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FC Bayern München

Joshua Kimmich im Porträt: Auf dem Weg zum großen Führungsspieler

Joshua Kimmich und seine spannende Entwicklung

„Wir müssen als FC Bayern, selbst wenn es nicht läuft, mit Selbstvertrauen und Eiern ins Spiel gehen.“ Wenn man als Bayernfan so einen Satz hört, weckt das Erinnerung an ehemalige große Führungsspieler des Rekordmeisters wie Stefan Effenberg, Oliver Kahn oder Mark van Bommel. Tatsächlich stammt dieser Satz jedoch von Joshua Kimmich aus der Pressekonferenz vor dem Champions League Spiel gegen AEK Athen. Obwohl Kimmich erst 23 Jahre alt ist und nur wenige Saisons als Profi absolviert hat, ist er mittlerweile zum Leader gereift. Ein Porträt über die beeindruckende Karriere des Joshua Kimmich.

Guardiolas Lieblingsspieler

Nur wenige kannten vor seinem Wechsel zu Bayern den Namen Joshua Kimmich und noch weniger Leute trauten ihm zu, eine nennenswerte Rolle in der Mannschaft des deutschen Rekordmeisters zu spielen. Doch der junge Spieler von RB Leipzig war ein absoluter Wunschspieler vom damaligen Bayern-Trainer Pep Guardiola. „Mach keine Späße mit mir“, soll Kimmich seinem Berater gesagt haben, als dieser ihm vom Interesse des Rekordmeisters erzählte. „Ich habe es nicht geglaubt, weil es nicht normal war, dass ein Verein wie Bayern, der sich jeden Spieler der Welt kaufen kann, mich wollte. Noch unglaublicher fand ich, dass Guardiola mich wollte“, sagte er im Interview mit der englischen Zeitung „Guardian“.

Joshua Kimmich ist gebürtiger Mittelfeldspieler, doch früh machte ihm der Katalane klar, dass er auch auf anderen Position spielen wird. „Er hat mich bei der U19-EM beobachtet und mich sehr gut charakterisiert“, erklärt der junge Bayernspieler. In seiner ersten Halbsaison war der damals 20-Jährige lediglich Bankdrücker. In dem großen Starkader musste sich der Neuzugang zunächst hinten anstellen und auf seine Chancen warten. Er rückte nur in Spielen gegen Darmstadt, Ingolstadt und ähnlich schwache Gegner in die Startelf und spielte da oft im zentralen Mittelfeld. In der Rückrunde war Kimmich dann allerdings gesetzter Stammspieler – und zwar in der Innenverteidigung.

Die Verletzungen von Jerome Boateng, Holger Badstuber und Javi Martinez sorgten für akute Personalnot beim FC Bayern. Notgedrungen wurde er zum Innenverteidiger und überzeugte durch starke und konstante Leistungen. Nach dem 0:0 im Spitzenspiel gegen Borussia Dortmund nahm Guardiola seinen besonderen Schützling zur Seite und und redete lautstark auf ihn ein. Was zunächst wie eine derbe Standpauke aussah, war in Wahrheit ein leidenschaftliches Lob. „Ich habe ihm gesagt, dass er einer der besten Innenverteidiger der Welt ist. Aber nicht nur das, er kann überall spielen“, erklärte der Katalane im Anschluss auf der Pressekonferenz.

„Ich will nicht Philipp Lahm 2 sein“

Nach seinem kometenhaften Aufstieg unter Pep Guardiola konnte sich der Youngster auch unter seinen anderen Trainern beweisen. In der Nationalmannschaft kam er 2016 als Newcomer mit zur EM und konnte sich im Laufe des Turniers einen Stammplatz erobern. Besonders daran war, dass er als Rechtsverteidiger spielte. Doch trotz der neuen Rolle konnte er überzeugen und wurde sogar ins All-Star-Team der EM gewählt. Hier begannen zum ersten Mal die Lahm-Vergleiche, denn seit dessen Rücktritt nach dem WM-Erfolg 2014 suchte die Mannschaft einen neuen Rechtsverteidiger. Der junge Shootingstar war zwar von den Vergleichen geehrt, möchte allerdings keine bloße Kopie sein. „Philipp Lahm hat die Position über Jahre hinweg geprägt. Ich probiere nicht, ihn zu kopieren. Ich will Joshua Kimmich sein und nicht Philipp Lahm zwei“, erklärte der Nationalspieler regelmäßig bei Pressekonferenzen.

Beim FC Bayern hatte er zunächst noch Ruhe vor dem lästigen Lahm-Vergleich, denn dort war Philipp Lahm noch aktiver Spieler auf der rechten Seite. Doch Kimmich kam trotzdem auf seine Einsätze, insbesondere im zentralen Mittelfeld. Hier entwickelte der Youngster auch Torgefahr und schoss in 40 Pflichtspielen immerhin starke neun Tore. Allerdings war Joshua Kimmich zu dem Zeitpunkt noch merklich unerfahrener und zurückhaltender auf dem Platz. In den wichtigen Spielen setzte Trainer Carlo Ancelotti auch mehr auf die Veteranen als auf den jungen Kimmich.

2016/17 war die letzte Saison von Philipp Lahm im Fußballtrikot. Einer der größten deutschen Fußballer aller Zeiten verlässt das Feld und macht Platz für die neue Generation. Joshua Kimmich war schon vorher als Nachfolger vorgesehen und nahm die Rolle als neuer Rechtsverteidiger des Rekordmeisters an. Es war ein starkes Jahr für den jungen Spieler, der sich auch in der deutschen Nationalmannschaft durchsetzte und die Auszeichnung zum Nationalspieler des Jahres erhielt.

Vom Leistungsträger zum Führungsspieler

Spielerisch konnte Joshua Kimmich seit seinem Debüt für den Rekordmeister 2015 fast immer überzeugen. Im letzten Jahr hat sich der 23-Jährige allerdings auf und neben dem Platz massiv weiterentwickelt. Er steht nicht mehr nur brav und ruhig auf dem Platz und bemüht sich darum, ein gutes Spiel zu machen. Er gibt lautstark Anweisungen, zeigt sich selbstbewusst und scheut das Gespräch mit dem Schiedsrichter nicht. Seine neuen großen Stärken sind seine Offenheit, Ehrlichkeit und die Fähigkeit zur Selbstkritik. „Wenn ich etwas zu sagen habe, dann spreche ich das auch an. Ich mache mir da wenig Gedanken, ob man Führungsspieler ist oder nicht“, so Kimmich.

Obwohl er erst 23 Jahre alt ist, stellt er sich oft der Presse und antwortet souverän auf die kritischen Fragen von Journalisten. Nach dem verlorenen DFB-Pokal Finale gegen Frankfurt war es Joshua Kimmich, der sich der Presse stellte und schonungslos eine Bewertung lieferte: „Für mich ist es eine brutal enttäuschende Saison.“ Bei der Weltmeisterschaft in Russland lief es ebenfalls brutal enttäuschend für die deutsche Mannschaft. Sowohl in der Nationalmannschaft, als auch beim FC Bayern München deutet sich ein notwendiger Generationenwechsel an. Der 23-Jährige wird dann noch weiter in den Fokus rücken und muss noch mehr Verantwortung übernehmen. Er könnte einer der zentralen Spieler der neuen Generation sein.

Eine strahlende Zukunft für Kimmich

Insgesamt ist Joshua Kimmich auf dem besten Wege, langjähriger Stammspieler und Leader beim Rekordmeister und im Nationalteam zu werden. Sowohl Niko Kovac, als auch Jogi Löw schwärmen vom Dauerbrenner Kimmich und sehen ihn als feste Stütze für die kommenden Jahre. Jüngst wurde er auf einer Pressekonferenz von „Sport1“ gefragt, ob er sich das Amt des Kapitäns vorstellen könnte. „Soweit denke ich noch nicht. Für mich ist es wichtig, mit Leistung voranzugehen. Das ist, neben dem Umgang mit den Mitspielern, die Basis, wenn man Führungsspieler werden möchte“, antwortete Kimmich.

Wann und ob Joshua Kimmich offiziell als Führungsspieler betrachtet wird, spielt eher eine untergeordnete Rolle. Der 23-Jährige hat sich in knapp 3 Jahren vom Nobody zum Weltstar entwickelt und ist aus beiden Mannschaften nicht mehr wegzudenken. Er hat das große Loch des zurückgetretenen Philipp Lahms geschlossen und ist auf dem besten Wege, sich seinen eigenen Legendenstatus zu erarbeiten. So wie es derzeit aussieht, könnten wir in zehn Jahren durchaus die Debatte führen, wer denn wohl der neue Joshua Kimmich sein wird.