Schalke ist Herbstmeister: Knapper Sieg gegen Nürnberg

Der FC Schalke 04 hat sich mit dem 1:0 gegen den 1. FC Nürnberg vorzeitig die Herbstmeisterschaft gesichert. Doch trotz Tabellenführung und Heimsieg überwog nach dem Abpfiff bei den Beteiligten nicht nur Zufriedenheit, sondern auch viel Selbstkritik, insbesondere auf Schalker Seite.
Nürnberg lässt Klose hadern
Nürnbergs Trainer Miroslav Klose zeigte sich zwar sportlich fair und gratulierte Schalke und Miron Muslic zu den drei Punkten, haderte aber spürbar mit dem Spielausgang: „Wir sind sehr gut ins Spiel gekommen und haben fußballerisch die Lösungen gefunden, die wir uns vorgestellt haben“, erklärte Klose. Schalke habe seine sonst so typische Wucht kaum entfalten können, Nürnberg sei „schwer greifbar“ gewesen, habe gute Lösungen zwischen den Linien gefunden und auch mit Chipbällen hinter die Kette Akzente gesetzt.
Umso ärgerlicher sei aus seiner Sicht das Gegentor gewesen. „Von drei, vier Ballverlusten kassieren wir im Umschalten das 1:0“, sagte Klose und bemängelte, dass sein Team in der zweiten Halbzeit nicht mehr zwingend gut genug gewesen sei. Besonders schmerzlich: „Es ist sehr, sehr ärgerlich, weil wir gerne hier den Punkt mitgenommen hätten.“ Trotz der Niederlage stellte der Weltmeister von 2014 klar: „Ich bin zufrieden mit meinen Jungs.“
Kritische Analyse von Muslic
Deutlich kritischer fiel die Analyse bei Miron Muslic aus – trotz des Sieges. Der Schalker Trainer sprach offen an, dass seine Mannschaft an diesem Nachmittag nicht ihr gewohntes Gesicht gezeigt habe. „Wir haben heute nichts in unser Spiel gefunden“, sagte Muslic. Die von Klose angesprochene Intensität und Wucht habe gefehlt: „Das haben wir heute nicht auf den Platz gebracht.“
Muslic lobte ausdrücklich den Gegner: „Nürnberg hat uns im Ballbesitz laufen lassen und es für uns sehr schwer gemacht, weil sie technisch saubere Lösungen hatten.“ Schalke sei nicht konsequent genug im Pressing gewesen und habe oft die nötige Ruhe vermissen lassen, vor allem bei Umschaltsituationen. „Wir laufen drei gegen zwei auf das Nürnberger Tor zu und schaffen es trotzdem nicht, diese letzte Entscheidung mit Ruhe zu spielen.“
Der entscheidende Treffer passte für Muslic dennoch sinnbildlich zur eigenen Spielidee. „Das ist ein typisches Schalke-Tor: Ballgewinn, aus dem Druck raus, Kenan behält die Ruhe und Vita belohnt sich mit einem sauberen ersten Kontakt und einem starken Abschluss.“ Trotzdem räumte der Trainer ein, dass die Schlussphase zu wild gewesen sei: „Es hat sich angefühlt wie ein Basketballspiel. Das ist zu wild, da verlierst du die Struktur.“
Umstrittene Schiedsrichterentscheidung
Besonders bemerkenswert war Muslics Offenheit in Bezug auf eine umstrittene Schiedsrichterentscheidung. Er zeigte Verständnis für den Ärger der Nürnberger über die nicht gegebene Gelb-Rote Karte: „Ich verstehe den Ärger auf Seiten von Nürnberg. Wäre uns das passiert, hätten wir genauso reagiert.“ Gleichzeitig stellte er klar: „Wir sind heute der glückliche Sieger.“
Ein Schlüssel zum Erfolg war einmal mehr Loris Karius, der mit mehreren starken Paraden den knappen Vorsprung festhielt. Muslic verriet, dass der Torhüter nicht nur auf dem Platz, sondern bereits unter der Woche vorangegangen sei. „Wenn das der Loris sagt, dann stimmt das“, sagte der Trainer über den angesprochenen Schlendrian im Training. Karius habe als Führungsspieler eingegriffen, Verantwortung übernommen und sei lautstark vorangegangen. „Dass er heute der beste Spieler am Platz ist, ist für mich keine Überraschung. Das ist die Konsequenz.“
„Wollen nochmal alles raushauen“
Trotz Herbstmeisterschaft wollte Muslic keinerlei Euphorie aufkommen lassen. Der Fokus liege klar auf dem letzten Spiel vor der Winterpause. „Wir haben noch ein Spiel und da wollen wir nochmal alles raushauen.“ Auch mögliche Gründe für die fehlende Intensität wollte er nicht als Ausrede gelten lassen, verwies aber auf Ausfälle und Belastungen: „Wenn man sieht, wie viele Spieler nicht verfügbar sind, würde das jeder Mannschaft in dieser Liga wehtun.“
Am Ende blieb ein Abend, der Schalke Tabellenführung und Herbstmeisterschaft brachte, aber auch die Erkenntnis, dass nicht jede Spitzenposition mit Glanz und Dominanz einhergeht. Oder, wie es Muslic selbst zusammenfasste: „Die drei Punkte nimmt uns am Ende niemand, auch wenn es heute glücklich war.“



