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Bundesliga

Babak Rafati über die Arbeit mit dem DFB: „Es war einfach unschön“

Der ehemalige Bundesliga-Schiedsrichter Babak Rafati hat eine bewegte Vergangenheit. Insgesamt pfiff der gebürtige Hannoveraner 84 Bundesligaspiele und 102 Zweitligapartien. Bei „kicker meets DAZN – der Fußballpodcast“ spricht er über den Job des Schiedsrichters, die Handspielregel und den DFB.

Scharfe Kritik am DFB

Im Mai 2012 erklärte Babak Rafati seinen Rücktritt als Schiedsrichter. Grund dafür waren unter anderem eine schwere Depression. Im Podcast spricht Rafati offen und ehrlich über seine Krankheit und die Auslöser dafür: „Wir hatten damals diesen Führungswechsel beim DFB. Und ich bin bekannt dafür, dass ich immer den Mund aufmache und sachlich, aber offen, meine Meinung wiedergebe. Ich habe die Missverhältnisse damals angesprochen und mir sagte der damalige Chef: ‚Kümmere dich nicht drum, sonst passiert dir was.‘ Ich habe als Schiedsrichter auch Fehler gemacht. Das muss man ganz klar und deutlich ansprechen. Ich habe ihnen damit Munition an die Hand gegeben, dass man mich auch entsprechend bearbeitet. Und dann entsteht eine 18-monatige Krise, wo ich auf dem Platz Fehler mache.“

Er fügt hinzu: „Es war einfach unschön, was die Führungskräfte mit mir gemacht haben und dann entsteht dadurch automatisch Leistungsdruck und Stress. Und dann kommen diese männliche Ideale, Stärke zeigen, es ihnen beweisen, durch. Das hat mich dann runtergerissen. Dann kommt die Antriebslosigkeit, du hast keinen Bock mehr, die Sporttasche zu packen, die Schlaflosigkeit. Ich habe alle körperlichen Probleme wie Achillessehnenprobleme, Herz- und Brustschmerzen, einfach weggedrückt. Weil ich funktionieren musste.“

Rafati: „Ich muss mich als Schiedsrichter nicht als Weltverbesserer sehen“

Ein brisantes Thema im Fußball ist der fehlende Respekt der Spieler, Funktionäre und auch Fans vor den Schiedsrichtern. Rafati erklärt die Gründe und Lösungsansätze für dieses Problem: „Es hat sich nicht gebessert. Aber es geht dabei auch noch um etwas anderes: Ich muss mich als Schiedsrichter nicht als Weltverbesserer sehen. Ich muss den Spieler verstehen, warum er mit allen Mitteln zum Beispiel seinen Gegenspieler stoppen will. Dieses Einfordern von Respekt hat immer auch mit mangelndem Selbstwertgefühl zu tun. Wir können von den Spielern nicht einfordern, dass sie uns respektvoll behandeln. Sie verfolgen ganz andere Motive, müssen sich fallen lassen, eine Schwalbe produzieren, mal abwinken. Das gehört alles zum Geschäft. Wenn ich Gelb zeigen musste, habe ich früher den Spieler immer besonders scharf und streng dabei angeschaut. Das ist nicht gut. Genauso könnte ich auch sagen: ‚Verstehe, dass du den jetzt wegwichsen musstest. Aber das gibt halt Gelb.‘ Und dann klopft der mit auf die Schulter und 60.000 im Stadion denken: ‚Ja leck mich am Arsch, wieso klopft der dem jetzt auf die Schulter?'“ Gleiches Ergebnis, aber anders präsentiert.“

Auch zur Handspielregel und dessen Auslegung hat der 49-Jährige eine klare Meinung: „“Wir haben nach neun Spieltagen schon mehr Theater als in der kompletten letzten Saison. Wir haben eine Erwartung geschürt, aber Pustekuchen. Auch da wieder: Es wird nach Vorgaben entschieden, aber weniger nach Sinn und Verstand und nach dem Geist des Fußballspiels. So wie jetzt am Wochenende bei der Handszene bei Mainz gegen Köln. Diese Regeln wurden von Opas, da sind sechs Leute 1.000 Jahre alt, verfasst, die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben. Und wir Fußballer, von der Bundesliga bis zur Kreisklasse, müssen diesen Mist verzapfen. Das ist doch logisch, dass da Ärger aufkommt. Du hast mittlerweile bei 20 Schiedsrichtern 25 verschiedenen Meinungen. Die Absicht muss beim Handspiel wieder an erster Stelle stehen und nicht dieser Mist mit den Parametern.“