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1. FC Nürnberg

Transferfazit von Bornemann: „Es hätte alles schiefgehen können“

1.FC Nürnberg Andreas Bornemann Yuya Kubo Virgil Misidjan Matheus Pereira

Am vergangenen Freitag hat Nürnbergs Sportvorstand Andreas Bornemann doch noch geliefert. Trotz des geringen Budgets von nur vier Millionen Euro stand der 46-Jährige aufgrund seiner zögerlichen Transferpolitik zuletzt bei Teilen der Club-Fans in der Kritik. Noch am Freitagmorgen hatten in Nürnberg nicht mehr viele mit der Verpflichtung eines Offensivakteurs gerechnet. Nach einem für Bornemann anstrengenden Deadline-Day präsentierte der Austeiger mit Virgil Misidjan und Matheus Pereira seinen Anhängern dann allerdings gleich zwei neue Außenstürmer. Im Interview mit den Nürnberger Nachrichten schilderte Bornemann im Anschluss an das 1:1 gegen Mainz die schwierigen Umstände und brisanten Hintergründe der jüngsten Transfers.

„Hatte Schweißperlen auf der Stirn“

Mit Routine hatten die Geschehnisse in der letzten Woche wenig zu tun. „Der administrative Teil, der da dran hängt, die Unterlagen zusammenzuhaben, sie hochzuladen, hoffen, dass einem nicht die Tücken der Technik alles vermasseln – da hat man schon mal ein paar Schweißperlen auf der Stirn stehen“, so Bornemann. Das Transferfenster schloss um 18 Uhr – der 1.FC Nürnberg reizte es fast bis zu letzten Sekunde aus. „Bei Pereira war es Freitag, 17.58 Uhr, als wir die letzten Seiten hochgeladen hatten“, erklärte er.

Verglichen damit verlief der Transfer von Misidjan fast schon entspannt. „Das hing bei ihm auch in der Nacht zum Freitag noch, als er mit Rasgrad in der Europa League mit dem Sieg die Gruppenphase erreicht hatte“ – Misidjan erzielte im Spiel gegen Torpedo Kutaisi aus Georgien sogar noch ein Tor und gab einen Assist. „Da haben wir um Mitternacht ungefähr eine Regelung gefunden und der arme Kerl musste nach 90 kräftezehrenden Minuten noch mit dem Auto zweieinhalb Stunden nach Bukarest fahren, um dann um 6 Uhr den Flieger nach München zu erwischen“, führte Nürnbergs Sportvorstand aus.

Langer Anlauf – Später Vollzug

„Das war nicht nur für mich, sondern für alle Mitarbeiter, die da involviert waren, sehr anstrengend“, gab Bornemann offen zu. „Das hätte durchaus noch schiefgehen können. Da muss ich meinen Mitarbeitern höchsten Respekt zollen. Da ist keiner irgendwie hektisch oder nervös geworden. Wir haben das in stoischer Ruhe durchgezogen und es hat zum Glück geklappt“, erzählte er sichtlich erleichtert. Auch zu dem Wechsel von Yuya Kubo äußerte sich der ehemalige Leiter der Freiburger Fußballschule nochmal.

„Da hatten wir bereits einen frühen Vorstoß unternommen. Es hat sich aber als nicht realisierbar erwiesen. Dann kam doch wieder Bewegung rein. Bei Misidjan war das ähnlich. Da waren die Forderungen für uns zunächst undenkbar. Und auf einmal drehte sich das. Bei Pereira war es fast über Wochen so, dass wir mit dem Spieler einig waren, aber Sporting hat immer einen Schritt nach vorne gemacht, dann wieder einen zurück. Am Ende war die Freigabe daran geknüpft, dass sie selbst noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv werden können“ – Denn eins müsse klar sein: „Wir haben doch immer gesagt, dass wir auf Gelegenheiten lauern müssen.“

Kubos Auftritte machen Mut

Auffällig ist allerdings, dass weder Pereira noch Misidjan über die bei weiteren Zugängen angestrebte Bundesligaerfahrung verfügen. Zudem sprechen zum Bedauern von Trainer Michael Köllner beide kein Deutsch. Dies gilt jedoch auch für den Japaner Yuya Kubo, der gegen Mainz in der zweiten Halbzeit eine überragende Leistung zeigte. „Ich habe heute nicht das Gefühl gehabt, dass die Sprache Kubo daran gehindert hat, unser Spiel zu verstehen. Ich habe keine Bedenken, dass das funktioniert“, sagte Bornemann und verwies auch auf Eigengewächse wie Patrick Erras oder Lukas Mühl: „Wir wollen erfolgreich Fußball spielen. Für denjenigen, der aber noch etwas anderes braucht, haben wir genügend Spieler, die ihre Wurzeln in der Region haben.“

„Dafür geht niemand in den Bau“

Während Matheus Pereiras bisheriger Arbeitgeber Sporting Lissabon dem FCN keine Kaufoption zugestehen wollte, verpflichtete der Club Virgil Misidjan für 2,5 Millionen Euro fest – Nürnberger Vereinsrekord. Bornemann investierte also mehr als die Hälfte seines Budgets in den 25-jährigen Niederländer. Und das obwohl Misidjan in seiner Heimat zu einer sechsmonatigen Haftstrafe mit zweijähriger Bewährung verurteilt worden ist – das Berufungsverfahren läuft. Was war passiert?  Bei einem Streit wegen einer zugeparkten Einfahrt soll Nürnbergs Neuzugang vom 68-Jährigen Ron van A. rassistisch beleidigt worden sein und diesen anschließend niedergetreten haben.

„Der wurde im ersten Prozess verurteilt, ohne selbst zugegen zu sein. Vertreten von einem Pflichtverteidiger. Also ist das Urteil auch erklärbar. Wir gehen davon aus, dass es in der nächsten Instanz anders ausgehen wird und er uns wie erwartet zur Verfügung stehen wird“, schützte Bornemann seinen Königstransfer: „Wenn man sich das genauer anschaut, dann ist es so, dass ich keinen kenne, der für so etwas in den Bau gegangen wäre.“ Und er ging noch weiter: „Virgil ist in seinem Leben vorher nicht ansatzweise in dieser Hinsicht auffällig geworden. Er hat eine Frau, ein kleines Kind, das zweite ist unterwegs. Er kümmert sich rührend um die Familie. Wenn man ihn kennenlernt, fällt es einem schwer zu glauben, dass das passiert sein soll.“