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Europa League

Schachtar Donezk: Der Gegner von Frankfurt ist Europa-League-Veteran

Donbass, in dessen Zentrum sich die Stadt Donezk befindet, war einst der industrielle Kern der Ukraine. Eine dicht besiedelte Region, geprägt von harter Arbeit und wie die gesamte Ukraine den Folgen der Weltkriege und dem Einfluss der Sowjetunion im extremsten Maße ausgesetzt. Schachtar Donezk ist für die Bewohner dieser Region ähnlich wie es Schalke und Borussia Dortmund im Ruhrgebiet sind – ein emotionaler Fixpunkt und seit einigen Jahren der Quell von Erfolg getragener, sportlicher Begeisterung. Ein Porträt.

Sportlicher Erfolg trotz politischer Krise

Auch die jüngste Geschichte dieses Vereins und seines Landes ist gezeichnet von den Auseinandersetzungen des großen Nachbarn Russland. Durch die innenländischen Konflikte im Zuge der Krim-Krise, musste der Verein seine Heimspiele zunächst in Lwiw austragen. Inzwischen spielt man im 300 Kilometer entfernten Charkiw.

„Schachtar“ – das bedeutet Bergarbeiter und seit den 30er Jahren ist Schachtar Donezk das sportliche Aushängeschild dieser Bevölkerungsgruppe der Ukraine. Doch erst seit den 90er Jahren verzeichnet dieser Verein nennenswerte Erfolge und das inzwischen auch auf internationalem Parkett. Im Mai 2009 schlug man Werder Bremen mit 2:1 im Finale des Uefa Cup in Istanbul und bestätigte die finanziellen und sportlichen Bestrebungen des Vereins, sich als ukrainischer Top-Klub neben Dynamo Kiew zu etablieren. Es folgten zu den bis zu diesem Zeitpunkt errungenen vier Liga-Titeln noch sieben weitere – der letzte in der Saison 2017/18.

Leidenschaft trifft finanzielle Mittel

Auch die Finanzspritzen von Rinat Achmetow waren sicher kein Hindernis für Schachtar, sich als zweite Spitze hinter Kiew zu positionieren. Die Folgen seines Engagements sind deutlich zu sehen. Seit den ersten Zuwendungen des Unternehmers 1996 ist eine klare Transferpolitik zu erkennen. Neben international etablierten Trainern lockte Donezk immer wieder bekannte Profi-Namen europäischer Top-Clubs in seine Reihen.

Doch auch als Schmiede ist Donezk bekannt. Willian, Douglas Costa, Fernandinho, Maicon und Luis Adriano – man stutzt bei den Namen brasilianischer Superstars, deren Karriere es in der Vergangenheit nach Donezk verschlagen hat. Sie sind zahlreich und waren meist eine ganze Weile bei dem zweiterfolgreichsten Klub der ukrainischen Liga. Tatsächlich besteht auch der aktuelle Kader aus zehn brasilianischen Legionären. Weil Donezk inzwischen regelmäßig als Champions-League-Teilnehmer auftritt und sich gewöhnlich wenigstens für die Endrunde der Europa League qualifizieren kann, ist der Verein mehr als nur ein Sprungbrett für diese Spieler.

Die Suche nach europäischer Konstanz

Auch diese Saison führte der Weg in die Europa League – wieder einmal durch die Champions League. Die Musik auf dem großen internationalen Parkett spielte jedoch etwas zu schnell für den amtierenden ukrainischen Meister. Lediglich gegen Hoffenheim konnte man in der Königsklasse einen Sieg feiern. Anders als die Kurpfälzer, darf Donezk sich am Donnerstag jetzt jedoch gegen Eintracht Frankfurt in der Europa League beweisen. Nach dem undankbaren Los für Donezk mit Manchester City und Lyon in eine Champions League Gruppe geworfen zu werden, wird man in der Ukraine der Glücksfee mit diesem Gegner wohl erneut zürnen.

Der Einzug von Donezk in der Endrunde der Europa League, ist die Folge eines frechen, aufgeweckten Spielstils. Dieser orientiert sich nicht am Gegner, sondern der eigenen individuellen Stärke orientiert. Doch die Vorrunde der Champions League war eher ein sportlicher Misserfolg. Donezk bleibt Tabellenführer in der Heimat-Liga – und das, obwohl die großen Namen der letzten Jahre in die großen Ligen abgewandert sind. Für Frankfurt ist der nächste Schritt, der Einzug in die Finalrunde, derweil die logische Konsequenz einer brillanten Gruppenphase in der Europa League.

Anders als bei den europäischen Champions-League-Größen dürfte es sich hier allerdings um ein Duell auf Augenhöhe handeln. Donezk ist lange kein kleiner Club aus den unbekannten Gefilden der europäischen „Rest-Ligen“ mehr. Wenn es Frankfurt gelingt die individuelle Klasse von Schachtar im Keim zu ersticken und ihre bisherige Souveränität im Angriff vorzutragen, würde sich Donezk wohl wieder den 3:2-Erfolg gegen Hoffenheim wünschen.

Bewährungsprobe für beide Teams

Allerdings könnte ein selbstbewusster Auftritt und die Chance, das hohe Pressing der Frankfurter für sich zu nutzen, Schachtar den Schlüssel zum Sieg und der nächsten Runde bringen. Dieser war gegen Manchester City nicht einmal in der Ferne erkennbar. In der Europa-League-Zwischenrunde ist diese Begegnung auf jeden Fall eine Perle. Startet Frankfurt aufgrund der aktuellen Verfassung als leichter Favorit, ist es dennoch schwer zu sagen, wer die besseren Erfolgschancen hat. In Frankfurt hätte man sicher lieber mit Bayer Leverkusen getauscht. Denn die brasilianisch-ukrainische Mannschaft aus Donezk möchte sich weiter festbeißen im internationalen Geschäft.

Übrigens: Die bisherige Bilanz der beiden Mannschaft ist ausgeglichen. 1980 trennten sich Frankfurt und Donezk in der damaligen Uefa Cup mit einem 3:0-Erfolg für die Hessen und einem 1:0-Sieg für die Ukrainer. Beide mit schwächerem Stand in der jeweiligen Liga und beide mit anderem Vereinswappen. Schon historisch ist es also ein Duell auf Augenhöhe – man darf gespannt bleiben.