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FC Schalke 04

Die Trainerwechsel der Abstiegskandidaten – Teil 2: Der FC Schalke 04

Mit dem FC Augsburg wechselte jüngst auch der fünfte und letzte Verein, der aktuell im Abstiegskampf steckt, seinen Trainer. Zwischen Oktober und April kam es zu einer selten zuvor gesehenen Rotation auf den Trainerbänken der Abstiegskandidaten. Doch wie effektiv war der Trainerwechsel für den abstiegsbedrohten FC Schalke 04 wirklich?

Domenico Tedesco: Der Autor des Kapitels Vizemeisterschaft

Zur Saison 2017/18 übernahm der als Trainer noch sehr unerfahrene Domenico Tedesco für den aktuellen Stuttgart-Coach Markus Weinzierl die Königsblauen. Tedesco hatte zuvor als Cheftrainer lediglich bei Erzgebirge Aue einige Erfahrungen sammeln können, rettete die Mannschaft dort allerdings vor dem Abstieg. Das Risiko, in einen so jungen Trainer zu vertrauen, zahlte sich für Schalke mehr als aus. Nach den unbefriedigenden Ergebnissen der Vorsaisons erreichte Tedesco wider allen Erwartungen den zweiten Platz in der Bundesliga. Sein Spielstil, defensive Hoheit und körperbetonte Offensivimpulse zu vereinen, führten zu einem brillanten Saisonabschluss. Für immer unvergessen bleibt die Aufholjagd im Derby gegen Borussia Dortmund. Ein 4:0-Rückstand wurde in einer Halbzeit zu einem 4:4-Unentschieden.

Doch mit der Saison 2018/19 kam die harte Realität in das Schalker Märchen der Vorsaison gehagelt. Fünf Niederlagen in den ersten fünf Spielen. Es folgte eine mehr als schwierige Phase. Zwar erreichte Schalke das Achtelfinale der Champions League, schied hier jedoch mit einem historischen 0:7 gegen Manchester City aus. Die Leistungsträger der Vorsaison waren nicht wieder zu erkennen. Auch Transfers wie Salif Sané wussten zunächst nicht zu überzeugen. Mit Ende seiner Schalker Trainerzeit stand Tedesco auf Platz 15. Er holte sechs Siege, fünf Remis und kassierte 14 Niederlagen.

Tedesco griff zu teils verzweifelten Maßnahmen, setzte Spieler auf völlig ungewohnten Positionen ein und wechselte zwischen der zuvor bewährten Dreierkette und einer Vierkette hin und her. Die plötzlich aufkommenden Fragen über die Leistung der Mannschaft, wusste Tedesco nicht zu beantworten. Ähnlich wie in Augsburg kam es zu disziplinarischen Problemen. Einige Spieler mussten beurlaubt werden. Tedescos letzte Tage im Amt ähnelten einem Kontrollverlust.

Huub Stevens: Schalker Gene für das Krisenmanagement

Der FC Schalke 04 reagierte. „Jahrhunderttrainer“ Huub Stevens und der „Eurofighter“ Mike Büskens wurden im März zum neuen Trainergespann auf Schalke. Zuvor hatte bereits im Februar Sportvorstand Christian Heidel seinen Rücktritt bekannt gegeben.

Im Vergleich zu Tedesco ist Stevens der konservativere Trainer. Seine langjährige Erfahrung in Kombination mit der, auf Schalke so wichtigen, emotionalen Bindung zum Verein waren auf dem Papier die besten Vorraussetzungen für eine Rettung zum Saisonende. Doch aus den ersten vier Spielen zieht der 65-Jährige eine, der bisherigen Saison entsprechenden, mittelmäßige Bilanz. Ein Sieg, Ein Remis und zwei Niederlagen. 

Die unbefriedigende Ausbeute unter Stevens sollte vom Kern jedoch nicht ablenken. Die Mannschaft, als amtierender Vizemeister, wird von dem kollektiven Leistungsabfall sehr hart getroffen sein. In diese Unruhe wieder Stabilität zu bringen, ohne die direkte Nähe des Abstiegskampfes auf Platz 15 greifbar machen zu können, ist eine äußerst undankbare Aufgabe. Wirklich wenden konnte Stevens das Blatt bislang auch noch nicht. Zwar stimmte zuletzt immerhin der Einsatz wieder, eine klare Spielidee ist, insbesondere offensiv, aber immer noch nicht erkennbar.

Fazit des Trainerwechsels

Schalke hat Tedesco viel zu verdanken. Das Risiko auf junge, unerfahrene Trainer zu setzen, die für neue Ideen im Fußball sorgen, hat sich schließlich auch im Fall von Julian Nagelsmann bei Hoffenheim bezahlt gemacht. Doch vielleicht war Tedesco nicht bereit für eine Krise mit einem so gestandenen Verein. Hinzu fehlte ihm für die Dreifachbelastung durch die Teilnahme an der Champions League auch in der Hinrunde etwas Erfahrung an seiner Seite.

Die Wahl, Stevens aus den eigenen Reihen zu berufen, war ein kluger Schachzug. Es ist das richtige Signal an die aufgebrachten Fans und die Spieler gewesen. Stevens stand vor einer angeschlagenen, krisengeschüttelten Mannschaft. Die gewaltigen Probleme der letzten Wochen unter Tedesco werden Stück für Stück beseitigt. Gegen Nürnberg zeigte sich jedoch erneut, dass diese Mannschaft zum Teil durchaus abstiegswürdigen Fussball spielt. Der Trainerwechsel war der richtige Schritt, die Relegation bleibt dennoch weiterhin eine realistische Bedrohung.