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Nationalmannschaft

Heute vor 5 Jahren: Podolski mit Tor des Jahres zum Abschied

Bei einem Abschiedsspiel von Legenden passt meistens alles zusammen: Die Geschichte, der Ort, die kleinen Details, das Spiel – besser als so manches Hollywood-Drehbuch. So war es auch bei Lukas Podolski der Fall. Wir schreiben den 22. März 2017. Im von Kölnern eingenommenen Dortmunder Signal Iduna Park findet am Abend ein echter Fußball-Klassiker statt: Deutschland trifft auf England. Doch es ist kein normales Freundschaftsspiel, kein normaler Klassiker. Er steht im Zeichen von einem der besten Fußballer, den die deutsche Nationalmannschaft je hatte. Zum 130. und letzten Mal läuft Lukas Podolski, oder „Poldi“, wie ihn jeder Fan liebevoll nannte, im DFB-Trikot auf. Der Rest steht in den Geschichtsbüchern.

Heute vor fünf Jahren: Podolskis letztes Spiel für Deutschland – Zeit für einen Rückblick auf eine unglaubliche Nationalmannschaftskarriere und seinen Bilderbuchhaften Abschied.

In Polen geborener Podolski debütiert für DFB

Der im polnischen Gliwice zur Welt gekommene Lukas Podolski hätte für Deutschland, aber auch für sein Geburtsland Polen auflaufen können. Ab 2001 spielte der junge Offensivspieler für die deutschen U-Nationalmannschaften. Gerüchte, wonach Poldi eine Einladung für die polnische Nationalmannschaft bekam, aber wegen finanziellen Gründen abgelehnt habe, dementierte der Spieler. „Niemand hat mir vorgeschlagen, für Polen zu spielen, als dies noch möglich war. Die Offiziellen haben den günstigen Moment verschlafen“, so Podolski.

Bei der U21-Europameisterschaft 2004 kam Podolski für Deutschland zum Einsatz – der deutsche Nachwuchs schied bereits in der Vorrunde aus. Auch für seinen Verein lief es zu dem Zeitpunkt nicht gut: Der 1. FC Köln stand in der Bundesliga-Saison 2003/04 an jedem Spieltag auf einem Abstiegsplatz. Der 18-jährige Poldi war ein Lichtblick des sinkenden Schiffs namens „Effzeh.“ In 20 Pflichtspielen für die Profis gelangen ihm elf Torbeteiligungen.

Im Sommer 2004 wurde Podolski anschließend ohne einen einzigen Einsatz für die A-Nationalmannschaft in den EM-Kader berufen. Vier Tage nach seinem letzten Spiel bei der U21-EM folgte das Debüt Poldis für Deutschland. Am 6. Juni 2004 wurde der gerade 19 Jahre alt gewordene Offensivspieler nach 74 Minuten beim Stand von 0:2 eingewechselt. Das Spiel ging verloren. Es war jedoch ein neuer Stern am deutschen Fußballhimmel geboren. Was die darauffolgende EM betrifft: Unter der Leitung von Bundestrainer Völler schied Deutschland in der Gruppenphase aus – Podolski kam im letzten Gruppenspiel für 45 Minuten zum Einsatz. Mit seinen ersten Einsätzen für die A-Nationalmannschaft war auch die Entscheidung gegen Polen und für den DFB fix.

Ende 2004 & 2005: Erste Tore für Deutschland

Nach der verkorksten EM 2004 waren Rudi Völlers Tage als Nationaltrainer gezählt. Jürgen Klinsmann übernahm den Posten als Cheftrainer der DFB-Elf. Und hielt große Stücke auf den jungen Podolski, denn er setzte den jungen Zweitligaspieler – wenn auch nur kurz – regelmäßig ein. Gegen Japan stand er zum ersten Mal in der Startelf. Am 21. Dezember 2004 kam Podolski gegen Thailand in der 60. Spielminute zu seinem achten Länderspiel. Mit seiner Einwechslung wollte Klinsmann frische Impulse setzen, weil es im Rajamangala Stadium zu dem Zeitpunkt „nur“ 2:1 für Deutschland stand.

Wie erhofft, konnte der junge Podolski für frische Impulse sorgen: Nach 13 Minuten auf dem Platz kam der Kölner bei thailändischen schwül-warmen Bedingungen an den Ball. Der Weg zum gegnerischen Kasten war frei. Poldi lief und lief – und schloss eiskalt zum 3:1 ab. Sein erstes von 49 Länderspieltoren. Doppelt hält jedoch bekanntlich besser und so konnte sich der agile Linksfuß ein zweites Mal in die Torschützenliste eintragen. In der 89. Minute traf er nach Vorlage von Bastian Schweinsteiger zum 5:1-Endstand.

Nach ersten zwei Länderspieltoren: Podolski nicht zu bremsen

Ab da war der Knoten geplatzt: In den darauffolgenden drei Freundschaftsspielen sammelte Podolski drei Scorerpunkte. Beim Confederations Cup 2005 war der FC-Spieler unter Klinsmann gesetzt und erzielte in drei Spielen weitere zwei Tore und eine Vorlage. Die deutsche Mannschaft verpasste gegen Brasilien, trotz Podolski-Tor, den Einzug ins Finale. Allerdings sicherte sich die DFB-Auswahl gegen Mexiko nach Verlängerung den dritten Platz des Turniers. Podolski traf zum dritten Mal in vier Spielen – Michael Ballack sorgte kurz vor Schluss mit einem direkten Freistoß für den 4:3-Endstand.

Zweieinhalb Monate später konnte der mit dem 1. FC Köln direkt wieder aufgestiegene Akteur seinen ersten Dreierpack im DFB-Dress bejubeln. Beim 4:2-Erfolg über Südafrika in einem Freundschaftsspiel war Podolski an allen vier deutschen Toren aktiv beteiligt. Drei erzielte er selbst, ein weiteres bereitete er vor. Der 19-Jährige hatte sich von einer Überraschungsnominierung für die EM 2004 zu einer festen Größe im DFB-Team entwickelt. Und das war noch nicht alles, was dem jungen Talent in seiner Karriere bevorstehen sollte.

Podolski als Schlüsselfigur des Sommermärchens

Nach der desaströsen EM 2004 bereitete sich die deutsche Nationalmannschaft auf das nächste große Turnier 2006 vor. Es war ein besonderes: Eine Weltmeisterschaft auf heimischem Boden. Umso größer war die Sehnsucht nach dem vierten WM-Titel nach 1954, 1974 und 1990. Dennoch sollte es realistisch gesehen ein schwieriger Wettbewerb werden. Nach dem Ausscheiden 2004 war die DFB-Mannschaft in Trümmern, ehe sie Klinsmann langsam wiederaufgebaut hatte.

Dabei nahm auch der junge Lukas Podolski eine Schlüsselrolle ein und war in der WM-Vorbereitung Stammspieler. Bei der Weltmeisterschaft führte er diese Rolle weiter aus. Als Schlüsselfigur kam er in allen WM-Spielen zum Einsatz und konnte drei Treffer erzielen. Die deutsche Mannschaft spielte eine sehr gute Heim-WM – die Geschichte des Sommermärchens wurde erzählt. Und der Kölner Jung Poldi war mittendrin – von der technischen Kommission der FIFA wurde der 21-Jährige zum besten jungen Spieler des Turniers gewählt und stach dabei heutige Weltstars wie Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo aus. Im April 2006 wurde er außerdem zum achten Mal in seiner Karriere „Tor des Monats“-Torschütze – noch vier weitere Male sollte er die Auszeichnung erhalten.

Schweinsteiger & Podolski auf der Fanmeile nach dem Sommermärchen 2006 – eine „Bromance“ im deutschen Fußball. Foto: Marcus Brandt/AFP via Getty Images

Auf Vereinsebene hingegen lief es für Podolski und seinen „Effzeh“ nicht prickelnd – nach dem direkten Wiederaufstieg stiegen die Kölner direkt wieder in die zweite Liga ab. Zusätzlich verloren sie mit Poldi einen Leistungsträger, der für zehn Millionen Euro Ablöse zum FC Bayern München wechselte. In der Abstiegssaison 2005/06 gelangen dem 21-Jährigen in 33 Pflichtspielen 19 Scorerpunkte. Für die Nationalmannschaft konnte der Neu-Bayern-Spieler, der unter Klinsmann als hängende Spitze eingeplant wurde und diese Rolle auch unter Neu-Bundestrainer Löw einnahm, weitere Tore erzielen. Beim 13:0-Sieg der DFB-Elf gegen San Marino im September 2006 traf Podolski viermal – mit 21 Jahren hatte er bereits 16 Länderspieltore auf seinem Konto, was vor ihm kein Spieler geschafft hatte.

2008/09 und die frühen 2010er – ein Auf und Ab

Nach einem Jahr Auszeit bei der Nationalmannschaft und einem durchwachsenen Start beim FC Bayern kehrte Podolski im September 2007 zurück. Statt als hängende Spitze agierte der Wahl-Kölner nun als Linksaußen. Bereits im zweiten Spiel nach seinem Comeback erzielte der Offensivspieler wieder ein Tor. Danach gehörte er fest zum Aufgebot von Bundestrainer Joachim Löw und spielte 2008 eine starke Europameisterschaft. An fünf Toren war der damals 23-Jährige direkt beteiligt und wurde ins All-Star-Team des Turniers gewählt.

In den Qualifikationsspielen für die WM 2010 traf Poldi in jedem zweiten Spiel und hatte im Alter von nur 23 Jahren und 3 Monaten schon 30 Länderspieltore erzielt. Allerdings sorgte er für seinen ersten Skandal, als er am 1. April 2009 im WM-Qualifikationsspiel gegen Wales Mitspieler Michael Ballack schlug. Ballack soll Podolski wohl Anweisungen gegeben haben, die dem Bayern-Spieler nicht zu gefallen schienen. Die FIFA und der DFB sprachen keine Sanktionen gegen Podolski aus – er spendete jedoch freiwillig 5000 Euro an eine Fairplay-Aktion des Deutschen Fußball-Bundes. Bei der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika erzielte er das erste deutsche Tor des Turniers. Ein weiteres und zwei Vorlagen folgten.

2012 & 2013: Druck durch die jungen Wilden, „Klub der Hunderter“ und Rekorde

Vor den nächsten großen Turnieren begann der Fall Podolskis in der Nationalmannschaft. Drei Tore in neun Qualifikationsspielen für die EM 2012 waren Podolskis bis dahin schlechteste Torquote für den DFB. Bei der EM 2012 war der inzwischen 27-Jährige zwar gesetzt, bekam auf links jedoch Konkurrenz durch den aufstrebenden Youngstar Marco Reus. Es bahnte sich an, dass Podolskis Zenit in der Nati irgendwann überschritten sein würde und er von jungen Talenten verdrängt würde.

Zwei Rekorde nahm Poldi in den Jahren 2012 und 2013 dennoch mit: Im EM-Vorrundenspiel gegen Dänemark stand er im Alter von nur 27 Jahren und 13 Tagen zum 100. Mal für Deutschland auf dem Rasen. So schnell kam vor ihm noch keiner in den „Klub der Hunderter“. Im Freundschaftsspiel gegen Ecuador am 29. Mai 2013 gelang ihm außerdem das schnellste Tor in der Geschichte der deutschen Nationalmannschaft. Nur neun Sekunden nach dem Anpfiff erzielte Podolski das 1:0 – das bis heute schnellste Länderspieltor weltweit.

Vereinstechnisch durchlief Podolski zwischen 2008 und 2013 eine teils schwierige Phase, nachdem er beim FC Bayern München nie Fuß fassen konnte und zu einem Edelreservisten wurde. Im Sommer 2009 folgte die Rückkehr zu „seinem“ 1. FC Köln – eine sportlich gute Zeit für Podolski endete für den Verein jedoch unrühmlich mit dem Abstieg in Liga zwei im Sommer 2012. Der Linksfuß wechselte daraufhin ins Ausland und verbrachte drei erfolgreiche Jahre beim FC Arsenal in England, ehe er 2015 an Inter Mailand verliehen wurde. Danach lauteten seine Stationen Galatsaray Istanbul, Vissel Kobe und Antalyaspor Kulübü. Seit letztem Sommer spielt er in seiner Heimat Polen für den Erstligisten Górnik Zabrze – in 23 Einsätzen kam er auf acht Torbeteiligungen.

WM-Titel 2014: Poldi im Fußball-Himmel!

Nach zwei Weltmeisterschaften auf dem Buckel, sollte die WM 2014 Podolskis letzte Weltmeisterschaft werden. Damit auch die letzte Chance, seine turbulente und erfolgreiche Nationalmannschaftskarriere mit einem WM-Titel zu krönen. Zweimal wurde der geborene Pole WM-Dritter (2006 & 2010), dazu einmal Vize-Europameister (2008). Mit einer über Jahre hinweg eingespielten Mannschaft sollte 2014 also der große Wurf gelingen.

Der Rest der Geschichte ist bekannt. Podolski kam bei der WM in Brasilien für 53 Minuten zum Einsatz und sah am 13. Juli 2014 die Szene, die Millionen deutsche Fans vor Ort und in der Heimat zum Jubeln brachte. Das Zitat von ARD-Kommentator Tom Bartels in der 113. Minute des WM-Finals zwischen Deutschland und Argentinien besitzt Legendenstatus: Nach André Schürrles Flanke von der linken Seite schrie der heute 56-Jährige „Der kommt an!“ Mario Götze stand völlig frei in der Mitte des Strafraums und konnte die Flanke mit der Brust annehmen. Bartels sah die Chance: „Mach‘ ihn! Mach‘ ihn!“ Er machte ihn. Der Ball zappelte im Netz. Deutschland war Weltmeister. In Bartels‘ Worten nach dem Abpfiff: „Deutschland ist zurück im Fußball-Himmel!

Trotz nur 53 Spielminuten: Podolski fühlt sich „absolut als Weltmeister“

Und Lukas Podolski? Auch er war einen Monat nach seinem 29. Geburtstag im Fußball-Himmel. Er hatte es geschafft. Er war Weltmeister. Trotz der wenigen Einsatzzeit bei der siegreichen WM fühlte sich der Linksaußen „absolut als Weltmeister“. Seine Begründung „Ich habe die gesamte Entwicklung mitgemacht, der Weg nach Rio begann viel früher. 2006 haben wir uns aufgemacht, acht Jahre danach waren wir am Ziel.“

Dennoch gab er sich im „kicker“ gewohnt bodenständig: „Es ist schön, zu spüren, dass die Leute Respekt haben vor dem, was man erreicht hat. Gerade im Ausland gibt man mir dieses Gefühl. Aber ich laufe jetzt nicht mit Stöckelschuhen durch die Stadt.“ Ob er mit denen genauso gut gespielt hätte, sei dahingestellt – jedenfalls prägte Podolski eine Ära in der deutschen Nationalmannschaft und bekam die lang ersehnte große Belohnung – unter dem Zuckerhut von Rio de Janeiro.

Die Freude war an jenem 13. Juli 2014 grenzenlos: Podolski war Weltmeister. Foto: Julian Finney/Getty Images

EM 2016: Kein Maskottchen – dafür gestandene Persönlichkeit

In seinen letzten Jahren bei der Nationalmannschaft lief es für Lukas Podolski nicht immer ganz rund. Nur noch vereinzelt kam er im DFB-Dress zum Einsatz. Im gesamten Jahr 2016 stehen nur 44 Spielminuten für Deutschland in seinen Statistiken – 18 davon bei der Europameisterschaft. Für Podolskis Nominierung für die EM musste sich Bundestrainer Joachim Löw vor den Medien und Fans rechtfertigen wie für keine andere.

Einige Medien schrieben über den Weltmeister, dass er im DFB-Team nur noch ein „Maskottchen“ oder „Gute Laune-Vogel“ sei. Löws Kommentar dazu, dass der 31-Jährige „eine Persönlichkeit [ist], die der Mannschaft viel geben kann“, war gut gemeint, befeuerte die Kommentare jedoch. Die Erklärung des Trainers glich schon fast einer Entschuldigung: „Das Kollektiv ist wichtiger als jeder einzelne Spieler. Neben dem sportlichen Wert zählt für mich die Persönlichkeit, wichtig ist der Beitrag, den Spieler auf und neben dem Platz leisten.“

Lukas Podolski fand eine persönliche Antwort für seine Kritiker – wie gewohnt direkt, aber auch ungewohnt ernst: „Ich empfinde das als respektlos. Ich habe über 100 Länderspiele, viele Turniere gespielt, dass ich mich dann als Maskottchen betiteln lassen muss, finde ich eine Unverschämtheit.“ Für seine Worte auf der Pressekonferenz bekam er Zuspruch von Fans und Mitspielern – für andere Sprüche hagelte es jedoch Lacher und Szenenapplaus. Unvergessen bleibt Poldis Kommentar über Löws Griff in die Hose: „80 Prozent von Euch und ich auch kraulen sich auch mal an den Eiern.“

Und auch sonst kam der Wahl-Kölner dem Spitznamen des „Gute Laune-Vogels“ im positiven Sinne nach. Bei Filmvorstellungen freue er sich am meisten auf die Filme, Köln sei Halb-Istanbul und auch Journalisten wurden von einem Wurf ins kalte Poolwasser nicht verschont. „Das Gute an England ist: Wir haben viele englische Wochen“, darf in einer Sammlung seiner besten Sprüche auch nicht fehlen. Lukas Podolski war in der Nationalmannschaft eine gestandene Persönlichkeit, die sich bis auf eine Ohrfeige in seinen jungen Jahren keine Skandale erlaubte – und am 15. August 2016 ihren Rücktritt aus der DFB-Elf angekündigte.

2017: Abschied nach Podolski-Art. Traumtor für die Geschichtsbücher

Wie eingangs erwähnt: Bei einem Abschiedsspiel von Legenden passt meistens alles zusammen: die Geschichte, der Ort, die kleinen Details, das Spiel. Die Geschichte: Podolski verabschiedet sich nach 130 Länderspielen wie ein Großer. Der Ort: Der Dortmunder Signal Iduna Park. Das Kölner RheinEnergie-Stadion wäre wohl ein noch besserer Ort für den letzten Zapfenstreich des 31-Jährigen gewesen. Doch da sind diese kleinen Details: Kölner Fans verwandelten das Schwarz-Gelbe Stadion in eine Kölner Feier für ihren Prinz Poldi. Eine Feier bei einem Fußball-Klassiker. Das Spiel: Deutschland gegen England. Der Fußball-Klassiker am 22. März 2017 wurde für Podolskis Abschiedsgala zweckentfremdet und das mit einem wahren Happy End.

Als Kapitän führte der „Kölsche Jung“ und Weltmeister die deutsche Mannschaft aufs Feld. Vor dem Spiel verabschiedete sich Poldi von den Fans. Zitat: „Wenn ich das hier so sehe, würde ich am liebsten jedem die Hand geben. Persönlich danke sagen für geile 13 Jahre die ich erleben durfte mit dem Adler auf der Brust. Danke Dortmund, danke Köln und danke Deutschland.“ Nach 69 gespielten Spielminuten kam der Linksfuß rund 25 Meter vor dem Tor der Engländer an den Ball. Und zog mit seiner „linken Klebe“ ab. Bei dem, was danach folgte, traute auch ARD-Kommentator Gerd Gottlob seinen Augen nicht: „Gut gespielt. Podolskiiii – neeeein, das glaube ich nicht! Das glaube ich nicht! Sensationell! Ein wunderbarer Treffer!“ Der Ball zappelte nach einer wunderschönen Flugkurve im Netz, sodass Englands Keeper Joe Hart nichts anderes übrig blieb, als ihm hinterherzuschauen.

Podolski selbst konnte es nicht fassen und streckte beim Jubel die Arme aus – die „Ja“-Schreie des Deutsch-Polen waren laut zu hören. Von den Tribünen kamen „Erster Fußballclub Köln!“-Rufe. Das Dortmunder Stadion war an diesem Abend in Kölner Händen. Die Ränge waren bestückt mit Narrenkappen und selbst gebastelten Hüten. Geschichten, die nur der Fußball schreibt. Das erkannte auch Nationalspieler Toni Kroos und äußerte nach dem Spiel: „Solche Sachen passieren nur im Fußball.“ Sogar von einigen englischen Fans gab es für das Tor Beifall. Die Sportschau-Zuschauer wählten den Treffer zum „Tor des Jahres 2017.“

Ein Hollywoodreifer Abschied: Poldi geht als ein Großer

Nach 84 Minuten war das Kapitel Podolski beim DFB endgültig vorbei. Sebastian Rudy kam für den 130-maligen Nationalspieler ins Spiel, der unter Standing Ovations und Applaus von den Fans verabschiedet wurde. Joachim Löw bekam von dem 31-Jährigen eine Umarmung – für seine Karriere war der Ex-Bundestrainer eine wichtige Personalie. Wie Gottlob es treffend beschrieb: „Ein Großer geht vom Platz.

Dieser Große beschrieb sein Abschiedsspiel nach dem Abpfiff als „einen geilen Film: Wir gewinnen 1:0 und ich mache das Ding. Ich weiß ja auch, dass ich einen linken Fuß habe, den mir der liebe Gott oder sonst wer gegeben hat.“ Weitere Stimmen zur Partie fielen ähnlich aus: Bundestrainer Löw nannte das Tor einen „typischen Poldi. Aber besondere Spieler verdienen auch einen besonderen Abschied wie diesen.“ Thomas Müller, der den deutschen Fußball zusammen mit Podolski über Jahre geprägt hatte, sagte: „Das Drehbuch hätte man nicht besser schreiben können, mir als Regisseur wäre es ein bisschen zu kitschig. Das glaubt einem ja keiner.“

Das Drehbuch wurde heute vor fünf Jahren geschrieben: Podolskis letztes Spiel für Deutschland. Der Schlussstrich einer 13 Jahre langen Ära beim DFB.

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Der Abend des 22. März 2017 stand ganz im Zeichen von Lukas Podolski. Foto: Patrik Stollarz/AFP via Getty Images