IMAGO / Matthias Koch
Aktuell läuft Ben-Hatira für Hertha BSC II in der Regionalliga Nordost auf. Dass er auch in diesem Alter noch aktiv ist, überrascht ihn selbst kaum. „Ich glaube, da muss ich dem lieben Gott ein bisschen danken“, sagte er im Interview mit dem Fachblatt. Neben Disziplin und Arbeitsmoral spiele vor allem die körperliche Verfassung eine Rolle. „Ich fühle mich noch wie vor zehn Jahren. Das ist ein Fakt, und das bestätigen auch die Leistungstests.“
Gleichzeitig machte Ben-Hatira deutlich, dass es längst nicht mehr nur um Fitness geht. „Solange das funktioniert, geht es bei mir eher darum, ob der Kopf noch mitmacht“, erklärte er. Gerade nach schwierigen Phasen seiner Laufbahn sei die mentale Stärke entscheidend geworden.
Rückblickend weiß Ben-Hatira, dass seine Karriere aus externer Sicht oft kritisch bewertet wurde. „Es ist nicht die Karriere dabei herausgekommen, die man erwartet hätte“, räumte er offen ein. Dennoch überwiegt der Stolz: „Objektiv kann ich stolz auf meine Karriere sein. Das, was ich erreicht habe, haben viele nicht erreicht.“ Gleichzeitig bleibt ein Rest Selbstkritik. „Natürlich ist der bittere Beigeschmack da, dass ich eine noch erfolgreichere Karriere hätte haben können“, sagte er. Entscheidend sei aber, dass er mit seinen Entscheidungen leben kann.
Sein Weg führte ihn durch viele Stationen, immer wieder zurück nach Berlin. Nach der Jugend bei den Füchsen und Hertha BSC spielte er unter anderem bei TeBe Berlin, Hamburger SV, MSV Duisburg, Eintracht Frankfurt und Darmstadt 98. Auch Erfahrungen im Ausland sammelte er, unter anderem in Ungarn, Griechenland, Tunesien und der Türkei. Jede dieser Stationen habe ihn geprägt, sagt er, und zu dem Spieler gemacht, der er heute ist.
Auf die Frage, ob er in der Vergangenheit etwas anders gemacht hätte, antwortete Ben-Hatira differenziert. „Meine Karriere ist verbunden mit Entscheidungen, für die ich verantwortlich bin – hundertprozentig.“ Eine bestimmte Entscheidung habe große Konsequenzen gehabt, die ihm bewusst waren. „Dass mir diese Sache dann politisch so um die Ohren geflogen ist, hat keiner vorausgesehen.“
Trotz aller Rückschläge zeigt er sich dankbar: „Ich bin trotz all meiner Stationen immer noch gesund und kann immer noch das machen, was ich am liebsten tue. Das ist Balsam für die Seele.“
Ein einzelnes Karriere-Highlight herauszupicken, fällt Ben-Hatira schwer. „Das erste Bundesliga-Spiel ist immer ein Highlight“, sagte er. Auch die U-21-Europameisterschaft sowie sein erstes Länderspiel für Deutschland zählen für ihn zu prägenden Momenten.
Hinzu kommen zahlreiche Bundesliga-Partien mit internationalen Topspielern. Spiele gegen Akteure wie Ruud van Nistelrooy, Vincent Kompany oder Rafael van der Vaart seien besondere Momente gewesen. „Ich war nicht nur dabei, sondern habe auch Spielzeit bekommen. Das war schon etwas Außergewöhnliches.“
Besonders emotional bleibt jedoch seine Zeit bei Hertha. Sein erstes Tor für die Berliner und die Rückkehr zum Klub zählen zu den Höhepunkten. Spiele, in denen es um etwas ging – Titel, Abstieg oder wichtige Punkte, hätten ihn immer besonders motiviert. „Ich habe diesen Druck geliebt – und tue es immer noch.“
Dass Ben-Hatira gleich dreimal zu Hertha BSC wechselte, kommt nicht von ungefähr. Bereits 1999 kam er als 11-Jähriger aus der Jugend der Füchse zu Hertha und durchlief die Jugendmannschaften. Nach Stationen bei TeBe Berlin und dem Hamburger SV kehrte er 2011 erstmals wieder in die Profimannschaft zurück.
Er bezeichnete den Klub klar als seinen Heimatverein. Anfangs sei Hertha für ihn noch eine „graue Maus“ gewesen, doch das änderte sich schnell. Spätestens mit dem ersten Eindruck des Olympiastadions sei eine besondere Faszination entstanden.
Mit den sportlichen Erfolgen wuchs auch die Identifikation. „Dann war man ganz schnell blau-weiß infiziert“, sagte Ben-Hatira. Für ihn steht Hertha sinnbildlich für Berlin, auch wenn er betonte, sich unabhängig davon über positive Entwicklungen bei anderen Berliner Klubs zu freuen.
Seit 2023 bringt Ben-Hatira seine Erfahrung bei Hertha BSC II ein und trägt zudem die Kapitänsbinde. Eine klassische Vorbildrolle lehnt er ab: „Ich mag das Wort ‚Vorbild‘ nicht“, stellte er klar. Stattdessen wolle er den jungen Spielern zeigen, „wie es gehen könnte und welche Voraussetzungen man mitbringen sollte.“
Dabei gehe es vor allem um Nachhaltigkeit. Viele könnten den Sprung schaffen, „aber dabei zu bleiben, ist das andere“. Respekt entstehe für ihn immer zuerst durch Leistung auf dem Platz. Innerhalb der Mannschaft sieht er sich als eine Art großer Bruder, dessen Ratschläge angenommen werden.
Unter Trainer Rejhan Hasanovic bewegt sich Hertha II aktuell im Tabellenmittelfeld der Regionalliga Nordost. Ben-Hatira bewertet die Saison insgesamt positiv, machte im kicker aber auch deutlich, dass Entwicklung allein nicht reiche. „Zweitvertretungen sollten eine Vorbereitung auf die Profi-Karriere sein – und da gehören Ergebnisse dazu.“
Im Profifußball zähle letztlich nur das Resultat. „Den Fan interessiert am Ende nur, ob du gewinnst oder verlierst.“ Trotz vieler personeller Wechsel innerhalb der Mannschaft zeigt er sich optimistisch für die Rückrunde. Ein einstelliger Tabellenplatz sei realistisch.
Wie lange Ben-Hatira noch aktiv bleibt, ist offen. Ein weiterer Vereinswechsel scheint für ihn kaum vorstellbar. Gespräche mit Hertha über die kommende Saison laufen, eine Entscheidung soll erst gegen Saisonende fallen. „Wenn es nach meinem Körper geht, kann ich noch einige Jahre spielen“, sagte er. Am Ende müsse aber auch der Kopf mitmachen. Stand jetzt deutet vieles darauf hin, dass die kommende Spielzeit seine letzte als Profi sein könnte.
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