Es ist für gewöhnlich einer der am weitesten verbreiteten Mechanismen im Profifußball: Sobald ein Klub die Zusammenarbeit mit seinem Trainer beendet, werden in den Medien wenig später bereits etliche Nachfolgekandidaten gehandelt. Beim FSV Mainz 05 scheint dies nun aber anders zu sein. Auch am dritten Tag nach der Trennung von Bo Svensson ist noch nicht durchgesickert, mit welchen externen Kandidaten die Rheinhessen womöglich schon in Verbindung stehen – oder ob sie nicht ohnehin die interne Lösung in Person von Interimstrainer Jan Siewert bevorzugen.
Am Samstagnachmittag feierten die 05er einen durchaus überraschenden 2:0-Sieg gegen RB Leipzig und sendeten damit ein wichtiges Lebenszeichen im Abstiegskampf. Siewert, der normalerweise die U23 der Mainzer trainiert, wollte den Fokus nach dem ersten Saisonsieg allerdings nicht allzu sehr auf sich selbst lenken: „Der Sieg ist für den Verein, die Spieler, den Staff, aber vor allem für Bo Svensson.“
Fakt ist aber: Mit dem Erfolg gegen die Sachsen, bei dem Mainz in der zweiten Halbzeit nicht nur kämpferisch, sondern auch fußballerisch überzeugte, machte Siewert zweifelsohne auf sich aufmerksam. Sportvorstand Christian Heidel stieß die Tür für den 41-Jährigen am Tag danach schon ein Stück weit auf. „Wir haben noch kein einziges Wort über die Zukunft gesprochen. Aber Jan hat das gut gemacht. Er ist einer, der sicherlich über kurz oder lang in der Bundesliga auftauchen wird, vielleicht bei uns. Das werden wir in aller Ruhe besprechen“, sagte das Mainz-Urgestein im ‚Doppelpass‘ bei ‚Sport1‘.
Selbstverständlich werden die Verantwortlichen nach nur einem Spiel unter Siewerts Leitung nichts überstürzen wollen. Zeit hat sich der Interimstrainer aber definitiv erst einmal gekauft. „Zumindest der große Druck, morgen oder übermorgen schon entscheiden zu müssen, ist durch diese drei Punkte jetzt ein bisschen kleiner geworden“, so Heidel. Beim Kellerduell gegen den SV Darmstadt 98 am kommenden Samstag dürfte Siewert definitiv noch auf der Trainerbank sitzen. Mit einem Sieg könnte er weitere Argumente für sich liefern.
Ein Blick auf die Trainerhistorie zeigt: Es wäre nicht das erste Mal, dass bei den 05ern ein Trainer durch interne Beförderung ins Amt gelangt. Sowohl Sandro Schwarz als auch Martin Schmidt trainierten – ebenso wie Siewert – die Zweitvertretung der Mainzer, bevor sie den Cheftrainer-Posten übernahmen. Thomas Tuchel betreute vor seiner Beförderung im Jahre 2009 die U19. Jürgen Klopp schaffte 2001 sogar den direkten Sprung vom Lizenzspieler zum Trainer der Profimannschaft.
Siewert könnte nun also der nächste Trainer mit Stallgeruch sein, dem die Verantwortlichen das Vertrauen schenken.
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