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Bundesliga

Ter Stegen über Katalonien-Krise: „Ich sehe und spüre, wie stolz die Menschen sind“

Marc-André ter Stegen spielt seit dreieinhalb Jahren beim katalonischen Spitzenklub FC Barcelona und hat in seinem Vertrag eine unglaubliche Ausstiegsklausel – in Höhe von 180 Millionen Euro. Im Interview mit ‚RevierSport‘ spricht der 25- jährige Torhüter unter anderem über diese absurde Summe, seine Mitspieler beim FC Barcelona sowie bei der Nationalmannschaft und das derzeitige Leben in Katalonien.

Die spanische Provinz Katalonien ist derzeit in aller Munde. Grund dafür sind die Unabhängigkeitsbestrebungen der Region, welche seit Wochen Auswirkungen auf das dortige Leben und auch auf den Fußball haben. Marc-André der Stegen ist Torhüter beim FC Barcelona, stammt ursprünglich aus Mönchengladbach und hat jetzt erstmals über die aktuelle Lage in Spanien gesprochen: „Ich lese viel darüber. Ich sehe und spüre natürlich, wie stolz die Menschen sind, dass sie Katalanen sind und unabhängig sein wollen. Ich sehe auch die Menschen, die Teil Spaniens bleiben wollen. Diese Sache ist aber sehr kompliziert, weil sie auch mit Gefühlen zu tun hat, die in der Geschichte weit zurückliegen.“

„Habe nie ernsthaft darüber nachgedacht, Barcelona zu verlassen“

Ter Stegen ist seit dem Sommer 2014 beim FC Barcelona unter Vertrag. In der ersten Saison teilte er sich den Posten im Tor mit dem Chilenen Claudio Bravo, der in den Liga-Spielen das Tor hütete. Währenddessen stand der inzwischen 25-Jährige nur in Pokal und Champions League im Tor – und war damit nicht zufrieden. Wenn du am Anfang nicht das bekommst, was du dir selber vorgestellt hast, kommt immer mal der Gedanke, vielleicht etwas zu ändern. Aber in dieser Zeit habe ich nie ernsthaft darüber nachgedacht, Barcelona zu verlassen“, berichtet ter Stegen im ‚RevierSport‘-Interview.

Inzwischen ist ter Stegen in Barcelona die unangefochtene Nummer eins und erfährt sehr viel Wertschätzung. Das beweist seine Ausstiegsklausel, die bei utopischen 180 Millionen Euro liegt. „Natürlich sind das Summen, die unglaublich sind. Aber diese Summen geben den Klubs auch die Sicherheit, dass sie ihre Spieler halten können“, so der Mönchengladbacher. Er ergänzt: „Wenn Barcelona mir so eine Ablösesumme in den Vertrag reinschreiben will, signalisieren sie, dass sie mich nicht gehen lassen wollen. Ich war damals stolz, für Borussia Mönchengladbach spielen zu dürfen und seit dreieinhalb Jahren bin ich stolz, das Trikot von Barcelona überzustreifen.“

„Es ist niemand da, der sich über die anderen stellt“

108-mal trug ter Stegen bisher das Trikot der Katalanen. Dabei stand er meist mit den größten Spielern der Welt, wie zum Beispiel Lionel Messi, Andrés Iniesta und Neymar, auf dem Feld. „Fußballerisch sind alle wahnsinnig gut“, erzählt ter Stegen. Aber auch menschlich ist er von seinen Kollegen begeistert: „Es hat mich trotz der Größe des Klubs tief beeindruckt, wie natürlich alle sind. Es ist niemand da, der sich über die anderen stellt, der sich größer macht. Es gibt niemanden, über den ich schlecht reden könnte. Die Jungs sind relaxed, wir haben Spaß. Auf und neben dem Platz verstehen wir uns sehr gut.“

Kein Vorbeikommen an Neuer

Auch über einige Kollegen aus der Nationalelf spricht Marc-André ter Stegen im ‚RevierSport‘-Interview. Als erstes über Manuel Neuer, der aktuell vor ter Stegen die Nummer eins ist: „Über Manuel Neuer braucht man nicht viel sagen. Er verdient es, der Stammtorhüter zu sein und hat ein beeindruckendes Standing. Das hat er sich erarbeitet und das respektiere ich.“ An den Posten als erster Torwart im DFB-Team denkt ter Stegen aber auch aus einem weiteren Grund nicht: „Ich konzentriere mich auf den nächsten Schritt. Natürlich möchte jeder die Nummer eins im deutschen Tor sein. Wenn du zwei Schritte im Voraus denkst, vergisst du, was im Jetzt wichtig ist.“

Der 17-malige Nationalspieler lobt auch seine weiteren Konkurrenten im Kampf um Einsätze im Nationaldress. „Wir sind alle keine Maschinen. Es gibt Höhen und Tiefen. Bernd ist ein toller Torwart, und auch Kevin Trapp ist ein toller Torwart. Wir brauchen uns in Deutschland keine Sorgen auf dieser Position zu machen“, so der Keeper, der in diesem Jahr auch beim Confed-Cup in Russland gespielt hat.

Über Leon Goretzka, den die Medien beim FC Barcelona ins Gespräch gebracht haben, sagt er: „Leon ist ein fantastischer Spieler. Ich mag ihn als Fußballer und als Menschen. Er hat was im Kopf, er hat überragende fußballerische Qualitäten. Was ich von ihm in der Nationalmannschaft gesehen habe, ist außergewöhnlich und bemerkenswert.“

„Man weiß ja nie“

Zwischen der Bundesliga und der spanischen Spielklasse erkennt ter Stegen einen Unterschied: „Hier wird ein anderer Fußball gespielt als in Deutschland, es wird mehr Wert auf spielerische Akzente gelegt. Spanische Klubs sind in den letzten Jahren international sehr erfolgreich gewesen. Aber die Bundesliga ist total ausgeglichen. Leipzig fährt nicht einfach mal nach Freiburg und sagt: Die stecken wir mal locker in die Tasche.“ Eine baldige Rückkehr schließt ter Stegen aus: „Erst einmal habe ich fünf Jahre Vertrag. Ich bin hier, um bei Barca Erfolge zu feiern. Aber man weiß nie, was noch kommt. Aber: Jetzt genieße ich erst einmal die Zeit hier“, so der 25-Jährige.