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Bundesliga

Über die Landesliga zum Profi in Kanada – Peter Schaale: „Werde auf der Straße erkannt“

Schon oft sind Spieler im Jugendbereich für Millionen-Summen zu anderen Vereinen gewechselt. Doch nicht jeder, der einmal in der Jugend für einen höherklassigen Verein gespielt hat, kann später auch vom Fußball leben. Ein immer populärer werdender Weg ist ein Wechsel in die USA oder nach Kanada, um dort an einer Universität zu studieren und gleichzeitig Fußball spielen zu können. Und so gibt es immer wieder Beispiele, die sich über diesen Weg doch noch eine Profi-Karriere erarbeiten. Peter Schaale ist einer von ihnen.

Der 23-Jährige hat sich seinen Traum vom Profi-Fußball letztlich über diesen Weg erfüllt. Aktuell steht er bei den Halifax Wanderers in Kanada unter Vertrag. Mit Fussballeck sprach Schaale über seinen fast geplatzten Traum Fußballer zu werden, wie es zu einem Wechsel nach Nordamerika kam und über eine mögliche Einbürgerung in Kanada.

Peter Schaale: „Wusste damals nicht, wo ich hin sollte“

Hallo Peter! Während die meisten Fußballer wieder in ihre Heimatländer zurückgekehrt sind, bist du in Kanada geblieben. Wie kam es dazu, dass du nicht wieder nach Deutschland zurück gegangen bist?

Schaale: Hier in Kanada wäre die Saison Mitte April wieder losgegangen, weshalb weiterhin die Hoffnung besteht, dass man die Spielzeit ein wenig versetzt beginnen kann. Dementsprechend erwarten die Vereine, dass man hier bleibt. Klar sind ein paar Mitspieler, die etwas entfernter wohnen, wie zum Beispiel in Toronto, zu ihren Familien gereist. Zu mir wurde aber schon gesagt, dass ich vor Ort bleiben soll.

Du hast in der A-Jugend noch bei Viktoria Köln gespielt. Als Kapitän kam es dann doch etwas überraschend, dass du in der darauffolgenden Saison nur zu einem Landesligisten gewechselt bist. Wie kam es damals zu dieser Entscheidung?

Mir wurde während der A-Jugend oft gesagt, dass ich wohl zum Profi-Kader stoßen werde. Ich trainierte auch mehrere Male bei der ersten Mannschaft mit. Als der Verein dann einen neuen Trainer verpflichtete, hieß plötzlich, er brauche mich nicht. Daraufhin bin ich zur SG Worringen gewechselt, da ich in der Stadt bleiben wollte und mir eigentlich nie wirklich Gedanken darüber gemacht habe, falls ich doch nicht bei Viktoria weitermachen darf. Außerdem war das Gehalt bei Worringen nun auch nicht so schlecht. Auch meine damalige Freundin in Köln spielte eine Rolle bei der Entscheidung.

Nach einem Jahr in Worringen bist du für ein Studium nach Kanada gewechselt. Wie kam das Ganze zustande?

Der Wechsel nach Kanada kam zustande, da ich nach dem Abitur ein Jahr in der Landesliga gespielt habe. Ich wusste damals nicht so wirklich, wo ich hin sollte. Eigentlich dachte ich, dass ich zu Viktoria Köln in die erste Mannschaft komme. Das war dann leider nicht der Fall. Ich war ein bisschen hin und her gerissen. Joel Eckert, eein Freund, mit dem ich das Abitur gemacht habe, ist durch seinen kanadischen Berater nach Kanada gegangen. Er hat quasi den ersten Kontakt zur Cape Breton University hergestellt. Er meinte damals, dass sein Trainer nach einem Verteidiger sucht. Nachdem ich mit dem Trainer telefoniert hatte, ging es relativ schnell. Letztlich begann ich im August 2016 an der Universität.

Peter Schaale: „Hier ist vor allem die Physis wichtig“

Auf was für einem Niveau siehst du die vorhandenen Trainingsbedingungen?

Schaale: Die allgemeinen Trainingsbedingungen sind auf einem sehr guten Level. Wir haben hier eine sehr gute Indoor-Halle, da das Wetter vor allem in der Vorbereitung (März und April) immer noch sehr schlecht ist. Deswegen ist die Halle für uns ziemlich komfortabel. Draußen haben wir dann noch zwei andere Kunstrasenplätze. Unser Stadion ist in der Innenstadt, wo wir normalerweise zwei Tage vor dem Spiel trainieren, wenn wir ein Heimspiel haben. Medizinisch sind wir auch auf einem sehr guten Level. Ich kann mich nicht beschweren.

Seit dem letzten Jahr gibt es die Canadian Premier League. Auf was für einem Niveau siehst du die Liga?

Schwer zu sagen. Es ist auf jeden Fall anders. Hier wird mehr Wert auf andere Dinge gelegt. Hier ist vor allem die Physis wichtig, während in Deutschland das Taktische natürlich viel weiter ist.

Kann man als Fußballer in Kanada leben? Oder gibt es Spieler in der Liga, die dennoch arbeiten gehen müssen?

Der Großteil der Spieler lebt ausschließlich vom Fußball. Nebenher studieren, so wie ich, machen nur die wenigsten.

Wie ist das allgemeine Leben als Fußballer für dich in Kanada? Erkennt man dich auf den Straßen?

Durch meinen Wechsel wurde in den Medien schon etwas häufiger über mich geschrieben. Auf den Straßen wurde ich von Leuten nach Autogrammen gefragt, was für mich selbst überraschend kam.

Peter Schaale: „Bin nicht abgeneigt für Kanada zu spielen“

Wie ist deine Lebenssituation in Kanada? Ist ein Teil deiner Familie mitgekommen oder bist du allein?

Schaale: Ich bin, wie auch 2016, immer noch komplett alleine hier. Meine Familie lebt weiterhin in Köln. Jeder hat dort noch seine eigenen Jobs, weshalb es für sie natürlich am meisten Sinn macht dort zu bleiben. 

Kanada hat mit der Gründung der Liga vor allem auch das Ziel in Hinblick auf die WM 2026 Spieler einzubürgern. Was hältst du von dieser Idee?

Ich persönlich finde es gut. Ich weiß, dass der Nationaltrainer Kanadas die Liga gut beobachtet. Da ich wohl eher wenig Chancen auf Nominierung für Deutschland habe (lacht) bin ich nicht abgeneigt für Kanada zu spielen. 

Möchtest du irgendwann als Fußballer wieder nach Deutschland bzw. Europa zurück?

Also als Ziel würde ich es nicht bezeichnen. Der Fußball ist bekanntlich schnelllebig. Ich habe selbst gesehen, wie irgendwelche meiner Mitspieler nach Europa gewechselt sind. Klar möchte man sich immer die Türen offen halten, aber mein primäres Ziel in den kommenden Jahren ist zunächst einmal der Sprung in die MLS. Da mein Studenten-Visum im August abläuft, muss ich in der nächsten Zeit entscheiden, ob ich mich für eine Aufenthaltsgenehmigung bewerben will oder ein normales Arbeitsvisum. Ich tendiere dazu, mich für die Aufenthaltsgenehmigung zu bewerben, da es langfristig mehr Sinn macht.