Eintracht Braunschweig

Erster West-Fußballer im Osten – Lux: „Mittwoch war immer Aerobic“

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Mit seinem Wechsel von Waldhof Mannheim zu Dynamo Dresden hat Peter Lux im Jahr 1990 Geschichte geschrieben. Der heute 57-Jährige war damals der erste in Westdeutschland geborene Profi-Fußballer, der nach der Wende in die ehemalige DDR ging. Letztlich blieb er nur drei Monate, dennoch betont Lux im „kicker“-Interview, dass er die Zeit in Dresden „nie als Kulturschock empfunden“ habe.

Lux: „Ich tauchte in allen Klatschblättern auf“

Anfang der Achtzigerjahre schaffte Lux bei Eintracht Braunschweig den Durchbruch. Mit der DFB-Auswahl durfte er 1984 an den Olympischen Spielen in Los Angeles teilnehmen. Drei Jahre später gewann der gebürtige Salzgitteraner mit dem Hamburger SV den DFB-Pokal. Anschließend lief er drei Saisons für den damaligen Erstligisten Waldhof Mannheim auf, ehe es ihn „aus pragmatischen Gründen“ nach Dresden zog. „Mein Berater Norbert Pflippen hatte mich erst gefragt, ob ich mir Magdeburg vorstellen könnte, dann kam von dort aber nichts mehr. Später stellte ein Versicherungsvertreter aus Hamburg den Kontakt nach Dresden her.“

Dass sein Transfer fortan hohe Wellen schlagen sollte, war Lux zunächst nicht bewusst, schließlich wollte „ich ja einfach nur meinen Beruf weiter ausüben“. Doch während es ostdeutsche Fußball-Größen wie Matthias Sammer oder Ulf Kirsten in den Westen zog, schlug Lux die entgegengesetzte Richtung ein. Das sorgte für Aufmerksamkeit, „das Thema wurde richtig ausgeschlachtet“, bestätigt er. „Relativ bald nach der Unterschrift tauchte ich pausenlos in allen Klatschblättern auf – als erster West-Profi im Osten“.

Foto: imago images

„Wir standen im Kreis, sie war die Vortänzerin“

In Dresden musste sich Lux dann an eine andere Umgebung anpassen. „Natürlich war es neu und ungewohnt für mich, wenn das Training zum Beispiel mit einem ‚GutSport‘ beginnt und wir dazu alle aufgereiht stehen mussten“. Auch die Trainingsstruktur unterschied sich kurz nach dem Mauerfall noch erheblich von der seiner vorherigen Stationen. „Eine Woche war von Montag an durchgeplant – und das galt im Prinzip für die gesamte Saison. Du wusstest immer, was am folgenden Tag trainiert wird, da wurde nichts mehr dran verändert“. Speziell ein Wochentag sei besonders „gewöhnungsbedürftig“ gewesen: „Mittwoch war immer Aerobic. So richtig mit einer Aerobic-Lehrerin. Wir standen im Kreis, und sie war die Vortänzerin“.

Nicht die einzige kuriose Anekdote, die Lux aus seiner Zeit bei Dynamo Dresden im Gedächtnis geblieben ist; „es war ja ein Polizeisportverein“. Für den früheren Mittelfeldspieler hieß das: „Meinen Vertrag habe ich im Innenministerium unterschrieben und bekam zur Unterschrift auch eine Polizeiuniform überreicht“. Dieser Status sollte für Lux, der mittlerweile als Golflehrer arbeitet, durchaus Folgen haben. Mit einem Mitspieler war „ich mit meinem BMW Cabrio unterwegs und hatte im Straßenverkehr eine kleine Ordnungswidrigkeit begangen.“ Die Polizei stoppte die beiden Fußballer, „und ich sollte 20 Mark Strafe zahlen. Als der Polizist realisierte wer ich bin, sagte er, er müsse mir das Geld in der Öffentlichkeit abnehmen, weil Passanten den Vorfall mitbekommen hätten. Aber dann solle ich einmal um den Block fahren, und er würde mir die 20 Mark wieder aushändigen – wir seien ja schließlich Kollegen…“

Foto: imago/Hübner

„Die Eintracht war einfach mein Verein“

Nach nur drei Monaten war das Abenteuer Dresden für Lux jedoch schon wieder beendet. Der Wechsel in den Osten kam rückblickend „vielleicht etwas zu früh, ein paar Jahre später wäre es einfacher gewesen“. Obwohl „die Lebensqualität in Dresden kurz nach dem Mauerfall natürlich noch eine ganz andere als beispielsweise zuvor in Hamburg“ war, habe er die ehemalige DDR aber „nicht als Kulturschock empfunden“. Zur Rückkehr nach Braunschweig trugen allerdings auch sportliche Gründe bei. „Ich sollte die Nachfolge von Hans-Uwe Pilz antreten, der eine Legende war und Dynamo über Jahre geprägt hatte. Ich muss ehrlich sein, ich konnte diese Rolle nicht ausfüllen“. So ging es also flugs zurück in den Westen. „Und es war eben die Eintracht, das war einfach mein Verein“. 141 mal trug er das BTSV-Trikot, insgesamt kann Lux auf eine Karriere mit 227 Erstliga-Einsätzen (31 Tore, fünf Vorlagen) zurückblicken.

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