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FC Bayern München

Was sich der FC Bayern von Cancelo erhofft & warum City ihn gehen ließ

Einen Tag vor dem Deadline Day setzt der FC Bayern München ein überraschendes Ausrufezeichen. Nun ist der Deal fix: Rechtsverteidiger João Cancelo von Manchester City wechselt zum deutschen Rekordmeister. Doch was erhoffen sich die Münchner von dem 28-Jährigen und warum lassen die „Citizens“ einen ihrer Leistungsträger ziehen? Eine Analyse von Maximilian Dymel.

Vertragsverlängerung ein Jahr her

Morgen, am 1. Februar 2023, ist es genau ein Jahr her, seit Cancelo seinen Vertrag beim amtierenden englischen Meister bis 2027 verlängert hat. Erst im Sommer erhielt er auf der Insel seine Lieblingsziffer 7 als Trikotnummer, nachdem Raheem Sterling zu Chelsea gewechselt war. Die Nummernvergabe war auch ein Signal nach außen – dafür, dass die Institution und Landsmann Cristiano Ronaldo nicht ins Etihad Stadium wechseln wird. Ein halbes Jahr später verlässt Citys „7“ den Klub überraschend Richtung Deutschland.

Der Portugiese wurde von „Sky“ am Montagnachmittag vor dem Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in München gesichtet, wo er seinen Medizincheck absolvieren sollte. Am Dienstagmittag machten die Bayern den Transfer offiziell, ehe Cancelo bereits einen Tag später im DFB-Pokal-Spiel gegen den 1. FSV Mainz 05 sein Debüt geben kann. Der Defensivspieler ist eine sofortige Verstärkung für den FCB und variabel einsetzbar. Aber was sind die Hoffnungen der Bayern in ihn?

Bayern-Hoffnungen in Cancelo

„Dauerbaustelle“ Rechtsverteidigerposition

Die Position des Rechtsverteidigers ist in München aktuell spärlich besetzt. Stammkraft Noussair Mazraoui fällt mit einer Entzündung des Herzbeutels noch wochenlang aus. Sein Stellvertreter Benjamin Pavard ist defensiv eine solide Alternative, befindet sich jedoch in einem Formtief und weist offensiv Schwächen auf. Letztlich bekam der 26-Jährige von Trainer Julian Nagelsmann einen Denkzettel.

Auch Josip Stanisic konnte bisher nicht überzeugen. Der kroatische WM-Fahrer durfte im letzten Spiel der Bayern gegen Eintracht Frankfurt (1:1) zwar von Beginn an ran, hat künftig allerdings kaum Einsatzchancen.

Kaum verletzt & langfristige Lösung?

Cancelos Wechsel macht durchaus Sinn, da der Klub von der Isar langfristig mit ihm planen könnte. Auch geht der amtierende Meister mit der Leihe kein Risiko ein. Außerdem sicherten sich die Münchner für den portugiesischen Nationalspieler, falls er performt, eine Kaufoption für den Sommer von rund 70 Millionen Euro – die Summe würde dank einer Klausel neu verhandelt werden.

Allenfalls könnten die Bayern einen weiteren Weltklassespieler in ihrer Mannschaft integrieren. Ein weiterer und wichtiger Pluspunkt: Cancelo hat in seiner Karriere nur maximal sechs Spiele am Stück verpasst, wodurch er kaum verletzungsanfällig ist.

Foto: Alex Livesey/Getty Images

Langfristiger Pavard-Ersatz?

Eine dauerhafte Verpflichtung würde auch einen möglichen Abgang Pavards im Sommer auffangen. Ein Wechsel des Weltmeisters scheint bei einer Festverpflichtung Cancelos unausweichlich. Der Franzose liebäugelt schon länger öffentlich mit einem Abschied vom Bundesliga-Tabellenführer. Zudem läuft sein Vertrag am Ende der Saison aus – ohne Aussichten auf eine Verlängerung.

Cancelos Stärken & Schwächen

Passendes Puzzlestück: Cancelo offensivstark

Die Bayern-Verantwortlichen sind schon länger auf der Suche nach einem offensivstarken Rechtsverteidiger. Cancelo passt perfekt ins Anforderungsprofil des Klubs, da er nicht primär defensiv denkt. Der 28-Jährige hat einen großen Offensivdrang und sucht oft den Weg in den gegnerischen Strafraum. Bei Gelegenheit schließt der Rechtsfuß auch selbst ab – so erzielte er in 154 Spielen für Manchester City neun Tore und legte 22 Treffer vor.

Schnell, dribbelstark und passsicher

Auch haben die Münchner mit Cancelo ein Pendant zu Alphonso Davies gefunden. Der Portugiese ist schnell, dribbelstark und technisch versiert. Außerdem verfügt er über ein gutes Passspiel und schlägt präzise, gefährliche Flanken. Im Training schult City-Trainer Pep Guardiola seine Spieler auf Ballsicherheit – diese besitzt auch der Rechtsverteidiger. Defensiv ist Cancelo variabel einsetzbar und kann sowohl in einer Vierer- als auch in einer Fünferkette agieren.

Zudem ist der zweimalige englische Meister sowohl hinten rechts als auch links einsetzbar und kann sogar als Sechser spielen. Der FC Bayern passt jedoch nicht ganz zur Spielphilosophie des 41-fachen Nationalspielers Portugals. Cancelo agiert gerne aus dem Halbfeld und müsste seine Spielweise für die Münchner umstellen – oder bringt eine völlig neue, belebende Komponente in die (derzeit ideenlosen) Angriffe der Bayern. Die Kombination aus Davies & Cancelo auf den Außen könnte jedoch zu offensiv werden.

Kaum Schwächen

Zudem ist der Portugiese gegen quirlige und schnelle Gegner oft überfordert. Trotz Stärken im Eins-gegen-Eins bereiten ihm schnelle Richtungswechsel der gegnerischen Angreifer Probleme. In der Bundesliga könnten ihm Mannschaften wie Eintracht Frankfurt, RB Leipzig oder der VfL Wolfsburg über die Flügel zum Verhängnis werden.

Defensivaufgaben löst Cancelo dafür generell solide und mit einer verschmitzten Aggressivität – in dreieinhalb Jahren in der Premier League sah er 29 Gelbe und drei Rote Karten. Solange er in Bundesliga-Zweikämpfen nicht zu übermütig agiert, könnte er mögliche Defizite und Fehler ausbügeln. Im Notfall hat er im Zentrum mit Dayot Upamecano oder Matthijs de Ligt eine starke Innenverteidigung an seiner Seite.

Foto: Oli Scarff/AFP via Getty Images

Warum lässt City Cancelo gehen?

Fakt ist: João Cancelo ist einer der besten Außenverteidiger weltweit. Warum lässt Manchester City ihn dann fast schon leichtfertig ziehen?

Differenzen mit Trainer Guardiola?

Laut dem „Mirror“ soll sich der Außenverteidiger mit City-Trainer Pep Guardiola gestritten haben. Der Spanier fürchtete im Falle eines Verbleibs von Cancelo atmosphärische Störungen. Die Gerüchte sind nicht weit hergeholt – aus sportlicher Sicht würden die „Citizens“ einen Spieler dieses Kalibers nicht einfach so gehen lassen.

Schon seit Cancelos Wechsel nach Manchester 2019 gibt es Spannungen zwischen ihm und seinem Coach. Nach Schlichtungen kamen die Differenzen immer zur Sprache. Zuletzt kritisierte Guardiola öffentlich die Ausstrahlung des Rechtsverteidigers im Training. „Du kannst mit einer schlechten Körpersprache nicht gut spielen. Manchmal wählst du die Spieler für die Startelf, die den glücklichsten Eindruck machen“, sagte der 52-Jährige.

Cancelo verlor Stammplatz bei City

Seit seiner Rückkehr aus Katar hatte Cancelo seinen Stammplatz an den 18-jährigen Rico Lewis verloren. Der Wechsel nach München soll die zerfahrene Situation in Manchester vorerst auflösen. Resultat des Disputs: Ein Streit zwischen einem Bayern-Neuzugang und Ex-Bayern-Trainer kommt dem Tabellenführer zugute.

Foto: Oli Scarff/AFP via Getty Images

Fazit: Win-win-Transfer?

Mit Cancelo bekommen die Münchner einen der weltbesten Außenverteidiger mit wenigen Schwächen. Er passt ins Anforderungsprofil des Vereins, ist variabel einsetzbar, selten verletzt und denkt offensiv. Der 28-Jährige hofft in Deutschland auf einen Neustart, nachdem es zuletzt unter Guardiola nicht lief und er sich in einem Formtief befand. Kann der variable Portugiese jedoch an seine Topform anknüpfen, erwartet die Bayern ein Weltklassespieler.

Nicht umsonst gehörte Cancelo in den vergangenen zwei Jahren zum „PFA Team of the Year“. Zudem bringt er eine enorme Attraktivität in die Bundesliga und verstärkt den FC Bayern mit internationaler Klasse. Manchester City hat in dem Klub von der Säbener Straße durch Distanz einen kurzfristigen Streitschlichter gefunden – oder ebenso einen für die Zukunft.

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