Zwei Kandidaten: Werder will neuen Trainer „spätestens Freitag“ vorstellen

Werder Bremen steht nach der vorzeitigen Trennung von Cheftrainer Ole Werner vor einem großen Umbruch. Ein neuer Trainer, mit dem sich der Klub neu ausrichten möchte, soll noch in diesem Monat gefunden werden, sagte Sportchef Clemens Fritz dem „Kicker“.
Werder Bremen orientiert sich neu
Ole Werner galt einst als „perfect match“ für den Trainerposten an der Weser. Nur die Trainerlegenden Otto Rehagel und Thomas Schaaf sowie Florian Kohfeldt waren länger im Amt als er. Doch die besondere und harmonisch wirkende Zusammenarbeit hat zuletzt Risse bekommen. Insbesondere in den letzten 18 Monaten gab es zwischen dem Coach und den Werder-Verantwortlichen hinsichtlich der Kaderplanung offenbar Meinungsverschiedenheiten. Der Übungsleiter verschaffte seinem Unmut zuletzt auch öffentlich Luft. Die verschiedenen Auffassungen bei der Kaderplanung waren letztlich wohl der Grund dafür, dass der 37-Jährige seinen ursprünglich bis 2026 datierten Vertrag nicht verlängerte.
Werder-Sportchef Clemens Fritz stellte die unterschiedlichen Meinungen zur Transferpolitik milder dar: „Wir haben uns in den letzten Jahren nicht nur stabilisiert, sondern auch weiterentwickelt – auch bezüglich des Kaders, der konkurrenzfähig war und der konkurrenzfähig ist. Alle Entscheidungen über Transfers sind gemeinsam getroffen worden.“ Ob dies wirklich immer der Fall war, lässt sich bezweifeln.
Nach den gescheiterten Gesprächen blieben Werder Bremen nur noch zwei Optionen. Entweder würde der Klub mit Werner – und womöglich viel Risiko – in sein letztes Vertragsjahr gehen, oder sich frühzeitig mit einem neuen Trainer neu aufstellen. Die Verantwortlichen hielten letzteres Szenario für sinnvoller. Die Folge: Nur einen Tag nach seiner Ankündigung wurde Ole Werner freigestellt. Auch dessen Co-Trainer Patrick Kohlmann, Hannes Drews und Tom Cichon mussten ihre Zelte abbrechen.
Vorzeitige Trennung „der richtige Weg“
„Ole hat für sich persönlich eine Entscheidung getroffen, die wir akzeptieren. Über vertragliche Details haben wir am Ende gar nicht gesprochen“, sagte Werders Sportchef Clemens Fritz dem „Kicker“. Obwohl der Verein Werner gerne langfristig gebunden hätte, kam die Trennung für den 44-Jährigen nicht überraschend. „Es ist jetzt nicht so, dass uns das völlig überraschend getroffen hat. Wir haben viele Gespräche mit ihm geführt und man konnte in den letzten Wochen ja auch etwas zwischen den Zeilen lesen. Deshalb mussten wir schon damit rechnen – und waren auf alle Eventualitäten vorbereitet“, so Fritz weiter.

Die vorzeitige Entlassung nach Werners Entscheidung, Werder spätestens 2026 zu verlassen, sei „der richtige Weg“, erklärte der Sportchef. Nach dreieinhalb Jahren mit Werner an der Seitenlinie, war „ein Punkt erreicht, um zu sagen: Wir werden nicht mit einem Trainer in dessen letztes Vertragsjahr gehen.“ Nach den im Sande verlaufenen Verhandlungen strebten die Verantwortlichen um Fritz eine harmonische Trennung an. Dies sei dem Klub gelungen.
„Ole hat mit seinem Team in den letzten dreieinhalb Jahren sehr gute Arbeit bei uns geleistet. Das steht völlig außer Frage. Wichtig ist: Wir können uns in die Augen schauen, haben bis zuletzt vernünftig miteinander gesprochen“, lobte Fritz die Art und Weise der Trennung. Nach der Freistellung bietet sich für Werder Bremen nun die „Chance auf etwas Neues.“
Werner-Nachfolger schon diese Woche fix?
Der Nordklub wolle „bis spätestens Freitag einen neuen Trainer vorstellen“, kündigte Fritz an und zeigte sich optimistisch. Der 22-fache Nationalspieler befasst sich bereits seit Wochen – damals stand noch eine Vertragsverlängerung mit Werner im Raum – mit potenziellen Kandidaten. Daher sei Werder Bremen auf dem zurzeit sehr aktiven Trainermarkt „gut vorbereitet.“ Viele Klubs suchen aktuell nach einem neuen Übungsleiter für die kommende Saison.
Werder habe sich bereits auf zwei Kandidaten festgelegt, wie Sportchef Fritz verriet. Konkrete Namen wollte er nicht nennen. Die „DeichStube“ brachte am Montag die verfügbaren Marco Rose (vereinslos, zuletzt RB Leipzig) und Lukas Kwasniok (verlässt den SC Paderborn) ins Spiel. Auch Horst Steffen, der mit Elversberg haarscharf den Aufstieg ins Oberhaus verpasste, zählt zur engeren Auswahlliste. Fragen zu seiner Zukunft wich der 56-Jährige nach dem verlorenen Relegations-Rückspiel aus.

Laut „Sky“ wird er die SV Elversberg nach über sechseinhalb Jahren offenbar verlassen. Steffen führte den kleinen Verein aus dem Saarland von der Regionalliga fast bis zum deutschen Oberhaus. Vor allem in der abgelaufenen Saison sorgte er für viel Aufsehen. Im Gegensatz zu Rose oder Kwasniok müsste sich Werder Bremen allerdings mit Elversberg auf eine Ablösesumme einigen – Steffens Vertrag dort läuft noch bis 2026.
Der Ex-Profi gilt als großer Förderer von Nachwuchstalenten, was den Werder-Verantwortlichen imponieren dürfte. Der Bundesligist will künftig verstärkt auf seine Eigengewächse setzen, wie Sportchef Fritz dem „Kicker“ erklärte. In Bremen habe man „ein gutes Gerüst in der Mannschaft und viele junge Talente in unserer U 19, die wirklich eine hervorragende Saison gespielt hat. Und die wollen wir in den nächsten Monaten weiterentwickeln.“
Vor Kaderplanung: Werder will Klarheit bei Trainer
Auch der Profi-Kader soll in der Transferphase gezielt entwickelt werden. Dafür soll Ole Werners Nachfolger maßgebliche Impulse setzen, damit mögliche Neuzugänge zur neuen Ausrichtung passen. Eine zeitnahe Lösung sei essenziell, „um die erfolgreiche Entwicklung der letzten drei Jahre fortsetzen zu können“, so Fritz. „Deshalb haben wir bislang auch bewusst abgewartet, was die Kaderplanung angeht – weil wir erst mal eine Klarheit haben wollten, um dann die nächsten Schritte anzugehen“, begründete der Sportchef die spärlichen Gerüchte auf der Zugangsseite.
Nur einige Abgänge stehen bereits fest: Mit Oliver Burke (ablösefrei zu Union Berlin), Anthony Jung (ablösefrei zum SC Freiburg) und Milos Veljkovic (ablösefrei zu Roter Stern Belgrad/Serbien) verliert der Nordklub drei Stützen zum Nulltarif. Ein bevorstehender Abschied von Marvin Ducksch oder ein möglicher Verkauf von Skelly Alvero könnten jedoch wichtiges Transferbudget in die Kassen spülen.
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