Ob Oliver Glasner bei seiner Verbannung auf die Tribüne in der PreZero Arena in Sinsheim schon an seine Wutrede bei der anschließenden Pressekonferenz dachte? Foto: Alex Grimm/Getty Images.
Oliver Glasner (48) – Der Trainer von Eintracht Frankfurt und Träger des oberösterreichischen Verdienstordens ist seit Samstag und seit seinem denkwürdigen Auftritt bei der Pressekonferenz nach dem Spiel bei 1899 Hoffenheim in Sinsheim praktisch von Null direkt in die Reihe der legendärsten Wut-Reden der Liga aufgestiegen. Ganz ehrlich: Im Zeitalter der gläsernen Liga hätten wir mit so etwas kaum noch gerechnet.
Auf den diplomatischen Freitag folgte im Kraichgau der noch diplomatischere Samstag. 1:3 (0:3) bei 1899 Hoffenheim in Sinsheim, zwar noch Chancen auf Europa über die Bundesliga, aber bei Pokalfinalist Eintracht Frankfurt blieben viele Fragen offen. Glasner hatte während der Partie die Rote Karte gesehen (Foto).
„So richtig in Fahrt kam er auf der Pressekonferenz nach einer harmlosen Frage“, berichtete die Wiener Kronen-Zeitung (Sonntags-Ausgabe). Glasner: „Hört auf damit, der Mannschaft irgendwas mit ,,Nicht kapieren“ vorzuwerfen.“ Und er legte nach: „Hasebe spielt mit 39 Jahren drei Mal 90 Minuten in dieser Woche, hat teilweise Blut im Urin.“
Dann war der Österreicher nicht mehr zu stoppen: „Hört auf mit diesem Müll! Ich weiß, was die Jungs hier leisten, hört auf mit ,,Keinem Einsatz“ und ,,Keinem Charakter“, diese Mannschaft bestreitet das zweite Finale in zwei Jahren, die gehen für die Eintracht durchs Feuer.“
Bundesliga-Wutreden – Wenn es kracht, dann richtig. Und der Müll ist fast immer dabei.
Wie am 8. Oktober 2012. Nach dem Spiel des VfB Stuttgart gegen Bayer Leverkusen wütete Bruno Labbadia (57): „Ich muss ganz ehrlich sagen: Wir Trainer in der Bundesliga sind nicht die Mülleimer von allen Menschen hier. Da ist eine totale Grenze erreicht, auch hier in Stuttgart, das muss ich Ihnen ganz klar sagen. (…) Ich kann gewisse Dinge nicht akzeptieren, wenn ein Trainer wie der letzte Depp dargestellt wird, als hätte er gar keine Ahnung. Das muss man ganz klar sagen. Mich wundert’s nicht, weil die Zuschauer dazu aufgewiegelt wurden in den letzten Wochen, weil absolute Unwahrheiten verbreitet wurden.“
Das half! Labbadia rettete Stuttgart vor dem Abstieg und schaffte 2013 via DFB-Pokalfinale gegen die Bayern (2:3) den Einzug in die Europa League.
Über den Pokal nach Europa, das hatte 2008 bei Borussia Dortmund auch Thomas Doll geschafft. Gewürdigt sah sich der ehemalige Hamburger deshalb in der BVB-Medienwelt nicht. Doll steigerte sich in seinem legendären Monolog vor dem Bundesliga-Spiel bei Eintracht Frankfurt (1:1) regelrecht in seine „Das ist respektlos“-Debatte. Er betonte mehrfach: „Da lach ich mir doch den Arsch ab!“
Da kann man schon mal lachen. Die BVB-Verantwortlichen konnten es nicht, Doll musste am Saisonende gehen. Ein gewisser Jürgen Norbert Klopp übernahm.
„Ich habe fertig“, so lautete 1998 allerdings das wohl bekannteste Motto einer Bundesliga-Wutrede. Giovanni „Il Trap“ Trapattoni und der FC Bayern trennten sich, nachdem der Italiener zum Rundumschlag ausgeholt hatte („E mehr Mehmet, e mehr Basler“) – Die Analyse der Trapattoni-Rede hat das Portal Fussballdaten.de zum 25. Jahrestag geliefert.
Sie wird auf ewig unerreicht blieben. Weil sie auch Eingang in den allgemeinen Sprachgebrauch fand.
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