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1. FC Nürnberg

Kritik am Videobeweis – Club-Coach Köllner fordert „Einheitlichkeit“

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Gleich zweimal hatte der 1.FC Nürnberg beim Auswärtsspiel in Bremen den 1:1-Ausgleich erzielt. Denn nach 59 Minuten hatte Ondrej Petrak einen Treffer erzielt, die Nürnberger jubelten – und die Bremer hatten sich den Ball bereits im Anstoßkreis zurecht gelegt. Doch das Tor wurde nach einem Eingriff des Video-Schiedsrichters durch den Videobeweis annulliert. Letztlich kam der Aufsteiger in der Nachspielzeit durch Virgil Misidjan zwar noch zum späten und verdienten Ausgleich. Club-Coach Michael Köllner ärgerte sich nach dem Spiel aber dennoch über die Szene.

Kohfeldt: „Es dauert einfach zu lange“

Die Situation vor Petraks Tor war unübersichtlich. Nach einem Freistoß von Enrico Valentini hatte Mikael Ishak seinen Teamkollegen Georg Margreitter angeköpft, woraufhin der Innenverteidiger das Spielgerät unabsichtlich zurück zum Schweden bugsierte – der Stürmer stand dabei jedoch knapp im Abseits. Dennoch lief das Spiel weiter, Ishak flankte den Ball in den Bremer Strafraum. Dort brannte es anschließend lichterloh, gleich drei Werder-Akteure berührten den Ball und hätten klären können. Aus dem Gewühl heraus manövrierte schließlich der tschechische Mittelfeldabräumer des 1.FC Nürnberg die Kugel aus kurzer Distanz an Torwart Jiri Pavlenka vorbei ins Bremer Gehäuse.

Schiedsrichter Daniel Schlager gab das Tor, Proteste der Hanseaten waren nicht zu vernehmen. Dann schaltete sich allerdings der Video-Schiedsrichter ein. Fast zwei Minuten nach der ersten Entscheidung wurde der Treffer der Nürnberger zurückgenommen – Für Köllner ein deutlich zu langer Zeitraum. „Du jubelst schon und freust dich, doch dann kommt der K.o.-Schlag. Das ist für die Mannschaft mental eine schwierige Situation“, echauffierte er sich nach dem Spiel. Werder-Coach Florian Kohfeldt pflichtete ihm bei: „Es dauert einfach zu lange.“

Köllners Videobeweis-Vorgeschichte

Die technische Innovation will der Bremer Trainer deshalb aber nicht gleich komplett in Frage stellen: „Ich will ihn gar nicht immer kritisieren, grundsätzlich ist der Videobeweis in Ordnung“. Nürnbergs Trainer Michael Köllner sieht das anders. „Es kann nicht sein, dass etwas eingeführt wird, das exklusiv nur in der ersten Liga gilt. Wenn man sich zwei Stunden vorher die zweite Liga angeschaut hat, galt da noch etwas anderes“, monierte er und forderte: „Im deutschen Fußball muss Einheitlichkeit her.“ Seinem Ärger hatte der 48-Jährige schon nach dem Auswärtspartie in Berlin am ersten Spieltag Luft gemacht.

Als „Humbug“ hatte er da eine Entscheidung des Schiedsrichter-Teams bezeichnet. Dem 1:0-Siegtreffer von Berlin war ein strittiger Zweikampf von Margreitter und dem Hertha-Torschützen Vedad Ibisevic vorausgegangen. Die Szene wurde vom Schiedsrichter geprüft und bewertet – zu Ungunsten des 1.FC Nürnberg. „Jetzt schaut er sich das zehnmal an und bewertet es trotzdem anders, weil er glaubt, dass es taktisch keinen Einfluss hat. Aber für mich ist das ein taktischer Eingriff, wenn der Abwehrchef zu Boden geht. Das hat einen Einfluss auf den ganzen Abwehrverbund. Alle Spieler müssen sich dann anders orientieren“, meckerte Köllner bereits Ende August.

Köllner: „Hat ja heute jeder gesehen“

Schiedsrichter Tobias Welz hatte die Szene jedoch komplett anders beurteilt und gar kein Foul am Österreicher gesehen. Laut Köllner fehlte den Unparteiischen das „taktische Gespür“. Und so konnte er es sich nach dem gestrigen Spiel nicht verkneifen, zwischen beiden Entscheidungen eine Verbindung herzustellen. Denn in Berlin wäre seine Kritik mit der Begründung, dass die Gefahr von seiner Defensive noch hätte bereinigt werden können, abgebügelt worden. „Heute hat ja jeder gesehen, wie lange es dauert, bis der Ball im Tor liegt“, wies er auf die Tatsache hin, dass nach Ishaks Flanke gleich mehrere Bremer am Ball waren. Es bleibt also die Frage: Wie weit darf der Video-Schiedsrichter im Spielverlauf zurückgehen und eingreifen?

Auch Trainer-Größen wie Friedhelm Funkel und Hans Meyer haben den Einsatz der Technik zuletzt in Frage gestellt. Köllner stand gestern erst zum dritten Mal in der 1.Bundesliga an der Seitenlinie. Der Videobeweis ist für den emotionalen Oberpfälzer noch sehr ungewohnt. Vermissen würde er ihn nicht: „Ich war noch nie ein Freund des Videobeweises und ich werde es auch nicht werden.“ Umso größer war bei Nürnbergs Trainer dann die Freude, als der eingewechselte Neuzugang Misidjan in der 92. Minute doch noch den regulären 1:1-Ausgleich erzielte – Heißsporn Köllner warf sich anschließend in die jubelnde Spielertraube.