Sandro Wagner wird neuer Trainer des FC Augsburg. Fotos: Christian Kaspar-Bartke/Getty Images & Sebastian Widmann/Getty Images | Edit: Maximilian Dymel/Fussballeck
Was haben Xabi Alonso bei Bayer Leverkusen, Cesc Fàbregas bei Como oder Vincent Kompany beim FC Bayern gemeinsam? Sie alle machten sich auf dem Platz einen Namen und sich, mit wenig Vorerfahrung als Cheftrainer auf Top-Ebene – aber wertvollen Aktien aus ihrer aktiven Zeit als Spieler –, ihrer größten Herausforderung gestellt. Und das mit Erfolg. Einen ähnlichen Schritt geht auch der FC Augsburg nach der Entlassung von Coach Jess Thorup. Natürlich sind die Fuggerstädter nicht auf Augenhöhe mit Bayer 04 oder dem Rekordmeister. Doch in den vergangenen ein bis zwei Jahren hat sich der FCA durch clevere Schachzüge zumindest teilweise wie ein Spitzenklub verhalten.
Der im Mittelfeld rangierende Bundesligist sorgte gemeinsam mit Ausrüster Mizuno für Aufsehen. Das Wappen zierte Trikots, die von ungewöhnlich bis elegant reichen. Man könnte fast schon meinen, der Textilhersteller aus der Präfektur Ōsaka hätte das prachtvolle Venedig (oder zumindest die Trikots des Venezia FC) in eine bayrische Altstadt geschoben. Zudem war Sportdirektor Marinko Jurendić, der zusammen mit Throup freigestellt wurde, ein Glücksgriff. Der Schweizer zog einige vielversprechende Namen an Land. Einige Spieler, darunter Christian Matsima, Alexis Claude-Maurice oder Samuel Essende, könnten dem FC Augsburg im Sommer ein großes Transferplus bescheren. Der unscheinbare Klub aus dem bayrischen Schwabenland wurde zu einem attraktiven Pflaster.
Das Problem? Der Klub spielte weder sexy noch erfolgreichen Fußball. Unter Ex-Trainer Jess Thorup bekam die Mannschaft zwar eine beeindruckende defensive Stabilität, konnte diese aber nicht in Erfolge ummünzen. Dabei war der Kader auf dem Papier durchaus für mehr bestimmt. Dieses Problem soll künftig Sandro Wagner lösen. Und das muss er auch, seiner Karriere zuliebe. Denn auch wenn der mediale Aufschrei bei der Entlassung des Duos Thorup-Jurendić gering ausfiel, wird das zukünftige Wirken von Wagner umso schärfer beäugt.
Der Ex-Profi geht nach dem Final Four der Nations League den von ihm angekündigten „nächsten Schritt.“ Dies stellt für ihn persönlich und den FC Augsburg eine große Chance, aber auch ein großes Risiko dar. Den Co-Trainer von Bundestrainer Julian Nagelsmann erwartet seine erste Reifeprüfung als Cheftrainer. Bisher sammelte er – neben Co-Trainerposten beim DFB – lediglich zwischen 2021 und 2023 in Unterhaching Erfahrungen als Cheftrainer.
Bei der Spielvereinigung konnte er damals überzeugen und führte Unterhaching 2023 in die 3. Liga. Wagner wird vor allem für seine zwischenmenschlichen Fähigkeiten und seinen dominanten Ballbesitzfußball geschätzt. Zwei Faktoren, die Jess Thorup zuletzt vermissen ließ und dem FCA gut zu Gesicht stehen würden. Deshalb ist es für Wagner eine großartige Gelegenheit, den regelrecht entstandenen Hype um seine Person mit einer erfolgreichen Trainervita zu verknüpfen.
Dafür muss der Ex-Bayern-Stürmer die Augsburger Mannschaft weiterentwickeln und mehr aus ihr herausholen als „nur“ defensiv stabil zu stehen. Sollte er das schaffen, könnte Wagner einen bleibenden Eindruck hinterlassen und sich für größere Aufgaben empfehlen. Unbestritten ist, dass der einst beliebte TV-Experte Spieler und Fans für sich zu gewinnen weiß. Wenn alle Rädchen des Augsburger Experiments ineinander greifen, kann der Klub mehr als „bloß“ eine Platzierung im soliden Bundesliga-Mittelfeld erreichen.
Das Spielermaterial sollte vorhanden sein – es sei denn, der FC Augsburg verliert gleich mehrere Stützen wie Christian Matsima, Alexis Claude-Maurice & Co. oder vielversprechende Eigengewächse. Dies muss nicht unbedingt passieren. Allerdings muss Wagner aufgrund der medialen Aufmerksamkeit und seiner Zeit unter Julian Nagelsmann nun alleine von der Seitenlinie aus überzeugen. Obwohl Jess Thorup vorzeitig entlassen wurde, ist die abgeschlossene Saison für seinen Nachfolger keine niedrige Messlatte.
Throup ließ nicht attraktiv oder gar Sterne vom Himmel spielen, aber schaffte mit 43 Punkten mehr als ungefährdet den Klassenerhalt. Und die drittbeste Saison der Vereinsgeschichte. Um sich als quasi unbeschriebenes Blatt zu beweisen, muss sich Wagner an dieser Ausbeute messen lassen. Eine abgespeckte Parallele zu den eingangs erwähnten Xabi Alonso, Cesc Fàbregas und Vincent Kompany. Popularität und eine Spielerkarriere reichen nicht aus, um sich als Trainer zu etablieren, zumal das mediale Interesse groß sein wird. Das beschauliche Augsburg kann schnell zu einer großen Bühne werden. Oder wie Andreas Möller sagen würde: „Augsburg oder Venedig, Hauptsache Italien!“
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