Weltmeisterschaft

16. Juli 1950: Der größte WM-Schock aller Zeiten?

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Brasilien gegen Uruguay 1:2 (0:0) – Die Weltmeisterschaft 1950 endete für die „Selecao“ am 16. Juli 1950 im absoluten Schock-Zustand. Ein ganzes Land in Trauer, weil man den sicher geglaubten Titel im ersten WM-Turnier nach dem Inferno des Zweiten Weltkriegs gegen die „Celeste“ aus Uruguay liegen ließ. Fussballdaten.de über Rekorde der WM 1950 und den ungekrönten Torschützenkönig Ademir († 1996).

Am 16. Juli 1950 feierten die Menschen im riesigen Maracana-Stadion von Rio de Janeiro schon um die Mittagszeit. Das letzte Finalrunden-Spiel zwischen Brasilien und Uruguay wurde erst um 15 Uhr Ortszeit (19 Uhr MESZ) angestoßen.

Die Aussicht auf den ersten WM-Titel nach dem verheerenden Zweiten Weltkrieg hatte 200.000 Zuschauer ins Maracana gelockt. Sie sollten eine fußballerische Niederlage erleben, die als Maracanaco“ in den Sprachgebrauch in Brasilien eingehen würde und die erst mit dem „Mineiraco“, dem 1:7 gegen Deutschland im WM-Halbfinale am 8. Juli 2014 in Belo Horizonte, ein modernes Pendant erhalten sollte…

Uruguay vs. Brasilien 1950: „Fühlten uns vor dem Spiel wie Weltmeister“

Dass es so kam, lag sicher an einer gewissen Sorglosigkeit der Brasilianer auf dem Feld und auf den Rängen. „Wir fühlten uns schon vor dem Spiel wie Weltmeister“, gestand Ademir Jahre später.

Schlagzeilen wie „Das sind die Weltmeister“ von O Mundo am Spieltag heizten die Euphorie zusätzlich an.

Aber Brasilien verspielte den Titel 1950 gegen Uruguay auch, weil Ademir, der „Abgott, dessen Ballkunst von unvorstellbarer Exaktheit, Weichheit und Explosivität ist“ (Dr. Friedebert Becker im Sport-Magazin vom 19. Juli 1950), nicht traf.

  • Der brasilianische Torjäger hatte den WM-Gastgeber mit neun Toren aus fünf Partien in die komfortable Ausgangsposition gebracht.
  • Brasilien genügte im letzten Finalrunden-Spiel gegen Uruguay ein Remis, um sich erstmals zum Weltmeister zu krönen.
  • Die WM 1950 ist bis heute die einzige, in der es kein wirkliches Finale gab.

Warum spielte Deutschland nicht bei der WM 1950?

  • Es war die einzige WM-Endrunde, an der Deutschland, das den Zweiten Weltkrieg entfesselt hatte und noch nicht wieder FIFA-Mitglied war, nicht teilnahm.
  • Österreich zog seine Teilnahme vor Beginn der WM-Qualifikation zurück.
  • Die qualifizierten Teams aus Schottland und der Türkei traten nicht an, sodass nur sechs Länder aus Europa (England, Italien, Jugoslawien, Schweiz, Schweden, Spanien) vertreten waren.

Vor Uruguay gegen Brasilien 1950: 21:4 Tore

  • Brasilien war mit vier Siegen aus den beiden Gruppenphasen und 21:4 Toren ins letzte Spiel gegen den Weltmeister von 1930 aus Uruguay gestürmt.
  • 4:0 gegen Mexiko im Eröffnungsspiel am 24. Juni 1950 in Rio de Janeiro, 7:1 gegen Schweden und 6:1 gegen Spanien, ebenfalls in Rio, in der zweiten Finalrunde am 9. und am 13. Juli 1950, der Weltmeister konnte eigentlich nur Brasilien heißen.
  • Nur die Schweiz (2:2) holte zuvor am 28. Juni 1950 in Sao Paulo ein Remis gegen die Brasilianer.
  • Uruguay hatte in der ersten Gruppenphase nur ein Spiel zu absolvieren – 8:0 gegen Bolivien in Belo Horizonte.
  • In der Gruppe der Mannschaft vom Rio de la Plata hätten die nicht angereisten Teams Schottland und Türkei spielen sollen…

Das bemängelten die unterlegenen Gastgeber nach dem Finale…

  • Die 1:0-Führung durch Friaca (47.) war die sechste Tor-Vorbereitung von Ademir bei dieser WM.
  • Uruguay kam aber durch Juan Alberto Schiaffino (66.) mit dem 1:1 zurück. Das hätte Brasilien immer noch zum Titelgewinn gereicht.

„Nur drei Menschen…“

Dann aber traf der uruguayische Stürmer Alcides Ghiggia († 2015), der noch die zweite WM in Brasilien 2014 erlebte, nach 79 Minuten zum 2:1 – und sorgte für gespenstische Stille im Maracana.

„Nur drei Menschen haben mit einer einzigen Bewegung das Maracanã zum Schweigen gebracht: der Papst, Frank Sinatra und ich“, sagte Ghiggia später einmal über sein goldenes Tor.

  • Ademir, der im März 1953 ebenfalls gegen Uruguay sein 39. und letztes Länderspiel (32 Tore) machte, wurde der erste WM-Torschützenkönig mit mindestens neun Treffern, der ohne Titelgewinn blieb.
  • Dieses Schicksal teilt der Stürmer von Vasco da Gama mit Ungarns Sandor Kocsics (elf Tore / 1954), Frankreichs Idol Just Fontaine (13 Tore / 1958) und Portugals erstem Fußballstar Eusebio (neun Tore / 1966).
  • Gerd Müller, Deutschlands „Bomber der Nation“, wurde 1974 zwar Weltmeister, doch 1970, als er in Mexiko mit zehn Treffern bester Schütze war, ging er mit dem DFB-Team leer aus.

„Maracanazo“ und die Folgen:

  • Fast zwei Jahre spielte Brasilien kein Länderspiel mehr.
  • Die weißen Trikots, die die Mannschaft von Trainer Flavio Costa im Spiel gegen Uruguay trug, wurden durch die charakteristischen kanariengelben Jerseys ersetzt.

Am schlimmsten traf „Maracanazo“ den brasilianischen Torhüter Moacyr Barbosa († 2000). Der Keeper wurde nach dem Gegentor zum 1:2 zum Schuldigen erklärt.

Ein Vorwurf, der ihn bis in die Moderne verfolgte. Als Brasilien 1994 vor der erfolgreichen WM in den USA sein Trainingsquartier bezog, wurde Barbosa der Zutritt verwehrt.

„In Brasilien ist die längste Haftstrafe 30 Jahre“, haderte Barbosa im Jahr 1993, „ich aber büße schon 43 Jahre für ein vermeintliches Verbrechen, das ich gar nicht begangen habe.“

Armer Barbosa.

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