Jörg Stübner (r.) und Matthias Sammer (l.) mit Dynamo Dresden im legendären Europapokal-Spiel der Pokalsieger bei Bayer 05 Uerdingen und Michael Dämgen (m.) im März 1986. Dresden verlor 3:7, die Stasi glaubte vorab an eine Flucht von Stübner in den Westen. Foto: Imago Images / Kicker / Eissner
Am 24. Juni 2019 verstarb der Fußball-Shootingstar der ehemaligen DDR Jörg „Stübs“ Stübner mit nur 53 Jahren.
Ein trauriges Kapitel. Für Stübner bedeuteten „Die Wende“ und die deutsche Wiedervereinigung das Ende seiner eigentlich vorgezeichneten Fußballerkarriere…
„Jörg war ein überragendes Talent und ein außergewöhnlicher Spieler“, sagt sein ehemaliger Dresdner Mittelfeldspieler Ralf Minge heute.
Zweikampf- und laufstark, ballsicher und stark im Abschluss war Stübner, dazu gutaussehend und echter Frauenschwarm – Eine Art „Ryan Giggs des Ostens.“ Der Waliser Giggs – One-Club-Player, Publikumsliebling und Poster-Boy bei Manchester United prägte in der Premier League eine Ära.
Es gab nicht wenige Experten, die Stübner auch nach dem Mauerfall eine große Karriere voraussagten. Doch während seine Dresdner Weggefährten Matthias Sammer (57) und Ulf Kirsten (59) ihr Glück in der Bundesliga versuchten, DFB-Nationalspieler, Deutscher Meister und Torschützenkönig wurden, gab es für Stübner keine Angebote.
„Nach der Wende ging er nicht in den Westen“, sagte Ulf Kirsten dem Kicker-Sportmagazin (Montags-Ausgabe), „das hat mich erstaunt.“
Seine größte Sternstunde im Dress des DDR-Teams: Das WM-Qualifikationsspiel gegen Frankreich (2:0 / Tore: Rainer Ernst und Ronald Kreer) am 11. September 1985 in Leipzig vor 78.000 Zuschauern. Der gerade 20-Jährige stellte den französischen Weltstar Michel Platini („Le Platine“) kalt.
Einen mutigen Schritt vollzog Stübner im Alter von 18 Jahren. Anders als andere Teamkollegen verweigerte er die Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit (Stasi). Die Behörde vermutete, dass Stübner sich 1986, beim Europacup-Auswärtsspiel von Dynamo Dresden bei Bayer 05 Uerdingen in Krefeld (3:7) in den Westen absetzen wollte – und brach seinen Kabinenspind im Rudolf-Harbig-Stadion auf. Sie fanden nichts.
Die Stasi lag falsch. Die Flucht in den Westen unternahm an diesem denkwürdigen Fußballabend für Ost und West ein Anderer: Frank Lippmann („Macht’s gut, Ihr Arschlöcher!“).
Was die DDR-Agenten wohl ebenfalls nicht wussten: Stübner hatte bis zu seinem tragischen Tod alle Briefe seiner West-Freundin in seiner Jackentasche, wie Autor Uwe Karte bei Fussballdaten.de verrät.
Zurück zum Sportlichen. Mit Dynamo Dresden gewann Jörg Stübner zwei Mal die DDR-Meisterschaft (zuletzt 1990). Da war der eiserne Vorhang schon gefallen. Doch von den Annehmlichkeiten, die Fußballprofis im Westen zuteilwurden, konnte Stübner nach der sportlichen Wiedervereinigung 1991/92 nicht profitieren.
Dem Autor Uwe Karte, der mit Stübner – Popstar wider Willen im November 2019 eine Biografie über den DDR-Fußballstar verfasst hat, erzählte „Stübs” drei Jahre lang von seinem Leben und von seinem Niedergang. Alkohol, Schmerztabletten, eine Art Burn-out und ein in der Öffentlichkeit kolportierter Selbstmordversuch (1995) brachten Stübner in eine Abwärtsspirale. Seine Alkoholprobleme führten 1993 zu seinem ,,Aus” bei Dynamo Dresden.
Nach seinem Wechsel zu Sachsen Leipzig 1994 machte er auch für diesen Klub in der NOFV-Oberliga Süd nur sechs Liga-Spiele.
,,Irgendwann“, sagt Eduard Geyer, der „Stübs“ in der DDR-Nationalelf und in Leipzig trainierte, „war er einfach weg und kam nicht mehr.“
„Wir haben versucht, ihn 1993 nach Leverkusen zu holen“, erzählt Ulf Kirsten im Kicker, „mit Reiner Calmund war alles geklärt, er war bereit, ihm eine Chance zu geben. Aber Stübs kam nicht.“ Ralf Minge: „Es gab viele Versuche, ihm zu helfen, aber Stübs war gefühlt immer auf der Flucht.“
Nach Jahren mit Hartz IV und der Haltlosigkeit sah man Jörg Stübner im März 2019 mit einer neuen Aufgabe: Ein Job in der Fußball-Akademie von Dynamo Dresden. Leider zu spät: Nur drei Monate später starb er an Herz-Kreislauf-Versagen.
Jörg „Stübs“ Stübner von Dynamo Dresden werden wir in DDR-Fußball-Kontexten immer wieder begegnen. Am 12. September 1990 spielte er mit Sammer, Uwe „The Bomber“ Rösler und Heiko Bonan gegen Belgien in Brüssel (2:0) das letzte Länderspiel der DDR.
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