WM-Ticket gelöst: 3 Gewinner & Verlierer der letzten Quali-Spiele

Ein holpriges Duell in Luxemburg, eine Revanche-Gala gegen die Slowakei und schließlich ein erreichtes Ziel: Die deutsche Nationalmannschaft hat sich für die WM 2026 qualifiziert. Auch bei den abschließenden Quali-Spielen gab es Gewinner und Verlierer, die mit Blick auf den kommenden Sommer geglänzt oder enttäuscht haben. Hier ein Blick auf jeweils drei von ihnen.
Gewinner: Nick Woltemade

Nach einem fulminanten Start bei Newcastle United ist „Big Nick“ nun auch im Nationaltrikot angekommen. Gegen Luxemburg traf Nick Woltemade als erster Spieler im neuen Heimtrikot für das bevorstehende Turnier. Mehr noch: Beim 2:0-Sieg im Großherzogtum schnürte der 23-Jährige sogar einen Doppelpack. Damit verhinderte er „eine Katastrophe“, titelte die spanische Zeitung „as“. Auch bei der abschließenden 6:0-Gala gegen die Slowakei netzte Woltemade und eröffnete damit Deutschlands Torreigen in der ersten Halbzeit.
Nach seinem ersten Tor für die DFB-Auswahl im Oktober ist der Knoten wohl endgültig geplatzt. Der großgewachsene Stürmer wird immer besser in das deutsche Offensivspiel eingebunden und kann Spielen auf dem Nichts seinen Stempel aufdrücken. Selbst wenn es seinen Mitspielern im letzten Drittel an Kreativität mangelt oder er wie ein Fremdkörper wirkt. Seit seinem Debüt für die A-Nationalmannschaft im Sommer konnte Woltemade nach Anlaufschwierigkeiten zuletzt einige Argumente sammeln, um sich in der Sturmspitze zu etablieren.
In Abwesenheit seiner verletzten Konkurrenten Niclas Füllkrug, Tim Kleindienst und Kai Havertz ist er in Top-Form und kann nach beeindruckenden Leistungen für Stuttgart und Newcastle auch im DFB-Trikot glänzen. Maximilian Beier oder Jonathan Burkardt, die zuletzt als Back-up-Optionen im Kader standen, kamen aufgrund Woltemades Einfluss kaum zum Einsatz. Selbst wenn die aktuell verletzten Stürmer zurückkehren, werden sie sich wohl erst einmal hinter ihm einreihen müssen. Dies gilt insbesondere, wenn der gebürtige Bremer seine aktuelle Form bis zur WM beibehalten kann.
Verlierer: Leon Goretzka

Auch Leon Goretzka konnte beim 6:0-Kantersieg gegen die Slowakei aufspielen und zeigte eine gute Leistung. Sein Auftritt im abschließenden WM-Qualifikationsspiel lässt jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass seine Rolle im DFB-Team auf wackligen Beinen steht. In Luxemburg fiel der Mittelfeldspieler beim mühsamen 2:0-Erfolg negativ auf, nachdem er bereits bei den vorherigen Quali-Partien wenig überzeugen konnte.
Obwohl der 30-Jährige in den letzten vier Spielen neben Aleksandar Pavlović beginnen durfte, wirkte er in Phasen wie ein Fremdkörper. Pavlović agierte als defensiver Sechser, während der offensiver Goretzka zu weit vorne kaum eine Anspielstation im Spielaufbau bot. Diese Unstimmigkeiten führten dazu, dass das deutsche Spiel gegen Luxemburg besonders träge wirkte. Dabei wirkte Goretzka – abgesehen von wenigen starken Momenten – oft passiv und fiel eher durch übereifrige Tacklings auf, die durchaus einen Platzverweis hätten nach sich ziehen können. Sinnbildlich für Goretzkas Situation im DFB-Team: Nach seiner Auswechslung zeigte die Mannschaft eine Leistungssteigerung.
Während Pavlović Robert Andrichs einstigen Stammplatz nun endgültig übernommen hat, ist Goretzkas Position weiterhin ungewiss. Als Schlüsselspieler des FC Bayern – einer der aktuell stärksten Vereinsmannschaften der Welt – hat er natürlich Anspruch auf einen Platz im DFB-Kader. Dennoch sind Felix Nmecha sowie die nicht nominierten Angelo Stiller und Anton Stach ihm dicht auf den Fersen und könnten ihm in den Testspielen im März 2026, aber auch bis zur WM, den Rang ablaufen.
Gewinner: Leroy Sané

Die Nominierung von Leroy Sané stieß bei vielen Fans und Experten auf Unverständnis. Julian Nagelsmann hatte ihn seit seinem Wechsel zu Galatasaray Istanbul zweimal nicht berufen und von dem Flügelspieler in der Türkei mehr Leistung gefordert wie zuvor. Eine deutliche Ansage, die allerdings durch Sanés schnelle Rückkehr nach weniger als sechs Monaten Abstinenz etwas relativiert wurde.
Deshalb betonte der Bundestrainer vor den abschließenden WM-Qualifikationsspielen, dass Sané seine Forderungen „noch nicht zu 100 Prozent erfüllt“ habe. Die Nominierung sei „auch seinem Profil geschuldet“, obwohl der Offensivspieler nicht mehr „unzählige Chancen bekommen“ werde. „Ich weiß, was er kann. Er muss es aber auch anderen beweisen“, entgegnete Nagelsmann den Kritikern und fand ungewohnt deutliche, öffentliche Worte für Sané. Zwei Spiele später hatte der Ex-Bayern-Profi es „anderen bewiesen.“
Die Rückholaktion des 29-Jährigen erwies sich als Glücksgriff für die DFB-Elf. Gegen Luxemburg und die Slowakei war Sané an fast allen acht Treffern maßgeblich beteiligt – mal als Initiator, mal als Vorlagengeber, zweimal als Torschütze. Der viel kritisierte Außenbahnspieler konnte seine Schnelligkeit als auch seine Technik ausspielen und wirkte – vor allem gegen die Slowakei – wie entfesselt. Das ändert jedoch nichts daran, dass Sané Nagelsmanns Anforderungen in Istanbul noch erfüllen muss. Sollte er jedoch an die Leistungen bei seinem DFB-Comeback anknüpfen, dürfte er trotz aller Kritik ein Kandidat für den WM-Kader sein. Ein Szenario, dass nach der Kaderbekanntgabe wohl kaum jemand für möglich gehalten hätte.
Verlierer: Die „Bauernopfer“ des VfB

Der Block des VfB Stuttgart im DFB-Kader, der Ende 2024 noch aus fünf Spielern bestand, ist kontinuierlich geschrumpft. Lediglich Alexander Nübel und Jamie Leweling waren bei den abschließenden WM-Quali-Spielen dabei. Während Nübel 180 Minuten auf der Bank verbringen musste, durfte Leweling immerhin elf Minuten spielen. Dem Offensivspieler droht jedoch dasselbe Schicksal wie seinen VfB-Mannschaftskollegen Chris Führich, Angelo Stiller, Deniz Undav und Maximilian Mittelstädt. Angesichts der genutzten Chance von Sané, den Profilen von Kevin Schade und Karim Adeyemi, der Rückkehr verletzter Offensivspieler und der möglichen Berufung von Youngsters wie Saïd El Mala oder Lennart Karl für die März-Länderspiele könnte der 24-Jährige das nächste Stuttgarter „Bauernopfer“ werden.
Schon während seiner Zeit beim FC Bayern hatte Nagelsmann klare Lieblinge und Spieler, die er lieber öffentlicher kritisierte oder außen vor ließ. An der Säbener Straße hatte beispielsweise Mathys Tel es unter dem 38-Jährigen schwer. Offenbar will Nagelsmann nun auch als Bundestrainer an bestimmten Charakteren ein Exempel statuieren. Undav und Mittelstädt, die er im Vorjahr neu ins DFB-Aufgebot holte, sind zu Spielern geworden, an denen Nagelsmann sein angekündigtes Leistungsprinzip veranschaulichen konnte.
Während beide seit ihrer ersten Nichtberücksichtigung keine Argumente für eine Rückkehr sammelten, kam der Verzicht auf Angelo Stiller überraschend. Es hatte sich jedoch abgezeichnet, dass der Mittelfeldspieler einen schweren Stand im DFB-Team hat. Er stand zwar in der Startelf für den WM-Quali-Auftakt gegen die Slowakei, konnte die Niederlage aber nicht verhindern. Wie schon im Spielverlauf tauchte der 24-Jährige auch in den folgenden Länderspielpausen immer mehr ab, bis er schließlich gar nicht im Kader stand. Ein Symbol für den schrumpfenden, aber einst soliden VfB-Block, der wohl nicht allzu schnell wiedererstarken wird. Dass Mittelstädt am VIP-Eingang in Leipzig noch auf Plakaten für das neue WM-Trikot zu sehen war, trägt nicht gerade zur Verbesserung der Lage bei.
Gewinner: Assan Ouédraogo

Das Debüt von Assan Ouédraogo für die A-Nationalmannschaft hätte kitschiger kaum sein dürfen. Nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Nadiem Amiri wurde der 19-Jährige nachnominiert und erstmals für die DFB-Elf berufen. Der Offensiv-Allrounder hatte in dieser Saison bei RB Leipzig seinen Durchbruch in der Bundesliga geschafft, wofür ihn Nagelsmann belohnte. An der Seite von Shootingstar Saïd El Mala vom 1. FC Köln durfte sich auch Ouédraogo als Neuling im Training zeigen und erntete Lob vom Bundestrainer.
Was ihn aber von El Mala unterscheidet? Während der Kölner nach dem Auswärtsspiel in Luxemburg wieder zur U21 geschickt wurde, stand der Leipziger auch für das abschließende WM-Qualifikationsspiel gegen die Slowakei im Kader. Ouédraogo durfte dann ausgerechnet in seinem heimischen Stadion in Leipzig debütieren – und darf sich nun auch Länderspieltorschütze nennen. Der Youngster war keine zwei Minuten auf dem Platz, da traf er nach Hacken-Vorarbeit von Leroy Sané zum 6:0-Endstand.
Ein schöner, vielleicht auch denkwürdiger Moment für den jungen Mittelfeldspieler. Nicht nur, weil er so kurz nach einem von Verletzungen geprägten Jahr für die A-Nationalelf auflaufen und dazu noch in Leipzig treffen konnte. Mit seinem Einstand empfiehlt er sich auch für zukünftige Nominierungen und könnte als erster der U17-Welt- und Europameister-Mannschaft von 2023 im „großen Team“ Fuß fassen. Zudem bringt Ouédraogo dank seiner Variabilität ein interessantes Profil mit und dürfte auch bei RB Leipzig genügend Spielpraxis sammeln, um bei Nagelsmann auf dem Zettel zu stehen.
Verlierer: Alle hinter der 1

Oliver Baumann bestätigte auch in den abschließenden Länderspielen, dass er zu den wenigen Konstanten im DFB-Team gehört. Der 35-Jährige blieb gegen Luxemburg und die Slowakei ohne Gegentor und sicherte mit wichtigen Paraden die Null. Obwohl er weniger als zehn Länderspiele auf dem Buckel hat, durfte er gegen Luxemburg zehn Minuten lang die Kapitänsbinde tragen. Ein Vertrauensbeweis von Bundestrainer Nagelsmann, unter dem der Hoffenheimer seit dem gewonnenen Shootout gegen Alexander Nübel vor rund einem Jahr gesetzt ist.
Dennoch wollte sich Nagelsmann nicht entlocken lassen, ob Baumann auch bei der WM im Tor stehen könnte. Sollte Marc-André ter Stegen von seiner Verletzung nicht optimal zurückkommen oder beim FC Barcelona weiter außen vor sein, dürfte sein Vertreter eine langfristige Chance haben. Dies stellte auch der Bundestrainer klar: „Marc muss sich entweder in Barcelona durchsetzen oder einen Klub finden, bei dem er spielt.“ Obwohl die Torhüterposition in der deutschen Startelf wohl die am leichtesten zu wechselnde ist, gibt es derzeit wenige Gründe, Baumann zu ersetzen.
Für die drei anderen Keeper im aktuellen Aufgebot ist die Situation bitter. Umso mehr für die Torhüter, die laut Nagelsmann ebenfalls eine Nominierung verdient gehabt hätten, aber keine wirkliche Perspektive haben. Weder Alexander Nübel noch Finn Dahmen scheinen bis zur WM realistische Chancen auf Spielzeit zu haben. Besonders hart traf es Noah Atubolu: Der Freiburger war diesmal die vollen sieben Tage dabei, nachdem er im Oktober vorzeitig abreisen musste. Der 23-Jährige saß bei beiden Spielen aber auf der Tribüne und konnte sich nur im Training zeigen. Daher ist es unwahrscheinlich, dass er eine konkrete Option für die WM ist. Dem 22-fachen U21-Nationalkeeper dürfte aber die Zukunft gehören.
Honourable mentions
Eine Liste weiterer „kleiner“ Gewinner und Verlierer, die es nicht in die Hauptauswahl geschafft haben.
Gewinner: Julian Nagelsmann (hielt Kritik und Druck stand und erreichte das Hauptziel mit einer deutlichen Leistungssteigerung und wohl den richtigen Worten nach dem Luxemburg-Spiel); Ridle Baku (zweites Länderspieltor, zwei solide Leistungen: Kimmichs Back-up dürfte endgültig gefunden sein); Jonathan Tah (hat sich in der Innenverteidigung etabliert und durfte gegen Luxemburg als Kapitän ran); Florian Wirtz (das Slowakei-Spiel war ein Knotenlöser für den zuletzt formschwachen Liverpooler), Tom Bischof/Lennart Karl (Fünf Tore gegen Malta waren nach den Leistungen beim FC Bayern ein weiteres Empfehlungsschreiben für die Testspiele im März)
Verlierer: Karim Adeyemi (erst gelbsperrt, dann ohne Minute. Dafür mit Waffenbesitz-Causa und Nebenschauplätzen); Waldemar Anton (konnte seine Chance gegen Luxemburg nicht nutzen); Jonathan Burkardt (der Bundesliga-Spieler des Monats Oktober kam trotz seines Formhochs nicht zum Einsatz, während Konkurrent Woltemade drei Tore erzielte); Saïd El Mala (hinterließ bei Bundestrainer Nagelsmann einen guten Eindruck, durfte aber nicht debütieren und bekam nach der Rückkehr zur U21 Forderungen auferlegt – kann ein WM-Kandidat sein, muss aber erst Stammspieler in Köln werden)
Wer sind Eure Gewinner und Verlierer?
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