Der Transfer von Andreas Thom (l.) zu Bayer Leverkusen schrieb deutsche Fußballgeschichte, doch auch bei Celtic Glasgow wurde der Berliner zum Publikumsliebling. Foto: Ross Kinnaird/ALLSPORT via Getty Images.
Es war ein Coup von Bayer Leverkusens XXL-Manager Reiner „Calli“ Calmund und seinem Assistenten Wolfgang „Tricky Dicky“ Karnath. Sie holten 1989/90 mit Andreas Thom vom BFC Dynamo Berlin den größten Star der DDR in die Bundesliga. Zum Tag der Deutschen Einheit blickt das Portal Fussballdaten.de zurück.
„Ich bin kein Journalist“, zischte Wolfgang Karnath im Innenraum des Wiener Prater-Stadions nahe der Trainerbank Matthias Sammer zu, „ich bin Beauftragter von Bayer Leverkusen.“ Der gewiefte Leverkusener war mit einem Sanitäts-Ausweis aus Bundeswehr-Zeiten und einer Foto-Ausrüstung auf Tuchfühlung mit den DDR-Spielern gegangen. „Er war der richtige Mann für einen wahren Ritterkreuz-Auftrag“, erinnert sich Calmund.
Die DDR-Mannschaft war sechs Tage nach dem Mauerfall in Berlin im WM-Quali-Spiel gegen Österreich (0:3) praktisch über Nacht der neue Transfer-Hotspot.
„Wir wären bekloppt gewesen, wenn wir nicht versucht hätten, sie zu kriegen“, ist Calmund bis heute überzeugt. Auf der Tribüne im Prater wimmelte es von Scouts. Aber nur Bayer hat mit Karnath einen Mann im Innenraum Für die DDR-Nationalelf war es offenbar zu viel Rummel. Sie verspielte die WM-Teilnahme 1990 in Italien.
Dreifacher Torschütze in Wien: Anton „Toni“ Polster. Der spätere Bundesliga-Star sagte danach: „Ich habe die DDR sportlich beendet.“
Ein sportliches Erweckungserlebnis war hingegen der Transfer von DDR-Star Andreas Thom. Der 51-malige DFV-Nationalspieler wurde zum ersten Spieler aus der DDR, der offiziell in die Bundesliga wechselte.
Lutz Eigendorf (vom BFC Dynamo zum 1. FC Kaiserslautern), Jürgen Pahl und Norbert Nachtweih (Chemie Halle / Eintracht Frankfurt), Frank Lippmann (mit ,,Macht’s gut, ihr Arschlöcher!“ von Dynamo Dresden zum 1. FC Nürnberg) oder Falko Götz (BFC Dynamo / Bayer Leverkusen) waren in den Jahren zuvor aus der DDR geflohen.
„Wir waren uns relativ schnell einig. Die Spieler sind nach der Partie im Stadion natürlich auch von anderen Scouts angesprochen worden“, erzählte Wolfgang Karnath im November 2015 unserem Redakteur, „Sie staunten auch nicht schlecht, als ich im beim Rückflug nach Ost-Berlin mit der Mannschaft in der Interflug-Maschine saß…“
Auch Calmund tauchte kurz vor Weihnachten 1989 in Ost-Berlin auf und konnte Andreas Thom von einem Transfer nach Leverkusen überzeugen. Wie auch den für Dynamo Dresden stürmenden „Schwatten“, Ulf Kirsten, der sich zum 1. Juli 1990 dem Bayer-Klub anschloss.
Bayer Leverkusen zahlte für Thom 2 Mio. Mark (1 Mio. Euro) Ablöse plus eine Million Mark Einsatzprämien. Die DDR-Fußballzeitschrift FUWO schrieb: „Insider halten mehr eine Ablösesumme von 3,6 Millionen Mark und ein Jahresgehalt von 450.000 Mark für Thom realistisch.
„Das war die bis dahin mit Abstand höchste Ablösesumme, die Leverkusen zahlte, heute wären das Peanuts“, sagte Calmund in der SPORT BILD-Serie 60 Jahre Bundesliga (Ausgabe 24 / 2023).
Lukrative Verträge sicherten sich zum 1. Juli 1990 auch Thomas Doll, Frank „Wuschi“ Rohde (BFC Dynamo Berlin) beim Hamburger SV und Matthias Sammer (Dresden) beim VfB Stuttgart. „Sammy“, auf den es die Leverkusener ebenfalls abgesehen hatten, wurde der erste gesamtdeutsche Star.
Er holte sich als einziger der 4 DDR-Top-Spieler die Meisterschale. 1992 triumphierte Stuttgart mit einem gewissen Christoph Paul Daum am letzten Spieltag in Leverkusen (2:1).
Karnath war wieder auf der Tribüne. „Was seid Ihr für Idioten? Mit Sammer wäre Leverkusen Meister geworden“, zischte er dieses Mal…
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