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Nationalmannschaft

DFB-Kommentar: Was lange währt, wird stetig schlechter

Julian Nagelsmann lachend im Trainingsanzug vom DFB

Julian Nagelsmann nominiert seinen Kader für die kommenden Länderspiele gegen Luxemburg und die Slowakei. Und es lässt sich klar der Trend erkennen, dass sich kein Trend erkennen lässt. Erneut würfelt der Bundestrainer viele neue Spieler zusammen und nominiert neu. Von Leistungsprinzipien und Konstanz war mal die Rede. Inzwischen scheint für den Kader für die WM 2026 kein einziger Spieler mehr sicher zu sein. Tragende Säulen? Fehlanzeige. Stattdessen werden alte Baustellen neu eröffnet. Ein Kommentar zur DFB-Kader-Nominierung.

Für die Länderspielpause hat Nagelsmann erneut zu einem Rundumschlag ausgeholt. Mit Robin Koch hat der Bundestrainer einen Unsicherheitsfaktor herausgenommen, der bereits bei der Eintracht in einer Formkrise steckte. Dass man nun dem Kapitän der Hessen eine Auszeit gönnt, ist verständlich. Dass er am vergangenen Dienstag zum Spieler des Spiels ernannt wurde bei einem Auswärtsspiel gegen den amtierenden italienischen Meister und Tabellenführer kann man hier auch mehr oder weniger ignorieren. Mit Andrich und Beier nominiert er ebenfalls zwei Spieler nicht mehr, die nicht den „Profilen“ entsprechen, die vom Kader gefordert werden.

Wo ist die Konstanz geblieben?

Um allerdings den großen Elefanten aus dem Raum zu schaffen: Auch Angelo Stiller schaffte es nicht in den Kader der DFB-Elf. Auch hier lässt sich ein großes Fragezeichen hinter diese Entscheidung stellen. Natürlich sollte der 24-Jährige den eher offensiveren Part in einer Doppel-6 übernehmen, während neben ihm dann Abräumer, wie beispielsweise ein Pavlovic spielen. Dann lässt sich die Frage stellen, welchen Plan der Bundestrainer auf der 6 verfolgt.

Konstanz scheint es nicht zu sein, denn während er in der Länderspielpause im Februar erst eine Kombination aus Stiller und Kimmich und danach Groß und Kimmich versuchte, schien er gegen Nordirland und Luxemburg seine Kombination gefunden zu haben. Leon Goretzka sollte den Part neben Pavlovic geben. An welchen Leistungen wird das nun festgemacht? Dass ein Goretzka beim Sieg gegen Luxemburg auftrumpft, ist klar. Schließlich ist man gute 70 Minuten im Überzahl gewesen. Spätestens gegen Nordirland wurden ihm seine Grenzen aufgezeigt. Nur 68 % seiner Pässe kamen an und ganze 14 (!) Ballverluste. Wo ist das so oft ausgerufene Leistungsprinzip und wo ist die Konstanz, außer der Konstanz in der Inkonstanz? Wo ist der Ballschlepper, den die Nationalmannschaft dringend nötig hat, um Ideen aus dem Zentrum zu bringen?

Fortführend in die Offensive. Said El Mala wurde das erste Mal nominiert. Der Kölner trumpfte in letzter Zeit viel auf und konnte viele Aktionen zeigen, ihm die Nominierung verdient haben. Jetzt muss man aber als Bundestrainer auch mal so weit gehen, dass man diesem Spieler mindestens eine Halbzeit gibt. Was bringt es dem Kader und auch dem Talent, wenn er nur für wenige Minuten Einsatzzeit bekommt? So beispielsweise auf der 10, wo der nächste Spieler für Kontroversen sorgen wird. Mit Florian Wirtz nominiert man einen Spieler, für den Formtief inzwischen kein Ausdruck mehr ist. Zehn Spiele wartet der ehemalige Star von Bayer Leverkusen jetzt auf ein Tor in der Premier League. Wenn man das so oft ausgerufene Leistungsprinzip wirklich ernst nimmt, dann ist in der Startaufstellung kein Platz für einen Florian Wirtz! Wie sich Kevin Schade, außerhalb von einem Tor gegen ein schwächelndes Liverpool, diesen Platz verdient hat, ist auch fraglich.

Leistungsprinzip aus dem Fenster geworden

Um beim Thema Leistungsprinzip zu bleiben: Gleichzeitig wird Leroy Sané nominiert, der nach seinen quasi nicht vorhandenen Leistungen in der Nations League Endrunde zurecht nicht erneut nominiert wurde und der nach seinem Wechsel in die Türkei zu Galatasaray Istanbul wohl endgültig den Ambitionen den Rücken gekehrt hat. Nun wird schnell der Vorwurf laut, dass Sané doch in der Türkei seine Leistung zeige. Gegen Göztepe oder Trabzonspor kam der 29-Jährige zwar zum Einsatz, konnte aber keine Torbeteiligung verbuchen. Gegen Mannschaften mit einem Marktwert von unter zehn Millionen Euro und knapp über 90 Millionen Euro, während Galatasaray einen Markwert von 380 Millionen aufweist!

Das Leistungsprinzip soll dann greifen, wenn Spieler sich in starken Ligen beweisen. Und mit „beweisen“ ist auch keine Vorlage gegen den Tabellenletzten der Champions League gemeint, während man gegen den FC Liverpool 90 Minuten auf der Bank sitzt. Leroy Sanés Nominierung ist schleierhaft, wenn nicht sogar unbegreiflich.

Erfahrung ≠ Erfolg

Julian Nagelsmann nominiert scheinbar gerne alt eingesessene, erfahrene Spieler ein. Spieler, die auch einige Länderspielpausen und Turniere hinter sich haben. Allerdings nominiert er damit auch Spieler, die sich bei einer WM 2022 bis auf die Knochen blamiert und bei einer Nations League Endrunde sang- und klanglos verabschiedet haben. Erfahrung ist gut, allerdings nicht, wenn die Erfahrung darin liegt, dem stetigen Zerfall der Deutschen Nationalmannschaft beizuwohnen und ihn zu prägen.

Natürlich kann dieser Kader diese beiden Spiele gewinnen, natürlich würden einige dieser Aussagen nichtig werden, aber mit Blick auf die WM 2026 ist dieser Kader erneut ein Zeichen von völliger Inkonstanz und Überforderung in der Zuteilung der Rollen. Davon ausgehend, dass diese Mannschaft die Qualität besitzt, sich für diese WM zu qualifizieren. Denn auch dieser Schritt ist bei weitem nicht getan.

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