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Bundesliga

Investoreneinstieg in der Bundesliga: Das plant die DFL mit der Milliarde

DFL Logo auf einer Kamera

Die DFL-Geschäftsführung darf mit potenziellen Investoren über einen Einstieg in die Bundesliga verhandeln und dem Präsidium ein Angebot vorlegen. Der entsprechende Antrag erhielt am Montag in Frankfurt knapp die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit der 36 Erst- und Zweitligisten. Doch was plant die DFL mit dem Geld eines externen Geldgebers – der mit etwa einer Milliarde Euro einsteigen soll -, wenn es zu einem Deal kommt? Der „ARD Sportschau“ liegt diesbezüglich ein interner Investitionsplan der DFL vor.

DFL erhofft sich eine Milliarde

Nachdem das Vorhaben der DFL – zu anderen Konditionen – noch im Mai gescheitert war, stimmten nun genau die 24 benötigten Klubs einem Investoreneinstieg zu. Mit einer „Ja“-Stimme weniger wäre der Plan erneut gescheitert. „Wir werden mit diesem Mandat verantwortungsvoll umgehen“, versprach DFL-Geschäftsführer Marc Lenz im Anschluss an die Mitgliederversammlung. Er betonte, dass ein möglicher Geldgeber aus der „Private-Equity“-Branche „rote Linien“ akzeptieren müsse. „Sonst ist es der falsche Partner.“ Diese „roten Linien“ bedeuten: keine „Mitbestimmungsrechte eines Partners in Bezug auf Pflichtspiele im Ausland, Anstoßzeiten oder im Bereich der Spielplanung.“

Die DFL will „hart“ mit möglichen Investoren verhandeln. Bis Ende März soll ein externer Geldgeber gefunden werden. Der Plan sieht vor, sechs bis neun Prozent der Anteile einer DFL-Tochtergesellschaft mit dem Namen „MediaCo“ für die nächsten 20 Jahre zu verkaufen. In dieser sollen die kompletten Medien- und Vermarktungsrechte der Ligen gebündelt werden. Die DFL erhofft sich dafür ein Investment in Höhe von 800 Millionen bis einer Milliarde Euro. Damit würde die Bundesliga nur noch 91 bis 94 Prozent der TV-Einnahmen selbst kassieren. Der Rest der Erlöse soll an den Investor gehen.

Fokus: Internationalisierung & Digitalisierung

Von der erhofften Milliarde Euro sind 600 Millionen Euro für die DFL-Zentralverwaltung zur Weiterentwicklung des Geschäftsmodells vorgesehen. Sie sollen die Kernprojekte Digitalisierung und Industrialisierung vorantreiben.

164 Millionen Euro sollen in eine eigene digitale Plattform fließen

Auf dieser sollen Videoinhalte präsentiert und teils über ein Abo-Modell direkt an die Fans verkauft werden. Dabei sollen auch Videoinhalte von den Klubs selbst bereitgestellt werden. Die DFL könnte – wie die US-amerikanische NBA im Basketball – die Fans direkt ansprechen und Abonnements verkaufen. Auch soll die Plattform einen internationalen Fanshop umfassen.

183 Millionen Euro für Vermarktung im Ausland

Einen Teil des Investorengeldes möchte die DFL nutzen, um die Klubs bei Auslandsreisen zu unterstützen. Dabei soll den Vereinen bei der Planung und Durchführung unter die Arme gegriffen werden. Die Auslandsaktivitäten deutscher Klubs sollen künftig stärker koordiniert werden, um langfristig Fans im Ausland an sich zu binden. Zudem sollen Videoinhalte für bestimmte Märkte im Ausland erstellt werden – vielleicht in einem neuen ausländischen Büro. Bisher hat die DFL Büros in New York und Singapur, dabei sind weitere mit den externen Geldern geplant.

Spanische Liga als Vorbild für TV

126 Millionen Euro für inländische Maßnahmen

Mit knapp einem Zehntel der Investorengelder möchte die DFL auch gegen illegales Streaming von Bundesliga-Spielen vorgehen. Außerdem sollen die Übertragungen weiterentwickelt werden. Konkret geplante Maßnahmen gibt es bereits: etwa Videos aus der Umkleidekabine oder dem Mannschaftsbus sowie Kurzinterviews unmittelbar vor Anpfiff. Generell möchte die DFL den übertragenden Sendern mehr Zugang zu den Mannschaften ermöglichen. Damit sollen auch unter der Woche mehr Inhalte abseits der Spiele produziert werden.

Bald eigene digitale Plattform & Doku für die Bundesliga? Foto: Frederic Scheidemann/Getty Images

Die spanische Liga – die bereits einen ähnlichen Investorendeal abgeschlossen hat – hat einige der Maßnahmen bereits umgesetzt. Dadurch erhält das TV-Publikum Einblicke in die Kabinen vieler Mannschaften. Dies sei jedoch nicht frei von Konflikten. Torwart Unai Simon von Athletic Bilbao kritisierte diese Einblicke: „Ich mag es nicht, ich fühle mich nicht wohl.“ Zuletzt war im Fernsehen zu sehen, wie seine Mannschaft das „Vater Unser“ betet. Simon war jedoch kein Freund der Idee: „Das ist unser heiliger Moment.“

Doku wie bei der Formel 1 geplant?

Konkret ist im Papier der DFL auch von einer „ligaweite Dokumentation“ die Rede. Mehrere Sportarten sind diesem Plan bereits gefolgt. Die Netflix-Doku der Formel 1, „Drive to survive“, ist wohl das bekannteste Beispiel und erhielt viel Aufmerksamkeit. Andere Sportarten wie Golf, Tennis, Radsport oder Leichtathletik zogen seitdem nach. Nun wird das wohl auch die DFL tun.

65 Millionen Euro für Werbepartner

Das für Werbepartner budgetierte Geld wird primär für „virtuelle Werbung“ eingeplant. So soll beispielsweise Bandenwerbung je nach Land digital angepasst werden. Im Teil des Plans wird zudem wörtlich auch von „Bundesliga Namensrecht: Umsetzung Partnerschaft“ gesprochen. Zwar kein Kostenpunkt, könnte jedoch bedeuten, dass die Bundesliga bald einen Sponsor im Namen tragen könnte.

62 Millionen Euro für VBL und Puffer

Acht Millionen Euro sollen in den Ausbau der „Virtual Bundesliga“ fließen. Damit könnte die E-Sport-Schiene der Bundesliga gestärkt werden. Die „Virtual Bundesliga“ – kurz VBL – wurde 2012 zum Start des Spiels FIFA 13 gegründet. Seit der Saison 2020/21 treten auch 26 Bundesligisten in einem Ligasystem mit eigenen Kadern an. Die restlichen 54 von 600 Millionen Euro eines Investors für die Digitalisierung und Industrialisierung der Liga verbleiben somit als „strategischer Rückbehalt.“

Die restlichen 400 Millionen Euro

Von den restlichen 400 Millionen Euro sind 100 Millionen Euro für Auslandsreisen vorgesehen. So soll den Klubs für ihre Reisen ins Ausland direkt Geld zur Verfügung gestellt werden. Dadurch könnten Klubs Reisekosten bewältigen und zu Werbezwecken in die USA oder nach Asien reisen. Mit den weiteren 300 Millionen Euro sollen zumindest für vier Jahre die Lücke geschlossen werden, die ein möglicher Investorendeal reißt. Die Klubs müssen im Gegenzug für die Investorengelder langfristig auf rund acht Prozent ihrer Einnahmen verzichten, die im Gegenzug 20 Jahre lang an den Investor gehen.

Der Zeitplan ist klar: Voraussichtlich im zweiten Quartal 2024 wird die DFL die Medienrechte für die vier Spielzeiten 2025/26 bis 2028/29 ausschreiben. Bis dahin soll bereits ein Deal mit einem externen Geldgeber abgeschlossen sein. Ab dem Zeitpunkt beginnt die „Wette auf die Zukunft“: Durch den dauerhaften Abzug von bis zu neun Prozent der Einnahmen ist die DFL für maximal 20 Jahre auf eine Steigerung der Erlöse angewiesen, um die Verpflichtung an den Investor zu begleichen.

Verhandlungen laufen – Kritik bleibt

Die DFL-Führung verhandelt bereits mit mehreren Bietern. Nach „Sportschau“-Informationen gelten derzeit drei Angebote als vielversprechend. Ein weiteres blieb unter den Erwartungen der DFL. Bei den Investoren handele es sich nicht um Einzelpersonen, sondern um mehrheitlich im Ausland ansässige Geldgeber aus dem sogenannten „Private-Equity“-Bereich. Die Meinungen zum Einstieg eines Investors sind geteilt. Einige Klubbosse hatten im Vorfeld sogar mit der Spaltung des Profifußballs gedroht, sollte das Vorhaben erneut scheitern.

Geschäftsführer Fernando Carro von Bayer Leverkusen hatte Zweitligisten die Pistole auf die Brust gesetzt, sollten diese den Einstieg torpedieren. Er betonte jedoch auch, dass die DFL mit Interessen „hart verhandeln“ müsse, „denn es geht hier um das Geld des deutschen Fußballs – und das ist ja kein Blankoscheck.“ Die Sorgen vieler Kritiker bleiben dennoch bestehen: Halten die „roten Linien“, die von der DFL versprochen wurden? Der 1. FC Köln und viele aktive Fanszenen kritisierten, dass es bei Investoren mit hohen Renditeerwartungen mindestens zu indirekter Einflussnahme kommen könnte.

Die Fans haben ihren Widerstand gegen die Beteiligung eines Investors deutlich zum Ausdruck gebracht. In den letzten Wochen waren in praktisch allen Stadien Spruchbänder zu sehen. Ähnlich wie der „Effzeh“ befürchten einige Anhänger durch den Einstieg eines Investors eine Wettbewerbsverzerrung. Spürbare Änderungen für die Fans durch den Deal dürften sich erst sukzessive ergeben – sofern die Spieltage nicht plötzlich doch fragmentiert werden. Die Pläne mit dem Investorengeld sollen die Liga international stärker in den Fokus rücken und neue Märkte im Ausland erschließen.

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