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3. Liga

Sollte die 3. Liga reformiert oder sogar abgeschafft werden?

3. Liga

Die dritte Liga war geplant als eine Spielklasse für junge Spieler. Vielversprechende Talente sollten Spielpraxis auf einem Niveau zwischen den Regionalligen und der 2. Bundesliga sammeln. Ursprünglich als Ausbildungsliga geplant, entwickelte sich die Liga jedoch eher in eine kaufmännische Bewährungsprobe für die Vereine. Viele Klubs wirtschaften sehr dubios und die Kontrollen vom DFB sind ungenügend. Das Resultat: Zehn Insolvenzen innerhalb von zehn Jahren – und der Ruf einer „Pleiteliga“. Jetzt werden Stimmen laut, die sogar die Abschaffung der dritthöchsten Spielklasse fordern.

Ist der Aufstieg von Kaiserslautern gerecht?

Der 1. FC Kaiserlautern konnte in den Relegationsspielen gegen Dynamo Dresden den Aufstieg in die 2. Bundesliga perfekt machen. Damit ist ein Verein aufgestiegen, der vor zwei Jahren mit einem beträchtlichen Schuldenberg von 24 Millionen Euro Insolvenz anmelden musste. Dieser Umstand stößt abermals Diskussionen um die Strukturen der Liga an, wie Dr. Gregor Reiter dem WDR-Magazin „Sport inside“ erklärt.

Der Rechtsanwalt und Insolvenzverwalter hat sich eine gewisse Bekanntheit innerhalb der Fußball-Branche erarbeitet und weist darauf hin, dass gerade Aufsteiger Kaiserlautern von einer Corona-Ausnahmeregelung profitiert hat, die einen Abzug von neun Punkten aussetzt. Bei den Ligakonkurrenten werde dieser Umstand durchaus kritisch beäugt, da die Insolvenz der „Roten Teufel“ nicht auf Corona zurückzuführen sei.

Reiter plädiert für Aufteilung in vier Regionen

Der DFB scheint grundsätzlich überfordert zu sein, wie Dr. Reiter weiter erklärt. Zehn verschiedene Vereine mussten in den vergangenen zehn Jahren Insolvenz anmelden. Zur Erinnerung: Türkgücü München konnte nicht einmal die Saison beenden, weswegen alle Spiele mit ihrer Beteiligung aus der Wertung gestrichen werden mussten.

Das sei auf strukturelle Probleme zurückzuführen, die seit der Gründung der dritten Liga bestehen, so der Rechtsanwalt. Die jetzige Form der dritten Liga sei nicht zukunftsfähig. Deshalb hinterfragt Reiter, ob es beim DFB überhaupt überwachende Kontrollinstanzen gibt und warum nicht eingegriffen wird.

Der Insolvenzverwalter geht sogar noch einen Schritt weiter: „Ich würde die dritte Liga abschaffen“, sagt er. „Aus meiner Sicht ist die Aufteilug in vier Regionen der sinnvollere Weg, weil ich geringere Kosten habe und weil ich attraktivere Spiele habe.“ So habe man zum Beispiel im Westen dann jede Woche ein neues Derby. Das sei für Zuschauer und das Fernsehen interessanter.

Drittligavereine geben mehr aus als sie einnehmen

Auch wenn die 3. Liga vom DFB als „ein grundsätzlich gesundes Produkt“ deklariert wird, sprechen die Bilanzen eine andere Sprache. Laut eines kürzlich veröffentlichen DFB-Reports zur Saison 2020/21 gaben die Vereine durchschnittlich 11,8 Millionen Euro pro Saison aus, was die Einnahmen von 11,4 Millionen Euro übersteigt. Viele Vereine waren auf die staatlichen Zuschüsse während der Corona-Pandemie angewiesen. Und diese Entwicklung ist nichts Neues und nicht auf fehlende Einnahmen aufgrund von Corona alleine zurückzuführen.

Dass 13 von insgesamt 20 Vereinen in der dritten Liga in der Saison 20/21 einen Fehlbetrag erwirtschafteten und es sich hier um keine Ausnahmesituation handelt, ist dramatisch. Zumal der DFB in seinem Bericht feststellt, dass die Einnahmen „kurzfristig nicht signifikant zu steigern“ seien. Weiterhin erklärt der DFB-Vizepräsident Peter Frymuth, dass der DFB nur wenig Einfluss auf die kaufmännische Arbeit vor Ort habe und die „Verantwortlichkeit bei den Vereinen“ liege.

Erst kommt die Lizenz, dann die Überprüfung

Die „DFB-Taskforce Wirtschaftliche Stabilität 3. Liga“ hat einige Verschärfungen für das Zulassungsverfahren angestoßen, die ab 2023/24 greifen sollen und für Misswirtschaft härtere Geldstrafen und Punktabzüge vorsehen. Das sei aber nicht ausreichend, erklärt Andreas Rettig dem WDR. Jeder Klub müsse Haushaltsunterlagen für die kommende Spielzeit einreichen.

Die Vereine schicken ihre Etatplanungen bereits im März an den DFB, damit sie die Lizenz für die nächste Spielzeit rechtzeitig erhalten. Die Überprüfung der Unterlagen auf Stimmigkeit findet aber erst nach der Transferperiode im November statt, lange nach dem die Saison begann und die wichtigsten Planungen schon ausgeführt wurden, sot der ehemalige DFL-Geschäftsführer gegenüber „Sport inside“.

Gehaltsplanungen bei Türkgücü offensichtlich nicht stimmig

Für den Niedergang von Türkgücü München waren Fehlplanungen mitentscheidend. Ursprünglich waren drei Millionen Euro für Personalkosten vorgesehen, woraus schlussendlich fünf Millionen Euro wurden. Eine große Überraschung war es ligaweit wohl nicht. Der Kader war mit namhaften Erst- und Zweitligaspieler gefüllt. Dass solche Profis für so wenig Geld auflaufen würden, hat niemand geglaubt – außer der DFB.

So erzählt der ehemalige Türkgücü-Torwart René Vollath bei „Sport inside“, dass einige Spieler Monatsgehälter jenseits der 20.000 Euro bekommen hätten. Jeder dieser Profis hat also fast eine Viertelmillion Euro pro Jahr verdient. Andreas Rettig, der erst im Mai aus der Geschäftsführung von Viktoria Köln ausgeschieden war, fordert den DFB deswegen auf, mit größerer Entschlossenheit vorzugehen, zeitnäher zu sanktionieren und unterjährig Auflagen zu erteilen.

3. Liga nicht wie geplant eine Ausbildungsliga

Und auch sonst bleibt nicht viel übrig von der geplanten Ausbildungsliga für junge Spieler. In der vergangenen Saison lag das Durchschnittsalter in der dritten Liga bei 25,2 Jahren – einzig die zweite Mannschaft des SC Freiburg konnte mit 21,3 Jahre noch hervorstechen. Lediglich die zweite Mannschaft des FC Bayern, die in der Saison 19/20 Drittligameister wurde, war mit im Schnitt 21 Jahren noch jünger.

Der Präsident der Spielvereinigung Unterhaching Manfred Schwabl fordert daher 30 Millionen Euro für den Nachwuchs-Fördertopf, der Vereine mit guter Talent-Arbeit finanziell belohnt. Gegenwärtig sind es gerade einmal drei Millionen.

Auch Schwabl sieht die hohen Personalkosten als das „Grundübel“ an. Besonders die Spielergehälter, die während der Corona-Krise sogar noch gestiegen seien, sind dem ehemaligen Task-Force-Mitglied ein Dorn im Auge. „Und das hängt damit zusammen, dass man lieber etablierte Kräfte einbaut, während die deutschen Nachwuchskräfte auf der Strecke bleiben. Das ist in die völlig verkehrte Richtung gelaufen“, erklärt Unterhachings Präsident. Auch der 56-Jährige fordert, dass die ganze Liga nachhaltiger werden müsse, während er gleichzeitig weitere 15 Insolvenzen befürchtet, bevor „sich mal was ändert“.

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