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Bundesliga

Deniz Aytekin: „Es geht darum, dass wir den Sport sauber bekommen“

In den vergangenen Wochen haben sich die Ereignisse im Fußball auch abseits des Spielfelds überschlagen. Neben dem von vielen kritisch betrachteten  Videoschiedsrichter (kurz: VAR, Anm. d. Red.) machten auch rassistische und beleidigende Äußerungen von den Rängen Schlagzeilen. Im Zuge dessen kam am letzten Bundesligaspieltag mehrmals der sogenannte „Drei-Stufen-Plan“ zum Einsatz, der im härtesten Fall zu einem Spielabbruch führen kann. In der neuesten Ausgabe des Podcast „kicker meets DAZN“ spricht Schiedsrichter Deniz Aytekin über diese teilweise heiklen Themen und bezieht Stellung.

Beleidigungen und der Drei-Stufen-Plan

Deniz Aytekin zählt zu den erfahrensten und wahrscheinlich auch kompetentesten Schiedsrichtern der Bundesliga. Der 41-jährige Franke wurde im vergangenen Jahr vom DFB zum „Schiedrichter des Jahres“ ausgezeichnet. Bekannt ist der in Nürnberg geborene Aytekin vor allem auch für seine Härte und sein Durchsetzungsvermögen auf dem Platz.

Am vergangenen Samstag kam es zu zwei Spielunterbrechungen während der Partie der TSG Hoffenheim gegen den FC Bayern München. Im Gästeblock der Münchner wurden mehrere beleidigende Schmähplakate gegen Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp gezeigt. „Es war richtig, den Drei-Stufen-Plan hier anzuwenden, auch wenn der bei der UEFA sehr stark ausgerichtet ist auf das Thema Rassismus“, sagt Aytekin im Podcast. „Für uns Schiedsrichter ist das Hauptproblem, Schmähungen überhaupt mitzubekommen. Sollte ich so etwas vom Kölner Keller aus eindeutig mitbekommen, da würde ich die Richtlinien des VAR in der Schublade verschwinden lassen. In diesem Fall wäre mir jede Anweisung egal, denn es geht auch darum, dass wir den Sport sauber bekommen.“

Aytekin betont auch die Relevanz des Empfindens der Spieler. „Ich werde keine Mannschaft zwingen, weiterzuspielen und einen Vorfall runterspielen. Wir haben ja auch Menschenverstand, der hilft dann meistens. Wenn eine Mannschaft sagt, unter diesen Umständen ist das nicht unser Fußball und geht, dann habe ich dafür Verständnis.“

Aytekin: „Habe noch nie eine Partie ohne Fehler geleitet“

Auch nach der Einführung des Videobeweis lässt sich ein Spiel kaum fehlerfrei pfeifen. Aytekin offenbart: „Ich habe noch keine Partie ohne Fehler geleitet, irgendwas rutscht immer durch.“ Er sei aber seit Beginn seiner Schiedsrichter-Karriere „wesentlich gelassener, bei der Körpersprache, bei der Kommunikation. Ich bin zwar auch mal sauer und schreie jemanden an, aber wir beleidigen niemanden, wie auch wir nicht beleidigt werden auf dem Platz. Wenn das passiert, schmeiße ich ihn raus.“ Nach all dem Jahren im Fußballgeschäft hat Aytekin viel gelernt und möchte auch dem Nachwuchs so gut es geht helfen: „Man bekommt auf dem Platz alles entspannter mit, sieht auch mal einen schönen Spielzug oder auch taktische Umstellungen. Diesen Spaß, den man dann dabei empfindet, den gebe ich auch an die jungen Schiedsrichter weiter.“

Mehr gelbe Karten als zuvor? Aytekin bleibt gelassen

Die Bundesliga-Schiedsrichter hatten in der vergangenen Winterpause vom DFB die Anweisung bekommen, ab sofort härter durchzugreifen. Unsportlichkeiten sollen schneller geahndet werden. Deniz Aytekin veränderte sein Verhalten auf dem Platz nicht wesentlich: „Ich habe das auch schon vor der Winterpause so gehandhabt. Wenn sich vor mir einer aufbaut, dann habe ich ihn verwarnt oder auch so verbal Contra gegeben. Ich brauche dafür keine Anweisung, wenn einer mit mir umgeht, als wäre ich der letzte Idiot. Denn das hat ja auch eine Außenwirkung im Stadion und diese will ich nicht haben.“

Er weiß aber auch, dass man „ein Spiel nicht nur über Gelbe und Rote Karten leiten kann. Das funktionierte in der Vergangenheit nicht und wird auch in zehn Jahren nicht funktionieren. Man braucht Gespür, Empathie und emotionale Intelligenz.“

Auch zur jüngsten Diskussion über die Transparenz der Schiedsrichter hat Deniz Aytekin eine klare Meinung: „Ich hätte kein Problem, eine Durchsage an die Zuschauer zu machen. Aber es gibt bestimmt auch Kollegen, die das nicht wollen, auch weil es eine zusätzliche Aufgabe ist und nicht jeder will dann auch noch den Kommentator spielen. Aber letztlich wird alles, was der Transparenz dient, dem VAR helfen, um besser akzeptiert zu werden.“