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Eintracht Frankfurt

de Guzmán: „Neapels Sportdirektor schlug mir ins Gesicht“

Jonathan de Guzmán ist einer der Stars im Kader von Eintracht Frankfurt. Der inzwischen 31 Jahre alte Niederländer hat eine bewegte Karriere hinter sich und erlebt gerade so etwas wie einen zweiten Frühling eben dieser. Seitdem er in Deutschland spielt, läuft es bei ihm wieder. In einem Interview mit der holländischen Zeitung „De Volkskrant“ erzählt de Guzmán erstmals von der Zeit in Neapel, wo dieser nicht nur Machtmissbrauch und Erpressung am eigenen Leib erlebte, sondern auch immens eingeschüchtert wurde.

Starke WM brachte ihn nach Italien

Im Sommer 2014 spielte Jonathan de Guzmán mit den Niederlanden bei der Weltmeisterschaft in Brasilien und belegte dort den dritten Platz. Der damalige Bondscoach Louis van Gaal hielt viel vom kleinen Mittelfeldmann und ließ ihn in drei Spielen ran. In diesen Partien überzeugte de Guzmán so sehr, dass der SSC Neapel anklopfte und ihn unbedingt haben wollte. Schließlich schloss er sich den Italienern an und sicherte sich direkt einen Stammplatz. Rafael Benitez, der die „Azzurri“ zu dieser Zeit trainierte, war ein großer Fan de Guzmáns.

Im März 2015 fand der Mittelfeldspieler dann eine Beule an seinem Bauch, von der manchmal Schmerzen ausgingen. Er ging damit zum Vereinsarzt Alfonso De Nicola, der keine Diagnose stellen konnte. „Ich wurde auf eine Diät gesetzt, sollte weniger Kohlenhydrate essen und mich ausruhen. Aber der Schmerz kam immer wieder“, erklärt de Guzmán. „MRI-Aufnahmen und Tests halfen nicht. Benitez sagte, ich solle zu einem anderen Doktor gehen. Doch das erlaubte mir der Verein nicht, denn De Nicola hatte die Macht.“ Er sollte sich den Sommer über ausruhen und würde so die Krankheit überwinden, wurde ihm versichert. Obwohl er beim Trainingsauftakt noch immer Schmerzen hatte, erklärte Mannschaftsarzt De Nicola ihn für fit.

Weil mit Maurizio Sarri ein neuer Trainer im Verein war, wollte de Guzmán sich unbedingt beweisen und spielte trotz des Schmerzes. Er sei ein Spieler, der normalerweise viel laufen könne. Aber da er statt zehn Kilometer plötzlich nur sechs Kilometer mit halber Kraft laufen konnte, wollte der Coach ihn nicht, sagt de Guzmán.

Neapel nahm de Guzmán die Schmerzen nicht ab

„Neapel glaubte nicht, dass ich verletzt war. Ich konnte laufen und rennen, aber ich konnte mich nicht richtig drehen oder schießen. Sie glaubten, ich würde mir das einbilden und alles würde nur in meinem Kopf stattfinden. Sie sagten es so oft zu mir, dass ich anfing an den Signalen meines eigenen Körpers zu zweifeln“, blickt Jonathan de Guzmán zurück. „Es war krank.“ Deswegen wollte ihn der Verein loswerden. Der Niederländer wurde Sunderland und Bournemouth angeboten, doch er wollte erst wechseln, wenn er wieder fit war. Das machte Neapels Sportdirektor Cristiano Giuntoli so sauer, dass er dem Spieler durch einen Assistenten ausrichten ließ, dass seine Karriere in Neapel „sterben“ würde. Er würde nie wieder für den Verein auflaufen.

Als er, nachdem das Transferfenster geschlossen hatte, wieder im Trainingszentrum vom SSC Neapel ankam, passierte das Unfassbare. Ein zorniger Giuntoli nannte de Guzmán ein „Stück Scheiße“ und rief ihn in die Spielerlounge. Dort fuhr er ihn an und behauptete, dass der Spieler versprochen hatte den Verein zu verlassen, doch das hat de Guzmán nie getan. „Plötzlich schlug er mir ins Gesicht. Dann rastete ich aus. Wir fingen an zu kämpfen und Stühle wurden umgeworfen. Mein Mannschaftskamerad Camilo Zuniga kam dazu und riss uns auseinander. Er sagte, dass ich meine Sachen nehmen und nach Hause gehen solle“, beschreibt der Eintracht-Star die Situation. Fortan durfte er nur noch gesondert vom restlichen Team Runden um den Trainingsplatz ziehen.

Diagnose Sporthernie – „Er brauchte nur zehn Minuten!“

Nach langem Betteln durfte Jonathan de Guzmán schließlich einen anderen Arzt sehen. „Es dauerte zehn Minuten! Er brauchte nur zehn Minuten, um herauszufinden, dass es eine Sporthernie ist und ich eine Operation benötige“, sagt der ehemalige niederländische Nationalspieler. Mannschaftsarzt De Nicola legte allerdings sein Veto ein. So dauerte es noch bis zu seiner Leihe nach Carpi im Januar 2016 bis de Guzmán operiert werden durfte. Der Schmerz sei schnell weg gewesen, erklärt er, allerdings war sein Körper so schwach, dass er sich von Verletzung zu Verletzung hangelte.

„In Neapel war alles wunderbar, von den Fans bis zu den Anlagen, alles bis auf ein paar Typen. Fußball ist ein Business und Business ist hart, das verstehe ich, aber diese Behandlung war unmenschlich“, klagt der Frankfurter an, der vor seinem Wechsel nach Deutschland einen Transfer nach Asien ablehnte, wo er deutlich mehr hätte verdienen können. „Neapel war ein dunkles Kapitel und ich möchte es mit diesem Interview hinter mir lassen. Ich liebe Fußball so sehr, ansonsten hätte ich mit 28 nicht sechs Monate lang alleine Runden um einen leeren Trainingsplatz gedreht.“

Zum Abschluss des Interviews fand de Guzmán noch mahnende Worte für das Profi-Geschäft. „Es gibt Fußballspieler, die komplett kaputt sind. Von außen sieht man nicht, was los ist. Ein Spieler, der nicht spielt, ist für niemanden mehr von Interesse. Die Vereine haben ihre Wege zu kommunizieren. Jetzt bin ich dran.“