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Borussia Dortmund

Kommentar: Borussia Dortmund sollte Mario Götze halten

Mario Götze steht aktuell an einem Scheideweg seiner Karriere. Der einst als Jahrhunderttalent gefeierte 26-Jährige ist seit seiner Rückkehr nach Dortmund im Jahr 2016 sportlich noch nicht wieder richtig angekommen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Nun häufen sich die Gerüchte um einen Abgang von Götze. Ihn abzugeben wäre allerdings ein Fehler. Mit Lucien Favre bekommt Borussia Dortmund einen Trainer, der Götze wieder auf die Überholspur bringen kann. Ein Kommentar.

Götze-Wechsel nach München brach BVB-Fans das Herz

Als im Frühjahr 2013 der Wechsel von Mario Götze zum FC Bayern bekannt wurde, traf die Meldung BVB-Anhänger mitten ins Herz. Das Wunderkind, der Hoffnungsträger – der Junge, der Borussia Dortmund auf Dauer zum Konkurrenten des Rekordmeisters machen sollte, war weg. Ganz plötzlich weg. Und dann auch noch ausgerechnet zu „denen“. Wieder einer, der den einfachen Weg wählt. Lieber zu einem Verein gehen, der sowieso ein Abo auf Titel hat, als mit unserem Verein um den Titel zu kämpfen. Und dann besitzt der auch noch die Dreistigkeit dort persönlich erfolgreich zu sein und Deutschland zum WM-Titel zu schießen. Der muss hier nie wieder auftauchen! Denkt der gar nicht an seine Jungs?! Und denkt der gar nicht an uns?!

Natürlich dachte er nicht an uns Fans oder an seine Mitspieler. Im Leistungssport nehmen die meisten Leute eben nur auf sich selbst Rücksicht. Rückblickend ist das irgendwo verständlich. So oder so ähnlich war aber damals der Gedankengang vieler und auch mein eigener. Er war der erste Spieler seit Nuri Sahin, der diese eingeschworene Truppe verlassen wollte. Knapp drei Jahre später, im Sommer 2016, gab es dann plötzlich Gerüchte um eine Rückkehr. Sofort dachte ich: Puh, muss das sein? Der Typ, der uns alle verraten hat? Der, dem der Erfolg wichtiger war als die bedingungslose Unterstützung? Nein, der kommt mir nicht wieder zu meiner Borussia.

Seine Spielweise hat sich geändert – das muss akzeptiert werden

Kurze Zeit schaute ich zufällig ein paar alte BVB-Videos an. Highlights aus den Jahren 2010 bis 2013. Die beiden Meisterjahre, der Pokalsieg und das Champions League-Finale. Ich bekam sofort Gänsehaut. Ich hatte vergessen wie schön das „damals“ war. Diese gesamte Zeit hatte einen sportlichen Hauptakteur für mich und der hieß Mario Götze. Wie gnadenlos er an Gegenspielern vorbeizog, sie austanzte und das alles so mühelos aussehen ließ. So schön habe ich nur wenige Menschen Fußball spielen sehen. Ich fing an zu überlegen, ob es nicht doch schön wäre, ihn wieder in Schwarzgelb zu sehen. Mal wieder eine Chance zu haben, solche Momente zu erleben. Allerdings hatte ich eine Sache vergessen: Mario Götze war nicht mehr der Spieler, der er noch vor seinem Wechsel nach München war.

Die Position, die der Mittelfeldspieler noch in Dortmund bekleidete, gab es im System von Pep Guardiola nicht. Obwohl er versuchte sich anzupassen, fiel er immer weiter in Ungnade. In wichtigen Spielen wurde nicht oder kaum auf ihn gesetzt. Er versuchte durch mehr Training eine Chance zu bekommen und machte damit, wie sich im Nachhinein herausstellte, seinen eigenen Körper kaputt. Er hat einiges an Explosivität und Spritzigkeit eingebüßt. Götze ist nicht mehr der kleine Messi, den alle in ihm sahen – er ist vielmehr ein kleiner Iniesta. Letztlich ist er aber vor allem ein neuer Mario Götze. Ein Strippenzieher. Ein Passgeber. Einer, der zwischen den gegnerischen Linien wirbelt und die Gegner mit seiner Ballsicherheit und Übersicht zur Verzweiflung treibt. Er spielt jetzt einen anderen Fußball, das muss man akzeptieren können.

BVB-Rückkehr verlief bisher unglücklich

Als die Rückkehr dann letztendlich feststand, überwiegte in mir die Freude. Im ersten Interview mit der Vereinshomepage gab Mario Götze mehr oder weniger zu, dass der Wechsel nach München ein Fehler war. Balsam für die geschundene Fanseele. Mit dem Vertrauen der Anhänger und der BVB-Bosse sollte Götze doch bestimmt wieder zu alter Stärke finden können. Leider war Thomas Tuchel kein wirklich großer Freund von ihm. Trotz relativ vieler Einsatzminuten wurden die beiden nicht warm. Götze fehlte das Vertrauen des Trainers. Das bekam er von Peter Bosz. Dieses Vertrauen zahlte der Nationalspieler mit, nach langer Zwangspause, vernünftigen Leistungen teilweise zurück. Er war in vielen Spielen gen Ende der Bosz-Ära einer der wenigen Lichtblicke auf dem Platz. Manchmal wirkte er fast wieder wie der alte Mario Götze.

Dann kam der erneute Bruch. Nachdem Bosz gehen musste und Peter Stöger als Nachfolger installiert worden war, ging es für den 26-Jährigen persönlich wieder bergab. Stöger stand ihm öffentlich sehr kritisch gegenüber. Nach dem peinlichen EL-Aus gegen RB Salzburg pickte sich der Österreicher Götze heraus und stellte ihn als Sündenbock dar. Es wirkte, als ob einzig und alleine Mario Götze die 180 Minuten gegen den Außenseiter vergeigte, obwohl es die gesamte Mannschaft war – teilweise auch Stögers Taktik geschuldet. Ihm die alleinige Schuld zu geben war daneben, das wird selbst der größte Götze-Kritiker zugeben müssen.

Dortmunds neuer Coach kann ihn wieder besser machen

Im Mai 2018 folgte dann der nächste Schock für Mario Götze. Er durfte nicht mit zur Weltmeisterschaft nach Russland. Seine Leistungen in dieser Saison waren nicht ausreichend, sagte Bundestrainer Jogi Löw. Verständlich. Tatsächlich war Götze weit von seinem Optimum entfernt. Deswegen sehe ich diese Nicht-Nominierung auch als Chance. Er kann die komplette Saisonvorbereitung mitmachen. Dort kann er versuchen Neu-Coach Lucien Favre von sich zu überzeugen und sich anbieten. Wenn jemand Götze wieder in Form bringen kann, dann der akribische Schweizer. Egal bei welcher Station – Favre hat es bisher immer geschafft jeden seiner Schützlinge irgendwie besser zu machen. Das beste Beispiel ist Marco Reus. In Mönchengladbach formte er das hochveranlagte Talent innerhalb kürzester Zeit zum absoluten Weltklassespieler. Nichts spricht dagegen, dass er dies nicht auch mit dem mindestens ebenso hoch veranlagten Mario Götze schaffen könnte.

Das heißt für mich sind Wechselgedanken, egal von welcher Seite, zumindest vorerst ein Tabu. Mario Götze hat sich noch eine Chance verdient wieder zu alter Stärke zu finden. Die kommende Saison wird eine richtungsweisende für das einstige Jahrhunderttalent sein. Er muss der Welt zeigen, dass er besser ist, als der alte Mario Götze.