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Nationalmannschaft

Kevin-Prince Boateng über DFB-Karriere: „War kein Platz für mich“

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Er galt lange als das Enfant Terrible des deutschen Fußballs: Sassuolo-Profi Kevin-Prince Boateng. Der ältere Halbruder von Jerome Boateng hat nun in einem Interview mit der Gazzetta dello Sport über seinen bisherigen Karriereweg gesprochen. Dabei lobte der 31-Jährige auch seinen ehemaligen Trainer Jürgen Klopp und zeigte sich als geläuterter, gereifter Mann – er gestand seine Fehler früherer Tage ein. Allerdings betonte Boateng auch, dass er mit sich im Reinen ist. Vor neun Jahren traf der langjährige deutsche U-Nationalspieler die Entscheidung, zukünftig im Dress der ghanaischen Nationamannschaft aufzulaufen – die Entscheidung gegen den DFB bereut der gebürtige Berliner bis heute nicht.

„Ich hätte mehr erreichen können“

Boateng weiß, dass er mit seinem unbestrittenem Talent eine glanzvollere Karriere möglich gewesen wäre. „Ich war als junger Spieler nicht ernst und ich hatte auch nicht die richtigen Leute um mich, im Gegenteil zu heute. Schaue ich zurück, fühle ich, dass ich mehr hätte erreichen können, obwohl meine Karriere gut ist”, gesteht er. Vor allem seine Ehefrau und sein Sohn haben ihm geholfen „ruhiger und professioneller zu werden“. Heute sei er nachsichtiger mit sich geworden, verspüre er „viel weniger Druck“ und habe „sich selbst kennengelernt“.

Dabei geholfen hat ihm auch die Zeit in der Nationalmannschaft Ghanas (15 Länderspiele, zwei Tore). Mit ihr nahm er an den Weltmeisterschaften 2010 und 2014 teil. „Ich wollte für mein Land spielen, um zu vertreten, was ich bin, und darum habe ich mich für Ghana entschieden. Ich bin glücklich, weil ich damit meine Herkunft entdecken konnte“, sagte Boateng, dessen Vater Prince aus Ghana stammt. Seinen Entschluss hat er deshalb „nie bereut.“ Darüber hinaus war er beim DFB nicht gewollt: „Es gab keinen Platz für mich, weil ich immer sage, was ich denke“, konstatierte der 45-malige U-Nationalspieler Deutschlands. Eine Anschuldigung, die sich Bundestrainer Joachim Löw erst vor einigen Monaten von Bayern-Stürmer Sandro Wagner vorwerfen lassen musste.

Klopp war für Boateng wie ein Vater

Seinen wichtigsten Trainer lernte Boateng 2009 bei Borussia Dortmund kennen. „Klopp war in dem Moment der Motivator den ich gebraucht hatte. Er sprach auf eine harte Weise von Angesicht zu Angesicht mit mir – wie ein Vater“, adelte Boateng den heutigen Liverpool-Coach. Roberto de Zerbi lasse ihm wiederum viele Freiheiten. „Das ist, was ich heute auf dem Spielfeld brauche. Er ist ein Genie, wie er Fußball betrachtet. Er lehrt mir, die richtige Position bei jedem Spiel zu finden. Ich habe Glück, dass ich immer den richtigen Trainer im richtigen Moment gefunden habe“, so Boang über den Sassuolo-Trainer.

Nachdem er mit Eintracht Frankfurt den DFB-Pokal gewann, hat er die Bundesliga in Richtung Italien verlassen. Dort gewann er 2011 mit dem AC Milan bereits die Meisterschaft und lernte seine heutige Frau Melissa kennen. Bei seinem neuen Verein US Sassuolo Calcio legte er nun einen Traumstart hin: Drei Spiele, sieben Punkte. Mit acht Toren stellt Sassuolo zudem die gefährlichste Offensive der Serie A – Boateng selbst hat bereits zweimal getroffen. Nach der Länderspielpause geht es für den Überraschungszweiten dann zum Tabellenführer Juventus Turin. „Wir müssen hoffen, ein perfektes Spiel zu machen, und dass sie nicht in ihrer besten Verfassung sind. Wir sind eine junge Truppe, die in einem der besten Stadien in Europa spielen darf. Was will man mehr?“, freut sich Boateng schon auf das Topspiel.