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Nationalmannschaft

DFB streicht Freikarten für Ex-Nationalspieler: „Juristen übernehmen das Ruder“

Ein Schreiben des DFB vom 6. März 2020 sorgt für Zündstoff. Der Verband des viermaligen Weltmeisters teilt früheren Nationalspielern darin mit, dass es zukünftig keine pauschalen Einladungen zu Länderspielen oder zum Pokalfinale in Berlin mehr geben wird. Das sorgt bei einigen früheren Nationalspielern für großes Unverständnis.

Rabatt statt kostenloser Ehrenkarten

Konkret richtet sich der „Sport Bild“ vorliegende Brief an die Mitglieder des Club der Nationalspieler (CdN). Dieser wurde am 5. April 2008 auf Bestreben des damaligen DFB-Generalsekretärs Wolfgang Niersbach in Frankfurt am Main ins Leben gerufen. Er umfasst alle noch lebenden ehemaligen Nationalspieler inklusive der einstigen DDR-Auswahlspieler des Deutschen Fußball-Verbundes (DFV). Wer die offizielle Mitgliedskarte sein Eigen nennt, durfte sich über gewisse Aufmerksamkeiten des DFB freuen. So standen etwa allen mit über 75 Länderspielen für jedes Heim-Länderspiel zwei Ehrenkarten zu. Solche Annehmlichkeiten soll es in dieser Form nun jedoch nicht mehr geben.

Statt weiter kostenlose Ehrenkarten zu erhalten wurden die CdN-Mitglieder jetzt darüber informiert, in Zukunft die exklusive Möglichkeit zu haben, für Länderspiele VIP-Karten mit einem Rabatt von 30% erwerben zu können. Für das Pokalfinale besitzt man ein Vorkaufsrecht. „Ein absolutes Unding“, echauffiert sich Jürgen Kohler. „Es geht mir dabei nicht um Freikarten, sondern für mich ist das eine Frage der Wertschätzung.“ Dem Weltmeister von 1990 komme „das Schreiben scheinheilig vor“.

Foto: INA FASSBENDER/AFP via Getty Images

„Gehe nicht mehr zu Länderspielen“

In der Tat werden die Adressaten in den ersten Zeilen mit anerkennenden Worten regelrecht überschüttet. Von Anerkennung, Erfolgen, Respekt, Verdiensten sowie Werschätzung, Austausch und Zusammenhalt ist vielfach die Rede. Man bedaure die letztlich unvermeidliche Entscheidung. Als Begründung wird seitens des DFB das Ergebnis einer Betriebsprüfung und die damit einhergehende ‚fachliche Diskussionen mit externen Beratern‘ angeführt. Weiter heißt es: ‚Augenmerk lag dabei auf der Risikominimierung für den DFB e.V., um nachhaltig den Status der Gemeinnützigkeit zu sichern.‘ Für Kohler klingt das unglaubwürdig und „nicht schlüssig. Auch verbilligte Karten sind ein geldwerter Vorteil.“

Auch Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus, der Ehrenspielführer Uwe Seeler 2018 nach zehn Jahren als CdN-Vorsitzender abgelöst hatte, findet das Vorgehen nicht glücklich. „Ich kann den DFB sogar verstehen, gerade vor dem Hintergrund der Ermittlungen rund um die WM 2006. Karten kann sich jeder von uns kaufen, wenn er will, das ist nicht das Problem. Aber die Art und Weise ist irritierend“, so der Weltmeister-Kapitän von 1990. Sein damaliger Mitspieler Thomas Berthold mahnt daher: „Wichtig ist es, dass beim DFB nicht zu viele Juristen und Bürokraten das Ruder übernehmen.“ Angesprochen fühlen müssen sich mit DFB-Generalsekretär Dr. Friedrich Curtius und Schatzmeister Dr. Stephan Osnabrügge allen voran die offiziellen Verfasser des Schreibens, auf das Andreas Brehme, 1:0-Siegtorschütze im WM-Finale 1990, so gar nicht vorbereitet war: „Mein erster Gedanke war, als ich die Mail las: Dann gehe ich gar nicht mehr zu Länderspielen!“