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Borussia Mönchengladbach

Günter Netzer: „Gladbach entwickelt eine richtige Angriffswucht“

Günter Netzer zählt zu den Legenden der deutschen Fußballgeschichte. Der ehemalige Mittelfeldspieler spielte 21 Jahre für Borussia Mönchengladbach und drei Jahre bei Real Madrid. Mit der „Sport Bild“ spricht Netzer über die aktuelle Verfassung von Gladbach und die Personalien Max Eberl und Marco Rose.

Netzer: „Thuram und Plea – das ist etwas Außergewöhnliches“

Für Gladbach könnte die aktuelle Saison nicht besser laufen. Die Mannschaft von Marco Rose steht vor dem 13. Spieltag an der Tabellenspitze. Günter Netzer bewundert vor allem ein ganz spezielles „Sturm-Duo“: „Thuram im Sturm, in Verbindung mit Plea, das ist etwas Außergewöhnliches. Gladbach entwickelt eine richtige Angriffswucht. Das sehe ich mir sehr gerne an. Das in Verbindung mit einem sehr guten Trainer, der die Gemeinschaft pflegt, ist sehr schön anzusehen. Das ist ein Grund, warum Gladbach oben steht.“

Letzte Woche bezeichnete die „Sport Bild“ Denis Zakaria als „defensiven Netzer“. Netzer selbst äußert sich wie folgt zu diesem Vergleich: „Das ist eine Beleidigung für Zakaria! Ich hatte schließlich absolut keine defensiven Fähigkeiten, zumindest kann ich mich nicht daran erinnern. Aber vielleicht wollt ihr Reporter auf die Bedeutung von Zakaria hinaus: Er ist enorm wertvoll, da er mannschaftsdienlich spielt. Spieler wie er sind in vielen Mannschaften mitentscheidend für den Erfolg, sie leisten für andere die Drecksarbeit. Ich erinnere da an Herbert Wimmer oder Peter Dietrich in Gladbach zu meiner Zeit. Diese Spieler sind wahnsinnig wertvoll, die lobe ich lieber als solche, die ab und zu ein Tor schießen.“

Großer Respekt vor Eberl und Rose

Viele Experten sprechen von der „besten Borussia seit 42 Jahren“. Der gebürtige Gladbacher blickt kritisch auf diese Aussage: „Diese generationsübergreifenden Vergleiche waren für mich nie angebracht. Der Fußball damals war ein völlig anderer. Wenn man sagt, die hätten damals in Zeitlupe gespielt, dann ist das eine dumme Aussage. Das war das größte, beste Tempo der damaligen Zeit. Ich habe zuletzt etwas Hochinteressantes gelesen: Meine Leistung aus dem EM-Viertelfinale beim 3:1 in England 1972 wurde wissenschaftlich verglichen mit den Leistungen von Topspielern in der heutigen Zeit. Meine Werte in den Bereichen Laufleistung oder Passgenauigkeiten waren nur unwesentlich schlechter als die von heute. Und das ist 47 Jahre her! So viel zu den Vergleichen und dem Gerede über Fußball von früher und heute: Seriös ist das nicht.“

Günter Netzer bewundert vor allem die Arbeit von Gladbachs Sportdirektor Max Eberl und ist sehr überzeugt von Trainer Marco Roses Arbeit bei den Fohlen: „Ich verneige mich vor Max Eberl: Diesen Trainer zunächst zu finden und dann noch den Mut zu haben, ihn zu holen, ist etwas ganz Großartiges. Man kann von einem Trainer nur überzeugt sein, wenn man dessen Mannschaft spielen sieht und davon beeindruckt ist. So habe ich damals Ernst Happel verpflichtet. Ich war total fasziniert von seinem Fußball: Forechecking in Verbindung mit Abseits stellen – so etwas kannte man in Deutschland nicht. Ein ähnliches prägendes Erlebnis muss Eberl bei Roses Ex-Team Salzburg gehabt haben. Rose ist ein Typ, der die Spieler auf eine Art und Weise erreicht, die ihnen gefällt. Er hat Ideen, welche die Spieler zu 100 Prozent gewillt sind, sie auszuüben. Es war bislang eine großartige Leistung, aber es ist erst ein Drittel der Saison gespielt.“