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Borussia Dortmund

Dortmund im Transfer-Check – Rückkehr alter Tugenden

Nach einer vor allem spielerisch über weite Strecken schwachen Vorsaison steht bei Borussia Dortmund alles auf Neuanfang. Trotz des Weiterkommens im DFB-Pokal und vier Punkten aus zwei Bundesliga-Partien, wirkten die Auftritte in den bisherigen Pflichtspielen noch nicht vollends überzeugend. Dennoch scheint der BVB dank der Neuverpflichtungen von Thomas Delaney und Axel Witsel im Zentrum wesentlich stabiler zu sein und kann auf eine gute Entwicklung hoffen. Die frühe Länderspielpause kam Dortmunds neuem Cheftrainer Lucien Favre sicher entgegen, um Paco Alcácer, den kurz vor Transferschluss verpflichteten letzten Baustein, in sein System zu integrieren.

Konkurrenz für Stammkeeper Bürki

Der achtmalige deutsche Fußballmeister holte im Sommer mit Marwin Hitz (FC Augsburg) und Eric Oelschlägel (Werder Bremen II) gleich zwei neue Torhüter. Während Letzterer vor allem für die Zweitvertretung des BVB eingeplant ist, soll Hitz seinem Landsmann Roman Bürki kräftig Dampf machen. Weil Bürki bei der Weltmeisterschaft in Russland war, stand der ehemalige Wolfsburger zu Beginn der Vorbereitung im Kasten der Schwarz-Gelben. Obwohl er sich keinen größeren Patzer erlaubte, offenbarte Hitz eklatante fußballerische Schwächen im Vergleich zu Bürki, welcher im Rennen deshalb die Nase vorne hat. Dortmunds neue Nummer zwei wird es schwer haben, an Einsatzminuten zu kommen.

Verpasste Chance auf den Außenverteidiger-Positionen

Nach fünf Jahren im Dress von Borussia Dortmund verließ Sokratis den Verein im Sommer und wechselte zum FC Arsenal. Bereits kurz zuvor stellten die Bosse seinen Nachfolger vor. Künftig wird Abdou Diallo (1. FSV Mainz 05) gemeinsam mit Manuel Akanji (kam im Januar vom FC Basel) die Defensivzentrale der Borussia bilden. Imposante 28 Millionen Euro kostete der Franzose, der in den ersten Spielen bereits seine zeigte, warum Lucien Favre ihn unbedingt haben wollte. Diallo sticht dank guter Antizipation, Zweikampfführung und einer sauberen Spieleröffnung heraus. Seine Art auf dem Platz erinnert ein wenig an den jungen Mats Hummels.

Den Dortmundern gelang es in diesem Sommer aber erneut nicht, die Schwachstelle auf den defensiven Außenbahnen auszumerzen. Mit Achraf Hakimi (Real Madrid) wurde zwar ein Youngster für zwei Spielzeiten ausgeliehen, allerdings wird es noch einige Zeit dauern, bis der 19-jährige Marokkaner Lukasz Piszczek oder Marcel Schmelzer gefährlich werden oder gar einen von ihnen aus der Startelf verdrängen kann.

Königstransfer Witsel haucht der Zentrale neues Leben ein

Im zentralen Mittelfeld haben die Neuzugänge die größte Konkurrenz (acht Spieler für drei Positionen) und scheinen gleichzeitig direkt so überzeugt zu haben, dass ihnen ein Stammplatz quasi sicher ist. Durch die Verpflichtungen von Thomas Delaney (Werder Bremen) und Axel Witsel (Tianjian Quanjin) für jeweils 20 Millionen Euro wurde dem Herzstück der im letzten Jahr blutleer wirkenden Zentrale der Schwarz-Gelben wieder Leben eingehaucht.

Delaney diente als eine Art eierlegende Wollmilchsau der Borussia. Egal ob vorne oder hinten – wo auch immer er auf dem Feld gebraucht wurde, war er zu finden. Beim Passspiel fehlte ihm gelegentlich die Genauigkeit, was er allerdings durch sofortiges Pressing wiedergutmachen konnte. Witsel konnte in den ersten Pflichtspielauftritten für seinen neuen Arbeitgeber ebenfalls überzeugen. Er verleiht der Mannschaft mit seiner Erfahrung viel Ruhe und eine ungeahnte Stabilität. Seine bisherigen – zweifelsohne wichtigen und schönen – Tore spielen dabei fast eher eine Nebenrolle. Der Mann mit der auffälligen Frisur könnte zum absoluten Schnäppchen werden.

Alcácer und Wolf sollen für frischen Wind sorgen

Kurz vor dem Ende des Transferfensters schlug Borussia Dortmund noch einmal zu. Die vakante Mittelstürmerposition wurde mit Paco Alcácer (FC Barcelona) besetzt. Der 25-Jährige wurde für ein Jahr samt anschließender Kaufoption in Höhe von 23 Millionen Euro ausgeliehen. In seinem Testspieldebüt gegen den VfL Osnabrück konnte er noch nicht überzeugen, dennoch glaubt sein neuer Trainer Lucien Favre an den Spanier. „Er versteht Fußball, er bewegt sich nach vorn, er bewegt sich zurück. Wir können mit ihm kombinieren“, erklärt der Schweizer gegenüber dem „kicker“. In der Partie gegen Eintracht Frankfurt an diesem Freitag wird er sich erstmals in einem Pflichtspiel beweisen müssen.

Neben dem Spanier Alcácer nahm die Borussia auch den letztjährigen Shootingstar Marius Wolf von Eintracht Frankfurt unter Vertrag. Der 23-Jährige kam dank einer Ausstiegsklausel für nur fünf Millionen Euro aus der Mainmetropole und rotiert derzeit zwischen Startelf und Jokerrolle. Wolf zeigte in seinen ersten Einsätzen bereits, was ihn für den BVB so attraktiv machte. Obwohl er nicht der feinste Techniker ist, ist er ballsicher und handlungsschnell. Zudem läuft er – ob links oder rechts – die Linie hoch und runter und scheint nicht müde zu werden. Das Kämpfergen zeichnete ihn schon bei der SGE aus und kann ihn im Laufe der Saison noch wertvoller für den Kader machen.

Nach Wolfs Verpflichtung mussten zwei teure Spieler ihren Spind am Trainingsgelände in Brackel räumen. Andriy Yarmolenko zog es nach nur einer Saison bei den Schwarz-Gelben für 20 Millionen Euro zu West Ham United, während der nicht minder glücklose André Schürrle bis 2020 an den FC Fulham verliehen wurde. Die Londoner sicherten sich jedoch keine Kaufoption für den ehemaligen Chelsea-Spieler.

Besinnung auf alte Tugenden

Das Sommertransferfenster 2018/2019 ist für Borussia Dortmund ein inzwischen eher ungewöhnliches gewesen. Neben der vergleichsweise hohen Fluktuation im Kader wurde bei Verpflichtungen wieder mehr Wert auf die Mentalität der Spieler gelegt und nicht mehr wie zuletzt nur größtmögliches Talent. Mit Teamspielern wie Thomas Delaney und Marius Wolf sollen Egoismus-Anfälle verhindert werden. Zudem soll die Mannschaft auf dem Platz wieder als Einheit dastehen. Einige teure und ältere Spieler (beispielsweise Sokratis) und Fehleinkäufe (beispielsweise Yarmolenko) konnten abgegeben werden. Der Umbruch im aufgeblähten 29-Mann-Kader wird allerdings auch in der kommenden Saison noch andauern.