Foto: Micha Will/Bongarts/Getty Images
Erst vor wenigen Tagen hatte Frank Baumann das endgültige Saison-Aus von Niclas Füllkrug verkündet. „Niclas ist da gut im Zeitplan, aber wir rechnen weiter nicht damit, dass er uns vor dem 30.6. zur Verfügung stehen wird. Das Comeback wird ein Thema für die nächste Saison sein“, hatte Werders Sportchef der „Bild“ bestätigt. Dass der 27-Jährige bereits seit Mitte September mit einem Kreuzbandriss ausfällt, konnten die abstiegsbedrohten Bremer letztlich nie kompensieren. Eine Etage tiefer ist mit dem 1. FC Nürnberg einer seiner Ex-Vereine ebenfalls in den Abstiegsstrudel geraten.
Ohne Corona hätte an diesem Wochenende im Max-Morlock-Stadion eigentlich das Franken-Derby zwischen Nürnberg und Fürth stattgefunden. Der letzte Spieler, der dieses brisante Duell zuletzt vor heimischer Kulisse zugunsten der Nürnberger entscheiden konnte, ist mit Füllkrug ausgerechnet ein Profi, der zuvor auch schon für den Erzrivalen aktiv gewesen war.
„Ich muss ehrlich sagen, dass ich von Anfang an das Gefühl hatte, dass die Nürnberger Fans mich sehr gut aufgenommen haben. Sie haben es mir nicht übelgenommen. Ich habe klar gesagt, dass ich den Club geil find‘ und unbedingt hinwollte“, sagt Füllkrug im Interview mit „fcn.de“. Von 2014 bis 2016 schnürte er sich für den neunmaligen Deutschen Meister die Fußballschuhe. Beim Derby im Februar 2016 wurde er mit einem späten 2:1-Siegtor zum Matchwinner. „Ich sah mich damals nur als Cluberer“, stellt er klar.
„Also zunächst einmal muss ich sagen, dass ich sehr gerne in Nürnberg gespielt habe.“ Mit 29 Torbeteiligungen in 59 Spielen hatte Füllkrug beim Club jedoch nicht nur sportlich eine erfolgreiche Zeit. „Nürnberg ist eine wunderschöne Stadt mit einem tollen Verein und tollen Menschen. Ich habe es dort geliebt, die Lebensqualität war echt schön. Das war für meine Frau und mich die erste Auswärtsstation, wir waren noch sehr jung. Wir haben in Lauf gewohnt, etwas außerhalb. Das war megaschön dort. Auch deshalb habe ich mich sehr mit dem Verein verbunden gefühlt“, blickt der Angreifer zurück.
Nur wenige Monate nach dem umjubelten Derbysieg scheiterte das Team von Trainer René Weiler nach zwischenzeitlich 15 ungeschlagenen Heimspielen in der Aufstiegs-Relegation an Frankfurt. „In der Zeit hatten wir auch eine coole Mannschaft“, so Füllkrug. „Wir waren alle untereinander befreundet, waren oft zusammen essen. Wir waren wie so eine junge Bande mit ein oder zwei Chefs, die bisschen älter waren und uns anführten.“ Sebastian Kerk, Alessandro Schöpf (jetzt Schalke), Tim Leibold (HSV), Kevin Möhwald (Bremen) und „ich – wir waren die wilden Jungen,“ Raphael Schäfer (Karriereende) und Guido Burgstaller (Schalke) „die Anführer.“
„Wir wussten daher auch, dass es ein gutes Derby wird. Wir waren mega heiß und aufgeregt. Im Stadion war eine super Stimmung.“ In der 84. Minute schoss der Stürmer dann den goldenen Treffer. „Das war auch ein Tor, das ich so wohl nie wieder erzielen werde. Mit der Brust angenommen und dann reingeköpft.“ Noch im selben Sommer verließ Füllkrug das Frankenland jedoch und wechselte in seine Heimatstadt zu Hannover 96. Seit letztem Sommer läuft der Bremer nun wieder für seinen Ausbildungsverein auf, den er vor fast sechs Jahren im Anschluss an die Leihe nach Fürth in Richtung Nürnberg verlassen hatte – um Derby-Geschichte zu schreiben.
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