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Borussia Mönchengladbach

Nach Seoane-Entlassung: Die Trainerkandidaten für Gladbach

Die Klatsche gegen Werder Bremen und das dritte Bundesligaspiel ohne eigenes Tor brachte das Fass zum Überlaufen: Borussia Mönchengladbach trennte sich am Montag von Cheftrainer Gerardo Seoane. Kurz nach der Entlassung kursierten bereits mögliche Kandidaten für die Nachfolge, darunter auch prominente Namen. Ein Überblick und eine Einschätzung.

Seoane mit schlechtestem Schnitt seit 2011

Saisonübergreifend zehn Spiele ohne Sieg, eine ideen- und erfolglose Offensive und eine äußerst wacklige Defensive. Nach drei Spieltagen und auf Tabellenplatz 16 musste Gerardo Seoane, als zweiter Bundesliga-Trainer in dieser Saison, vorzeitig gehen. Einen Tag nach der 0:4-Pleite gegen Werder Bremen zogen die „Fohlen“-Verantwortlichen die Reißleine. Man sei „zu der Überzeugung gelangt, dass wir eine Änderung auf der Position des Cheftrainers vornehmen müssen“, wurde Geschäftsführer Sport Roland Virkus in einer Pressemitteilung zitiert. Die nach dem 2. Spieltag noch erkannte „positive Entwicklung“ war eine Partie und eine Bedenknacht später völlig verpufft.

Mit einem Punkteschnitt von 1,22 Punkten nach 78 Spielen verzeichnete Seoane die schlechteste Ausbeute seit Michael Frontzeck (1,05 Punkte; 2009 – 2011). Obwohl er mehr als doppelt so lange amtierte wie seine Vorgänger Daniel Farke und Adi Hütter zusammen, gelang es dem Schweizer nicht, die „Fohlenelf“ zumindest in der oberen Tabellenhälfte zu festigen. Dort war die Borussia schon lange nicht mehr vertreten. Letztmals erreichte der Klub 2021 am Saisonende einen Platz unter den ersten Neun, die letzte Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb war in der Saison zuvor.

Seitdem ist von einem positiven Trend oder einer intakten Klub-DNA wenig zu spüren. Entsprechend sei „der Glaube geschwunden, dass der Umschwung mit Gerardo gelingen kann“, so Roland Virkus. Während insbesondere die Offensive in dieser Saison, in Abwesenheit von Kapitän Tim Kleindienst, schwächelte, gilt die Abwehr stets als Baustelle. Seoanes Nachfolger steht am Niederrhein keine leichte Aufgabe bevor. Dennoch gibt es vielversprechende Kandidaten.

Eugen Polanski (M’Gladbach II)

3 Jahre bei U23: Wird Polanski befördert? Foto: Christof Koepsel/Getty Images

Einer davon kommt aus den eigenen Reihen. Wie der Verein am Montag mitteilte, wird U23-Trainer Eugen Polanski bis auf Weiteres die Profimannschaft betreuen. Der Ex-Profi könnte eine langfristige Lösung für den Trainerposten sein. Schon vor Seoanes offiziellen Entlassung gab es Berichte, wonach die Verantwortlichen um Virkus über eine Beförderung des 39-Jährigen erwägen. Polanski, seit 2022 Trainer der zweiten Mannschaft – davor 18 Spiele bei der U17 –, überzeugte bislang bei der U23 und hat sich für Höheres empfohlen. Dem Polen wird großes Potenzial und ein Ruf eines „harten Hundes“ nachgesagt.

Eine Beförderung zum Cheftrainer wäre jedoch ein großes Risiko, vor allem angesichts der prekären Lage des Klubs. Zudem könnte ein junger Trainer mit enger Bindung zum Verein früh verbrannt werden (siehe Nuri Şahin bei Borussia Dortmund oder Andrea Pirlo bei Juventus Turin). Polanski wäre eine spannende und naheliegende Lösung, würde aber in eiskaltes Wasser geworfen werden. Seine ersten Gegner als Trainer der Profis wären Bayer Leverkusen, Eintracht Frankfurt und der SC Freiburg kein dankbares Auftaktprogramm. Es ist auch denkbar, dass Polanski zumindest interimistisch übernimmt, bis ein neuer Coach gefunden wird.

Urs Fischer (vereinslos, zuletzt Union Berlin)

Dieser könnte auf den Namen Urs Fischer hören. Der 59-Jährige war bis November 2023 Trainer von Union Berlin und führte die Köpenicker sogar in die Champions League. Seitdem ist der Schweizer vereinslos. Fischer steht für einen konsequenten, defensiven Spielstil und effektiven Konterfußball. Obwohl seine Zeit in Berlin unspektakulär ausgeklungen war, führte er die „Eisernen“ in über 200 Spielen aus der 2. Bundesliga zu ungeahnten Höhen. Sein Stil dürfte bei Gladbacher Fans wenig Anklang finden. Doch solange er erfolgreich ist, könnte Fischer eine langfristige Lösung darstellen. Ob er nach zwei Jahren Pause für einen Bundesliga-Job wäre, ist unklar.

Rapahel Wicky (vereinslos, zuletzt BSC Young Boys)

Rapahel Wicky: Jahrelang Bundesligaspieler, bald Rückkehr als Trainer? Foto: Shaun Botterill/Getty Images

Ein Gegenentwurf wäre Raphael Wicky, der bereits vor einigen Monaten als möglicher Nachfolger von Gerardo Seoane gehandelt wurde. Der Schweizer stand zuletzt bei den Young Boys Bern unter Vertrag – wie Seoane vor seiner Anstellung in Gladbach. Mit dem BSC gewann er 2022/23 das Double. Im März 2024 trennte man sich schweren Herzens vom Ex-Werder- und HSV-Profi. Die Situation des Klubs unter dem 48-Jährigen sei damals zu „festgefahren“ gewesen, hieß es.

Deshalb habe die Mannschaft „frische Energie“ gebraucht. Eine Situation, vergleichbar mit der von Borussia Mönchengladbach und nicht zwingend ermutigend. Wicky hat zudem noch nie einen Verein länger als zwei Jahre trainiert. Daher dürfte er wohl nicht die erste Wahl der Verantwortlichen sein. Insbesondere von Roland Virkus, der bei einer baldigen Entlassung eines weiteren Trainers in nicht allzu ferner Zukunft wohl um seinen Job fürchten müsste.

Hauptsache Verfügbarkeit und neuer Impuls?

Medienberichte brachten auch die vereinslosen Bo Svensson (zuletzt Union Berlin), Pellegrino Matarazzo (zuletzt TSG Hoffenheim) oder Martín Demichelis (zuletzt CF Monterrey) ins Gespräch. Die schiere Anzahl und die jeweiligen Profile der Kandidaten unterstreichen, dass die Suche nach einem neuen Trainer herausfordernd werden dürfte. Dem neuen Mann an der Seitenlinie steht eine nicht minder anspruchsvolle Aufgabe bevor. Auch wenn viele Namen kursieren, dürfte der Kandidatenkreis begrenzt sein. Es ist eher unwahrscheinlich, dass die finanziell klamme Borussia die schon im Transfersommer sparsam sein musste einen Trainer aus seinem Vertrag herauskaufen wird. Auch die jüngsten Erfahrungen in dieser Hinsicht sind nicht positiv: Im Sommer 2021 überwiesen Gladbach 7,5 Millionen Euro für Adi Hütter an Eintracht Frankfurt. Für eine Zusammenarbeit, die nach einer durchwachsenen Saison und einem zehnten Tabellenplatz endete.

Eine Rückkehr von Marco Rose (zuletzt RB Leipzig) oder Anstellung von Edin Terzić (zuletzt BVB) dürfte trotz Vereinslosigkeit wohl keine Option sein. Letzterer bereitete sich zwar auf eine neue Trainerstation vor, doch seine jüngste Aufgabe als TV-Experte bei „RTL“ könnte ihn vor einer schnellen Verpflichtung zurückschrecken lassen. Rose verließ die „Fohlen“ im Sommer 2021 nach zwei Jahren unrühmlich. Zudem hat er wenig Erfahrung mit Klubs im unteren Tabellensegment und könnte mit seinem Spielstil vorerst zu viel vom Kader verlangen.

Sofern die Gladbacher Verantwortlichen in den kommenden Tagen keinen überraschenden Kandidaten aus dem Hut zaubern, dürfte die Suche nach einem neuen Coach wohl noch andauern. In einem Punkt waren sie sich jedoch einig: „Der Schritt, nun einen neuen Impuls zu setzen, ist der richtige“, wurde Präsident Rainer Bonhof zitiert. Auf die Nachfrage eines Ur-Borussen auf der Ehrentribüne am Sonntag „wer soll da unten denn auch den Karren aus dem Dreck ziehen“ solle, gab es bislang aber keine Antwort. Dies wirft zwei weitere Fragen auf: „Wann“ und „wie“ soll der Karren herausgezogen werden?

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