunft von Kai Havertz

Hinsichtlich der Diskussionen über den weiteren Verlauf der Saison und einen eventuellen Saisonabbruch bezieht Simon Rolfes klar Stellung. Ein Saisonabbruch wäre seiner Meinung nach ein fataler Verlust für all die Angestellten der Klubs: „Die 300 Fußballer in der Bundesliga kämen damit wohl zurecht. Was aber wird aus den 55.000 Menschen, die ebenfalls vom Fußball leben?! So wie es in anderen Branchen auch der Fall ist, hat der Fußball eine Verantwortung für seine Arbeitnehmer. Deshalb ist es aus unserer Sicht wichtig, dass der Ball so schnell wie möglich wieder rollt. Wenn die gesundheitlichen und politischen Rahmenbedingungen stimmen, vielleicht schon im Mai.“

Abschließend äußert der 38-Jährige noch über Kai Havertz, über dessen Zukunft und einen möglichen Abschied von Bayer 04 Leverkusen schon seit längerem spekuliert wird. Auch Havertz selbst sprach kürzlich in einem Interview über mögliche Zukunftsszenarien. Der Zeitpunkt stört Simon Rolfes nicht: „Nein. Überhaupt nicht. Kai hat nur eine Frage beantwortet. Ich sehe das ganz entspannt, weil wir mit ihm im ständigen Austausch sind. Es ist normal, dass ein Spieler seiner Klasse uns irgendwann verlassen wird, um bei einem ganz großen Klub zu spielen.“