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Hertha BSC

Hertha BSC: Die Suche nach dem neuen oder alten Image

Mit Pál Dárdai ist ein alter Bekannter zurück in der ersten Reihe bei Hertha BSC. Seine Anstellung wirkt wie eine Rückkehr zu älteren Werten der Hertha, die durch den geplanten Höhenflug des Hauptstadtklubs vorerst zweitrangig wurden. In den letzten zehn Jahren war man häufig die graue Maus der Bundesliga. Doch manchmal überraschte man auch. Ein Blick zurück und die Frage wohin es die Hertha treiben soll.

Die Top-Transfers enttäuschen

Eine wirkliche Zeit prägen konnte als Cheftrainer der Hertha tatsächlich nur Rückkehrer Pál Dárdai. Mit 172 Pflichtspielen überragt er die jeweiligen Vorgänger und Nachfolger innerhalb des letzten Jahrzehnts. In zumindest verhältnismäßig greifbarer Nähe rangiert Jos Luhukay. Der Trainer-Routinier betreute die Berlin-Profis in 92 Pflichtspielen. Dabei konnte er mit 1,53 Punkten pro Spiel einen beachtlichen Schnitt wahren. Große Enttäuschungen waren die jüngsten Trainer-Rochaden. Youngster Ante Covic sollte der Hertha endlich einen offensiven Stil verpassen, scheiterte aber frühzeitig. Das Duo Jürgen Klinsmann und Alexander Nouri war weder als Pärchen noch in Solo-Form eine Bereicherung. Viel mehr stellten sie die Rückkehr zu einem Defensiv-Fußball dar und sorgten für viel Gesprächsstoff abseits des Feldes. Der nun entlassene Fußball-Fachmann Bruno Labbadia schaffte ebenfalls keine 34 Liga-Spiele für den Hauptstadt-Klub. Die Entlassung war anhand der 1,08 Punkte pro Spiel aber auch nicht unbegründet.

Dabei hatte die Hertha in den letzten Jahren endlich richtig investieren können. So stellt Lucas Tousart seit Winter 2020 den neuen Rekord-Transfer. Mit rund 25 Millionen Euro als Ablöse überragt er die Kontrahenten. Etwas weniger überwies man für Krzysztof Piatek nach Mailand. Beide konnten diese Höhe der Ablöse noch nicht rechtfertigen. Einen großen Abgang hatte man aber auch zu verzeichnen. Im Sommer 2019 verpflichtete Inter Mailand Valentino Lazaro für knapp 23 Millionen Euro. Er ist deutlich alleiniger Rekordhalter auf der Abgänge-Seite. Interessant zu sehen ist, dass sich die Hertha gerne in München bediente. Fünf Akteure bauten ihre Zelt in Berlin auf, nachdem sie München verlassen hatten. Darunter der noch aktuelle Bundesliga-Profi Mitchell Weiser.

Auf Turbulenz folgt Routine

Die Jahre 2010 bis 2013 bleiben als aufregende Jahre der Berliner im Gedächtnis. 2010 musste man als Tabellenletzter den Gang in die zweite Liga antreten. Völlig überraschend nachdem man in der Vor-Saison sogar den vierten Platz in der Bundesliga innehatte. Doch als Meister der zweiten Bundesliga meldete man sich ebenso schnell wieder zurück. Um dann aber wieder durch das Scheitern in der Relegation gegen Fortuna Düsseldorf in die Zweitklassigkeit zurückzukehren. In dem Moment ging der Stern von Luhukay auf. Er schaffte auf Anhieb den Wiederaufstieg der Hertha. In den Folge-Jahren etablierte man sich in Deutschlands Elite-Liga. Einmal Platz sieben und sechs stechen hervor. Ansonsten war BSC das personifizierte Mittelmaß der Bundesliga.

Zwei Europa League-Teilnahmen sprangen in den Jahren auch heraus. Die Saison 17/18 musste man aber in der Europa League schon in der Gruppenphase beenden. 2010 (Abstiegsjahr) endetete der Weg in der 2. Ausscheidungsrunde. Gegen Benfica Lissabon musste man sich chancenlos geschlagen geben (1:1 und 0:4). Im nationalen DFB-Pokal stieß man einmal ins Halbfinale vor. Gegen Borussia Dortmund schied man nach einem 0:3 aus.

Marktwerttechnisch  steigerte man den durchschnittlichen Spielerwert (Quelle: „Transfermarkt“) von 2010 bis 2020 von circa zwei Millionen Euro auf rund fünf Millionen Euro. Aufgrund der insgesamt angestiegenen Marktwerte stellt das aber keinen hohen Anstieg dar. Durch den mittlerweile fest etablierten Investor hat Hertha nun endlich mehr Geld in der Kasse. Das wurde letztes Jahr das erste Mal deutlich. Während man in den Vorjahren immer sehr ausgeglichen transferierte und häufig gegen null die Transferperiode beendete,  investierte man 2020 rund 110 Millionen Euro in neue Spieler. Dafür kamen nur rund 23 Millionen Euro in die Kasse zurück.

Ein Schritt zurück – dann zwei nach vorne?

Auch, wenn der Klub häufig hören muss, dass man die große Spielstätte nicht vollbesetzt bekommt, wächst der Klub. Mittlerweile ist man der neuntgrößte Klub der Liga, gemessen anhand der Mitglieder. Finanziell bleibt das graue Maus-Image bestehen. 2019 hielten Umsatz  und Ausgaben sich die Waage. Allerdings hatte man fast 90 Millionen Euro noch als Verbindlichkeiten offen. Viele Einzelspieler konnten in den letzten zehn Jahren nicht auf sich aufmerksam machen. In der Saison 13/14 war Stürmer Adrian Ramos aber an 22 Hertha-Toren direkt beteiligt. Damit hatte er Aktien an 55 % der gesamten erzielten Treffer der Alten Dame.

Der Ausblick für die Hertha fällt schwer. Der Kader hat mittlerweile eine viel höhere Qualität als in den letzten zehn Jahren. Jedoch sprechen die Ergebnisse nicht diese Sprache. Auf dem Weg zum „Big City Club“ legt man nun eine Pause ein und versucht sich mit Trainer Pál Dárdai auf die Grundlagen zu berufen. Zurück in die Zukunft könnte man sagen.

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