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Bundesliga

Trainer-Belastung: Irgendwann kann es eng werden – „Sonst ist es zu spät“

Im Vorfeld der neuen Bundesliga-Saison wird immer viel über mögliche Transfers berichtet oder über Vereine, die mit neuen Spielern eine neue Mentalität aufbauen wollen. Aber auch das Trainergeschäft bot in diesem Sommer eine Menge Gesprächsstoff. Immerhin drehte sich das Trainerkarussell besonders bei den Top-Vereinen der vergangenen Saison. Das Geschäft scheint individueller geworden, Trainer wollen nicht mehr nur „der Mann an der Seitenlinie“ sein. Vielmehr suchen sie nach neuen Herausforderungen, wobei ihr eigener Job selbst sehr vielseitig ist. Worauf kommt es in einer Bundesliga-Saison an, um den Berufsalltag bewerkstelligen zu können und auf welche Ressourcen können zurückgegriffen werden?

Ralf Rangnick als Trainer-Negativbeispiel

Als Ralf Rangnick 2011 öffentlich bekannt gegeben hat, an einem Burn-out erkrankt zu sein, mussten einige Fußballfans wohl zunächst googeln, worum es sich dabei eigentlich handelt. Im Deutschen spricht man auch gerne vom „ausgebrannt sein“. Einen Zustand, der psychische Belastungssymptome in Folge einer andauernden Arbeitsbelastung beschreiben soll. In der Folge gab es nur vereinzelte Trainerpersönlichkeiten, die den Mut hatten, über ihr Innenleben im Berufsalltag zu sprechen. Vereinzelte Aussagen ließen aber deutlich werden, dass jeder Trainer lernen muss zu regenerieren.

Dass das Thema aktuell keine große Relevanz findet, liegt zum einen an der geringen Zahl der „Coming-outs“, aber auch daran, dass im Profifußball psychische Erkrankungen eher als Schwäche betrachtet werden. „Bekomme ich in der Zukunft noch langfristige Verträge? Wie verkaufe ich mich in Zukunft in der Branche, wenn ich zugebe, dass ich Probleme habe?“, sind Fragen, die einen Trainer möglicherweise daran hindern könnten, sich zu öffnen. Und doch zeigen Experten, wie Professor Dr. Michael Kellmann, dass es sehr wohl Sinn ergibt auf das Thema aufmerksam zu machen, um den Akku aufrechtzuerhalten.

„Ressourcen müssen im Vorfeld aufgeladen werden, sonst ist es zu spät“

Auf dem internationalen Trainerkongress 2017 fand genau dieses Thema besondere Beachtung. In einem Vortrag wies Prof. Dr. Kellmann vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft auf die Wechselwirkung zwischen Beanspruchung und Erholung hin. Das wichtigste Ergebnis: „Ressourcen müssen im Vorfeld aufgeladen werden, sonst ist es zu spät.“ Wenn beispielsweise Trainer in Trainingsvorbereitungen stecken, das Training leiten und diverse Videoanalysen durchführen, besteht ein Zustand von hoher Beanspruchung. Falls der Zustand ohne richtige Erholungsphasen länger andauert, riskiert man einen Burn-out. Es geht letztlich darum, Erholungsphasen so einzubauen, dass sie die Beanspruchungsmuster ausgleichen. „So lange ich weiß, wie ich mich erholen kann, ist alles gut“, sagt Prof. Dr. Keller.

Besonders der enge Terminkalender im Laufe der Saison riskiert ein Ungleichgewicht dieser Komponente. Falls dann Ergebnisse nicht stimmen, müssen Trainer lernen, mit Druck umzugehen, sich Pressevertretern stellen und möglicherweise um ihren Job bangen. Wie also kann im Vorfeld gehandelt werden? Der Schlüssel: Ressourcengewinnung in den wenigen Pausen. Dazu zählt die Winterpause, die laut Kellmann die wichtigste Regenerationszeit in einer Saison darstellt. Des Weiteren spiele auch die Sommerpause eine große Rolle. Dabei sei es besonders wichtig, Abgrenzungen zu finden zwischen der Erholungszeit im Urlaub und der Vorbereitung für die neue Saison (Kaderplanung etc.).

Beachtung unterschiedlicher Einflussfaktoren

Um einen guten Ausgleich generieren zu können, müssen dabei Einflussfaktoren mit eingebunden werden. Wie gestalte ich meinen Tagesablauf? Esse oder schlafe ich genug? Bietet mir die Familie genügend Rückhalt? Kann ich offen mit meinen Vorgesetzten sprechen und wie sieht es mit dem generellen Gesundheitszustand aus? Faktoren, die beachtet werden müssen, um eine Saison mental und psychisch gut durchstehen zu können.

Letztlich ist jede Form von Erholung (Sport, spazieren gehen o.ä.) individuell ausgelegt. Solange dem Teamleiter bewusst ist, dass er nicht nur eine Verantwortung gegenüber anderen, sondern auch sich selbst verspürt, steht einer erfolgreichen Saison hoffentlich nichts mehr viel im Wege. Vor allem abseits des Platzes – unabhängig von den Ergebnissen.

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