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FC Bayern München

Nach Burnout findet er zu Gott – Was macht eigentlich Michael Sternkopf?

Für Michael Sternkopf, die älteren Bundesliga-Fans werden sich noch gut an den giftigen Offensivspieler erinnern, stand zu seiner aktiven Zeit stets das Thema Leistung an oberster Stelle. Religion und die Kirche nahmen nie eine große Rolle ein. Mittlerweile ist der Glaube an Gott jedoch ein zentraler Punkt in seinem Leben. Grund dafür ist ein Burnout, welches der heute 49-Jährige nach seinem Karrierende erlitt.

Sternkopf startete steil in die Karriere

Michael Sternkopf begann beim Karlsruher SC seine Profilaufbahn. Der heutige Zweitligist spielte damals erfolgreich in der Bundesliga und war Daueranwärter auf die internationalen Plätze. Im Jahr 1988, mit 18 Jahren, erhielt Sternkopf einen Lizenzspielervertrag und stieg in die Profimannschaft des KSC auf. Bald gehörte der ehemalige Mittelfeldspieler zu einem der größten Talente der Bundesliga. 1990 wechselte der damalige U21-Nationalspieler für 3,4 Millionen Mark zum FC Bayern München. Seinerzeit war dies die höchste Transfersumme für einen Fußballspieler.

In München spielte Sternkopf bis 1995 und gewann 1994 die deutsche Meisterschaft. Es folgten weitere Engagements bei Borussia Mönchengladbach (bis Januar 1997) und dem SC Freiburg. Nach nur einem halben Jahr verließ er der geborene Karlsruher den Breisgau jedoch wieder. Im Anschluss unterschrieb er bei Arminia Bielefeld, welche seine letzte Station in der Bundesliga sein sollte.

Seine Karriere beendete Sternkopf 2004 in der dritten Liga bei den Kickers Offenbach. Auch hier spielte er lediglich ein halbes Jahr, nachdem er im Januar 2004 aus Bielefeld zu den Hessen wechselte. Danach war er im Management der Offenbacher tätig. Es deutet alles auf einen „klassischen“ Karriereverlauf nach der aktiven Zeit hin.

„Es hat sich scheiße angefühlt“

Nach Beendigung seiner aktiven Laufbahn war Sternkopf beim OFC zunächst als Marketingleiter, danach als Organisationsleiter tätig. Die vollständige Organisation der Profiabteilung des Klubs sowie die Vertragsverhandlungen mit den jeweiligen Spieler gehörte zu seinem Aufgabengebiet. Im Oktober 2011 legte er sein Amt bei den Kickers aus Offenbach nieder und begab sich aufgrund eines Burnout-Syndroms in ärztliche Behandlung.

Während dieser Zeit setzte sich der ehemalige Bundesliga-Star intensiv mit sich und seiner Karriere auseinander. Er erkannte, dass er zu seiner aktiven Zeit an Depressionen und Versagensängsten litt. In einem Interview mit SWR Sport verriet Sternkopf im November 2011: „Ich saß teilweise im Bus – egal, mit welchem Verein – vom Hotel ins Stadion, dann sind wir da angekommen, und ich war nassgeschwitzt, vor lauter Angst zu versagen später auf dem Platz“, so der hessische Botschafter für die WM 2006. „Wenn du solche Gedanken und Gefühle hast, dann ist es natürlich wahnsinnig schwer, deine Leistung zu bringen.“

Auch gab Sternkopf weitergehende Einblicke: „Ich bin damals zum Mannschaftsarzt Dr. Müller-Wohlfahrt gegangen. Ich habe ihm gesagt ‚Ich kann mich kaum konzentrieren. Ich zittere. Meine Augen werden schnell müde.‘ Ich weiß nicht, ob das eine Depression war, aber es hat sich scheiße angefühlt.“ Der langjährige Mannschaftsarzt des FC Bayern schickte ihn zu einem Spezialisten, der ihm Antidepressiva verschrieb.

Seine Rettung war der Glaube an Gott

In der Öffentlichkeit sollte Sternkopf über seine Probleme damals nicht reden. Der 49-Jährige prangerte in dem Interview zudem an, dass die Medien Spieler teilweise noch immer gnadenlos kritisieren, ohne zu hinterfragen, was sie bei dem Menschen anrichten. „Ich würde mir wünschen, dass sich etwas dahingehend ändert, dass man in der Öffentlichkeit auch mal über Schwächen sprechen darf, ohne dafür bestraft zu werden“, sagt Sternkopf. Der Druck, die Erwartungen der Fans und Medien sowie der eigene hohe Leistungsanspruch machten ihm damals zu schaffen.

Dass es ihm wieder so gut geht, liegt seiner Meinung nach am Glauben an Gott, zu dem er erst vor Kurzem gefunden hat. „Ich bin seit einem Jahr dabei und sicher nicht bibelfest, aber es gibt mir eine Richtung“, erklärt Sternkopf im Mai 2019 gegenüber dem christlichen Online-Magazin „jesus.ch“. „Gott ist für mich unverzichtbar geworden. Ich bin dankbar, dass es ihn gibt.“

Michael Sternkopf hat seine Berufung gefunden. Offen und frei hält er heute Vorträge in Firmen, Gemeinden, Vereinen. Er wirbt für ein faires Miteinander und dafür, jeden für sein eigenes Selbstwertgefühl zu sensibilisieren. Auch gewährt der ehemalige Bundesliga-Star hierbei weitere Einblicke in seine damalige Leidenszeit. Er spricht aus seinem Herzen, wie er die schwierigste Phase seines Lebens überwunden hat und darüber, was es aus einem Menschen macht, der ständig stark sein muss und keine Schwächen zeigen darf.