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FC Bayern München

Hinrundenfazit: Erst mit Heynckes läuft es wieder beim FC Bayern

Double in England, spanischer Pokalsieger, Meisterschaft und Pokal in Italien gewonnen, drei Champions League Titel, zwei mal Club-Weltmeister, französischer und deutscher Meister – und das nur als Trainer. All diese ausschlaggebenden Argumente bewahrten Carlo Ancelotti nicht davor, dass ihn die Bosse des FC Bayern München feuerten.

Die Schmach von Paris

Es war eine Schmach, diese Nacht von Paris. Als das Starensemble der französischen Hauptstadt im heimischen Parc des Princes den Rekordmeister vorführte und mit 3:0 nach Hause schickte. Das Milionen-Team um Neymar und Mbappé nahm dabei sogar relativ früh den Wind aus dem Spiel und beließ es bei dem Blitz-KO. Der Vorstand des FCB reagierte schlagartig mit der Freistellung des Italieners.

Doch das überraschende an der Situation war nicht nur die Tatsache, dass die Bayern erstmals seit Louis van Gaal wieder einen Trainer in einer laufenden Saison wechseln. Auch der Zeitpunkt der Entlassung verwunderte. Mit der Rumpf-Aufstellung gegen Paris Saint-German hatte der 58-jährigen jedoch quasi um seine Kündigung gebeten. Die wahre Überraschung jedoch war der Nachfolger: Triple-Trainer Jupp Heynckes. Der Oldie kehrte aus der Rente zurück an die Isar und führte den deutschen Meister zu alter Strahlkraft.

Schwacher Saisonbeginn

Es ist noch nicht so lange her: Anfang Oktober trennte sich der Rekordmeister in der Hauptstadt von Hertha BSC Berlin mit einem Unentschieden. Tags zuvor gewann Borussia Dortmund beim FC Augsburg und fuhr damit den sechsten Sieg im siebten Spiel ein. Die vernichtende Bilanz der Bayern: vier Siege, zwei Unentschieden, eine Niederlage – 14 Punkte und damit fünf Punkte Rückstand auf den Kontrahenten aus dem Westen. Zu diesem Zeitpunkt musste die bayrische Hintermannschaft bereits sieben Gegentreffer hinnehmen – eines pro Spiel also. Das schaffte zu dem Zeitpunkt auch der Vorletzte SV Werder Bremen.

Doch nach der Schlappe von Paris und dem Tiefpunkt in der Liga sollte er wieder heimkehren. Der Heilsbringer und Triple-Sieger Jupp Heynckes. 2013 setzten die Bosse dem Rheinländer Pep Guardiola vor die Nase. Doch der Routinier ließ sich bekanntlich nicht beunruhigen und gewann das deutsche Finale im Wembley. Spätestens in London ging der heute 72-jährige in die Geschichtsbücher der Bayern ein. Aus dem Ruhestand zurück ins Geschäft und das nach vier Jahren ohne jegliche Anstellung – eine gute Idee? Die Statistik gibt dem Fussballlehrer und den Verantwortlichen des FCB recht: Seit seiner Rückkehr gab es in 16 Spielen lediglich eine Niederlage. Und diese ausgerechnet in Heynckes‘ Wohnzimmer gegen Borussia Mönchengladbach.

Heynckes bringt Stabilität in die Abwehr

2,81 Punkte pro Spiel liest sich extrem gut. Das dachten sich Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge vermutlich auch, bevor sie ihren Triple-Sieger wieder zurück in die Allianz-Arena lotsten. Das Erfolgsrezept vom Fussballlehrer der alten Schule – und das konnte man schon wären seiner Triple-Saison beobachten – ist eine solide Abwehr. Bei der Offensivkraft, die der Rekordmeister auf den Platz bringt, ist mindestens ein Tor fast schon garantiert. Erst neun Gegentore mussten die Bayern hinnehmen, seitdem Jupp Heynckes wieder an der Seitenlinie steht. Zum direkten Vergleich: Carlo Ancelotti musste mit seiner Hintermannschaft acht Gegentreffer hinnehmen – in neun Spielen.

Vertrauen zu Ancelotti war zerrissen

Bei seinem letzten Auftritt als Coach der Bayern in Paris spürten alle, dass der Italiener die Führungsspieler der Mannschaft gegen sich aufgespielt hatte. Arjen Robben, Franck Ribéry und Mats Hummels nur auf der Bank, Jerome Boateng trotz überstandener Verletzung gar nicht erst im Kader. Nicht zu vergessen auch der Trikotwurf des temperamentvollen französischen Außenspielers wenige Tage zuvor. Sein Nachfolger hingegen schaffte es kurze Zeit später – mit dem selbem Kader – aus der zerbrochenen Mannschaft wieder eine Einheit zu bilden.

Zuletzt berichtete Neuer-Vertreter Sven Ulreich gegenüber der „ZEIT“ von „einem super Mannschaftsklima“ seitdem Heynckes wieder da ist. Auch das Selbstvertrauen der Profis konnte der Rheinländer wieder aufbauen: „Wenn alle fit sind, haben wir großes Potenzial im Kader. Ich traue uns in der Champions League alles zu“ so der ehemalige Keeper vom VfB Stuttgart weiter.

Wagner als Lewandowski-Ersatz

Ähnlich wie bei Mats Hummels gibt es für Sandro Wagner eine reizvolle Aufgabe in seiner alten Heimat. Zwar sei an dieser Stelle dahin gestellt, ob es für ihn persönlich sinnvoll und reizvoller ist als sein Startelf-Platz in Sinsheim. Insbesondere im Hinblick auf die Weltmeisterschaft in Russland. Für den FC Bayern hingegen ist der Transfer des ehemaligen Jugendspieler mehr als sinnvoll. Bereits in der vergangen Saison war im vordersten Bereich der Münchener immer nur ein Name zu lesen: Robert Lewandowski. Doch hinter ihm wurde die Liste sehr schnell sehr dünn. So war der Pole der einzige im Kader, der nicht adäquat zu ersetzen war. Selbst mit Sven Ulreich und Tom Starke hat der Rekordmeister eindrucksvoll bewiesen, dass man zumindest zeitlich begrenzt auch auf einen Manuel Neuer verzichten kann.

Zudem kochen aktuell Spekulationen um Yannick Carrasco hoch. Bereits in der Sommer-Transferperiode flirtete der ehemalige Bayern-Coach Ancelotti mit dem Flügelflitzer von Atlético Madrid. Zumindest könnte die aktuelle Situation für die Münchener sprechen. Der belgische Nationalspieler kommt in der Hinserie der spanischen Liga erst auf 12 Einsätze. Davon fünf von Beginn und sieben von der Bank. Eventuell wird im Winter beim zweiten Anlauf aus dem Flirt dieses mal Ernst.

Prognose

Vor dem achten Spieltag wurde dem BVB quasi schon zur Meisterschaft gratuliert. Stand jetzt ist es mindestens genau so klar, dass der FCB am Ende der Saison Meister wird. Auch dem DFB-Pokal-Sieg steht nichts im Weg, nach dem man im vorgezogenen Finale gegen Borussia Dortmund gewinnen konnte. Doch das große Glück könnte in der Champions League liegen.

Wenn die Vorbereitung optimal läuft – die ja aufgrund der WM nicht all zu lang ist – dann kann man Jupp Heynckes und den Bayern einiges zutrauen. Zumal die Mannschaften aus England und Spanien fast nahtlos ins neue Jahr gehen und damit keine oder nur eine kurze Winterpause haben. Im Achtelfinale wartet zunächst Besiktas Istanbul. Das sollte machbar sein für den Rekordmeister.