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Bundesliga

Der Knurrer tritt ab: Huub Stevens‘ Trainerkarriere in der Rückschau

Trainer-Legende Huub Stevens zieht sich endgültig aus dem Fußballgeschäft zurück. Dies bestätigte der 69-jährige Niederländer im Interview mit dem ‚Express‘ nun offiziell. Angesprochen auf die Frage, ob er sich ein Comeback auf der Trainerbank noch vorstellen könne, dementierte Stevens klar: „Das wird es gar nicht mehr geben. Ich hatte tatsächlich eine Anfrage eines Vereins aus den Niederlanden. Aber ich riskiere das nicht mehr.“

Beim Ex-Schalke-Trainer war zuletzt eine Herzbeutelentzündung diagnostiziert worden. Dies sei für ihn „ein deutliches Zeichen gewesen, dass ich noch mehr auf mich aufpassen muss“. Eine Rückkehr in eine Funktionärsposition schloss Stevens ebenfalls aus: „Ich übernehme kein offizielles Amt mehr. Ich mische mich auch nicht mehr aktiv ein. Man kann mich jederzeit nach meiner Meinung fragen, mehr aber auch nicht.“

Mit dem endgültigen Rücktritt des Kult-Trainers aus Sittard geht gewissermaßen eine Ära zu Ende. Grund genug also, noch einmal genauer auf seine illustre Trainerlaufbahn zurückzublicken.

Erste Schritte in den Niederlanden

Erste Erfahrungen als Trainer sammelte Stevens als Trainer der U19 der PSV Eindhoven. Bei den Südniederländern hatte er sich zuvor bereits während seiner aktiven Laufbahn einen Namen gemacht. Insgesamt 293 Pflichtspiele bestritt er für den 24-fachen niederländischen Meister.

Im Jahre 1993 folgte dann der Sprung ins Profigeschäft, als Stevens den Posten als Trainer bei Roda JC Kerkrade übernahm. Während seiner knapp dreieinhalb Jahre andauernden Amtszeit führte er den Klub unter anderem zur Vizemeisterschaft 1994/95 und mehrfach zur Qualifikation für den UEFA-Cup. Stevens‘ Erfolge blieben auch in Deutschland, wo er Anfang der 1990er-Jahre bereits seine Trainerausbildung absolviert hatte, nicht lange unbemerkt. So lockte im Oktober 1996 der FC Schalke 04.

Erfolgstrainer auf Schalke

Bei den Königsblauen erlebte der ‚Knurrer von Kerkrade‘ ohne Frage die erfolgreichste Zeit seiner Karriere. Schon in seiner Debütsaison 1996/97 machte sich Stevens in Gelsenkirchen als Trainer der ‚Eurofighter‘ unsterblich. Mit dem völlig überraschenden Triumph im UEFA-Cup feierten die Schalker ihren ersten großen Titel seit 25 Jahren. Den DFB-Pokal konnte Stevens mit Schalke in den Spielzeiten 2000/01 und 2001/02 dann sogar gleich zweimal in Folge gewinnen.

Die Saison 2000/01 ist für Stevens und den FC Schalke 04 zugleich aber auch mit einem der bittersten Momente der deutschen Fußballhistorie verbunden. Im Fernduell mit dem FC Bayern am 34. Spieltag wähnten sich die Schalker da bekanntlich schon als Meister – nur um dann nach Abpfiff über die Stadionleinwand miterleben zu müssen, wie der Rekordmeister parallel in den Schlusssekunden noch das goldene Tor zum Titel erzielte.

Mit seiner mitunter mürrischen, aber doch sympathischen Art erlangte Stevens während seiner Zeit auf Schalke schnell Kultstatus. Sportlich prägte er mit Erfolg das bis heute häufig zitierte Mantra „Die Null muss stehen“. Anlässlich des 100-jährigen Gründungsjubiläums wählten ihn die Schalke-Anhänger 2004 zum ‚Jahrhunderttrainer‘.

Kurze Engagements in Deutschland und den Niederlanden

Nach seinem Wechsel von Schalke zu Hertha BSC knüpfte Stevens zunächst an seine erfolgreiche Zeit an und führte den Hauptstadtklub in der Saison 2002/03 ins internationale Geschäft. Im Dezember 2003 folgte aber der erste größere Rückschlag für den Niederländer: Die Hertha beurlaubte Stevens nach einer Serie schwacher Ergebnisse.

Sein nächstes Engagement fand Stevens knapp ein halbes Jahr später beim damaligen Zweitligisten 1. FC Köln. Mit den Domstädtern gelang ihm der Wiederaufstieg ins Oberhaus. Unmittelbar danach verließ er den Klub aber nach nur einem Jahr aus privaten Gründen wieder. Hintergrund: Stevens wollte in die niederländische Heimat zurückkehren, um näher bei seiner erkrankten Ehefrau zu sein. Es folgte die zweite Amtszeit bei Roda Kerkrade.

Im Februar 2007 holte der Hamburger SV, der gerade Thomas Doll entlassen hatte und auf dem letzten Tabellenplatz stand, Stevens zurück in die Bundesliga. Mit den Rothosen rollte er das Feld von hinten auf und landete am Saisonende sogar noch auf Rang sieben. Im Sommer 2008 verlängerte Stevens seinen auslaufenden Vertrag nicht – einmal mehr aus privaten Gründen.

Nach einem kurzen, eher erfolglosen Abstecher zur PSV Eindhoven heuerte der Niederländer in Österreich bei RB Salzburg an. Mit den Roten Bullen wurde Stevens in der Spielzeit 2009/10 Meister und sicherte sich zudem die Auszeichnung als Österreichs Trainer des Jahres 2010. Im April 2011 trennten sich die Wege von Verein und Trainer.

Rückkehr nach Schalke und Erfolge als ‚Feuerwehrmann‘

Im September kehrte Stevens dann tatsächlich nach Schalke zurück. Seine zweite Amtszeit dauerte jedoch nur gut 15 Monate. Zwar schaffte es der ‚Knurrer‘ mit den Knappen auf den dritten Platz und erreichte damit die Champions League. Am Ende zog der Absturz auf Rang sieben in der Folgesaison allerdings die Entlassung der Schalke-Legende nach sich.

Nach einem kurzen Intermezzo in Griechenland bei PAOK Saloniki machte sich Stevens in der Bundesliga dann noch einmal als Retter im Abstiegskampf einen Namen. In den Jahren 2013 und 2014 übernahm er den VfB Stuttgart zweimal jeweils interimsweise für einige Monate. In beiden Fällen führte er die Schwaben zum Klassenerhalt. Auch die TSG Hoffenheim setzte 2015 im Überlebenskampf noch einmal auf die Dienste des erfahrenen Coaches. Aufgrund von Herzproblemen musste Stevens das Engagement allerdings vorzeitig abbrechen, es übernahm der bis dato völlig unbekannte Julian Nagelsmann.

In der Folge zog sich Stevens aus dem Tagesgeschäft zurück. In Schalke (2016-2017) und Kerkrade (2017-2018) fungierte er aber noch als Berater. Von 2018 bis 2021 war Stevens dann Mitglied des Schalker Aufsichtsrats. Nach der Entlassung von Domenico Tedesco half er im März 2019 für die letzten zehn Spiele der Saison sogar noch einmal als Interimstrainer aus und trug dabei einmal mehr zum Klassenerhalt bei. Endgültig zum letzten Mal stand Stevens dann im Dezember 2020 an der Seitenlinie, nachdem er S04 nach der Entlassung von Manuel Baum für die abschließenden beiden Partien vor der Winterpause übernommen hatte.

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